Seite 4 - Alt-breitscheid.de
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Am 20. Februar jährt sich zum zehnten Male <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>stag <strong>de</strong>s Dichters Fritz Philippi, <strong>de</strong>r um<br />
die Jahrhun<strong>de</strong>rwen<strong>de</strong> in Breitscheid als Pfarrer amtiert hat. Philippi hat sich in die <strong>de</strong>utsche<br />
Literaturgeschichte eingeschrieben, seine Lyrik und seine Westerwäl<strong>de</strong>r Erzählungen wur<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>m bekannten Literarhistoriker Adolf Bartels als wertvoller Beitrag zur Erstärkung <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Volkstums gewürdigt. Dem Gedächtnis Philippis ist im wesentlichen die heutige<br />
Folge unserer Heimatblätter gewidmet, in <strong>de</strong>r unser heimatkundlicher Mitarbeiter Reinhold<br />
Kuhlmann, Breitscheid mit feinfühliger Fe<strong>de</strong>r ein aufschlussreiches, aus enger persönlicher<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit mit Philippi erwachsenes Bild vom Leben und Schaffen <strong>de</strong>s Dichters zeichnet,<br />
<strong>de</strong>r in seinen Schriften <strong>de</strong>m Westerwald ein bleiben<strong>de</strong>s Denkmal gesetzt.<br />
Von Reinhold Kuhlmann<br />
„Menschenleben ist kein Garten,<br />
<strong>de</strong>n ein Schutzgeheg umspannt;<br />
Menschenleben ist Kampfesbo<strong>de</strong>n,<br />
sturmbeherrschtes, blaches Land.“<br />
(Philippi)<br />
Der Verfasser dieser Abhandlung sieht bei<strong>de</strong> gern unter <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zwei Königskin<strong>de</strong>r,<br />
von <strong>de</strong>nen es im Lie<strong>de</strong> heißt: „Die hatten einan<strong>de</strong>r so lieb; sie konnten zusammen nicht<br />
kommen, das Wasser war viel zu tief.“ Je<strong>de</strong>s ein Königskind in seiner Art! Sie liebten sich<br />
auch, aber sie lebten doch in zwei verschie<strong>de</strong>nen Welten, die sich nicht genügend ineinan<strong>de</strong>r<br />
einfühlen konnten. Auf <strong>de</strong>r einen <strong>Seite</strong> Philippi, das Wiesba<strong>de</strong>ner Kind mit <strong>de</strong>r heiteren<br />
Lebensauffassung <strong>de</strong>s Rheinlän<strong>de</strong>rs und einer beson<strong>de</strong>ren humorvollen, ja schellhaften A<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>r freigesinnte Pfarrer und fortschrittsgläubige Mensch, <strong>de</strong>r in vielen seiner Zeit weit voraus<br />
war. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren <strong>Seite</strong> das entlegene Westerwalddorf mit seiner ernsten, <strong>de</strong>r <strong>Alt</strong>en<br />
beharren<strong>de</strong>n Art, das seiner Zeit ebenso weit nachhinkte, unberührt von einer freieren<br />
Religionsauffassung am Glauben <strong>de</strong>r Väter festhallend. – Am ehesten war noch bei Philippi<br />
Verständnis für die Gegenseite zu erwarten und auch vorhan<strong>de</strong>n. Ein waschechter Großstädter<br />
war er ja nicht; er fühlte von seinem Großvater her, <strong>de</strong>r Bauer im Buchfinkenlan<strong>de</strong> gewesen<br />
war, noch Bauernblut in seinen A<strong>de</strong>rn wäre. Wiesba<strong>de</strong>n war auch in seiner Kin<strong>de</strong>rzeit<br />
sozusagen noch ein Landstädtchen und nahe <strong>de</strong>r elterlichen Wohnung spielte sich noch<br />
bäuerliches Leben ab. So kam Philippi in gewissem Sinne doch in eine ihm verwandte Welt<br />
hier oben. Er empfand dies auch bei seinem feierlichen Aufzuge hier, als er inmitten <strong>de</strong>r<br />
frohbewegten Dorfleute stand: „Was war das, Mathias Hirsekorn“, so sagte er sich, „was<br />
machte dir warm unter <strong>de</strong>r Weste und machte dich froh und beschämt zugleich? – die<br />
Heimat!“<br />
Nun fand <strong>de</strong>r junge Pfarrer aber kein einheitliches Arbeitsfeld in Breitscheid und <strong>de</strong>n<br />
Tochtergemein<strong>de</strong>n Me<strong>de</strong>nbach und Rabenscheid vor. Neben <strong>de</strong>r Kirche bestan<strong>de</strong>n<br />
„Versammlungen“ <strong>de</strong>r Gemeinschaftschristen im Kirchspiel. Nach etwa zwei Jahren hielt<br />
auch die Großindustrie mit ihren üblen Begleierscheinungen (Zustrom ausländischer Arbeiter<br />
usw.) hier ihren Einzug. „Deswegen sollt aber niemand <strong>de</strong>n Heidluger Pfarrer bedauern, weil<br />
<strong>de</strong>r sich wehren muß.“ Philippi war sich von Anfang an <strong>de</strong>r Schwierigkeiten <strong>de</strong>s hiesigen