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Aufrichtigkeit ist nicht immer Klugheit, aber doch eine geistige Kraft, die segnend<br />

ausstrahlt bis ans en<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tage. Und Güte?<br />

„Ist auch <strong>de</strong>in Kreis unscheinbar eng und klein,<br />

erfülle ihn mit <strong>de</strong>inem ganzen Wesen,<br />

bestrebe dich, ein guter Mensch zu sein!<br />

Gelingt dir dies, so bist du auserlesen.<br />

Auf Größe muß <strong>de</strong>r Mensch zumeist verzichten,<br />

die Güte aber ist <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>r Pflichten.“<br />

Johann Jakob Ludovice (1692)<br />

1697 bis 1714 Michael Wehler (Weler), soll ein pflichttreuer Mann gewesen sein. Er<br />

hat 8 Kin<strong>de</strong>r auf unserm Kirchhof ruhen, darunter waren zwei an <strong>de</strong>n „Pochen“<br />

gestorben. Auch seine Mutter, die Witwe <strong>de</strong>s „wohlehewürdigen und wohlgelehrten“<br />

Pastors zu Kirburg ist 1710 „Zu Breitscheid ehrlich Zur erd bestattet wor<strong>de</strong>n“. Von<br />

Wehler soll ein ausführlicher Bericht aus <strong>de</strong>m Jahre 1711 über die Verhältnisse in <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n verfasst sein; <strong>de</strong>nselben habe ich nicht unter <strong>de</strong>n Akten gefun<strong>de</strong>n.<br />

Dagegen fin<strong>de</strong>t sich ein solcher aus 1704 in <strong>de</strong>m Ban<strong>de</strong> „<strong>Alt</strong>e Akten“. Scha<strong>de</strong>, daß <strong>de</strong>r<br />

interessante Bericht nicht noch länger ist. (6 ½ Folioseiten). – 1705 beschwert er sich,<br />

daß er nicht die zureichen<strong>de</strong>n Mittel habe, <strong>de</strong>n Ackerbau, „wovon ein pastor dieses<br />

orts meistens zu leben“, rechtmäßig zu bestellen. Die Breitschei<strong>de</strong>r wollten ihm mit<br />

<strong>de</strong>n 9 Pfer<strong>de</strong>n nicht, wie seinem Schwiegervater pflügen lassen. In einem Gesuch an<br />

<strong>de</strong>n Fürsten schrieben die Breitschei<strong>de</strong>r: Es ist bekannt, „Daß wir bereits so viele<br />

Dienste und Lasten auf uns haben, daß wir fast nicht Zeit und Kräfte genug übrig<br />

behalten. Er wäre aber „ohnmächtig“, mit Geldunkosten „<strong>de</strong>n mangel <strong>de</strong>s Ackerbaus<br />

zu ersetzen“, seine Haushaltung sei zu befryen, die Aufbringung seiner Kin<strong>de</strong>r ihm<br />

nicht möglich, ja er könne nicht so viel aufbringen („welches (ich) am meisten<br />

beseufze“), daß er sich ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>res buch zur allgemeinen Erbauung o<strong>de</strong>r seiner<br />

eignen „besseren Instruktion“ anschaffen könne; „folglich lehret mich die noth bitten“.<br />

In dieser Gegenschrift gegen das Gesuch <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> sagt Pfarrer Wehler, das sein<br />

Schwiegervater bewilligte, ackern mit 9 Pfer<strong>de</strong>n sei in <strong>de</strong>n letzten 7 Jahren seines<br />

Lebens nicht geleistet wor<strong>de</strong>n, ihm zum Scha<strong>de</strong>n. Es sei vielfältig berichtet, daß 5<br />

seiner Vorgänge, mit ihrer pra..i erwiesen, daß jetz noch bey dieser Pfarr seyn <strong>de</strong>r<br />

mangel sie ebenfalls gedrücket, in<strong>de</strong>me sie keine eigene pfer<strong>de</strong> und Knechte gehalten,<br />

auch sonst keine (<strong>de</strong>m Ackerbau habe „ein pastor dieses Ortes meistens zu leben“).<br />

Auch für unsere arbeit zu sorgen, und unsere weiber und kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gebühr zu<br />

versorgen. Das Ackern mit <strong>de</strong>n 9 Pfer<strong>de</strong>n sei kein altes Recht, son<strong>de</strong>rn neues<br />

freiwilliges. Dem Pfarrer Ludovici zugestan<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Wir tun die „Elehrentliche<br />

bitte, unsere ohne <strong>de</strong>m so heusige und beschwerliche Dienste gnädigste zu behertzigen<br />

und mit neuerung uns in gna<strong>de</strong>n zu verschonen...“ fürstliche Durchlaucht treu<br />

gehorsam Gemein<strong>de</strong> Breitscheid.<br />

1714 bis 1724 Conrad Hein. Er erblin<strong>de</strong>te und zog von hier nach Uckersdorf, wo seine Frau<br />

Güter hatte. Sein ebenfalls blin<strong>de</strong>r Sohn wur<strong>de</strong> lange Jahre hindurch aus <strong>de</strong>n<br />

Almosenkasten, auch <strong>de</strong>m Breitschei<strong>de</strong>r, unterstützt. Hein starb 1733 an einem<br />

Schlagflusse. Das Totenbuch zu Herborn enthält folgen<strong>de</strong> Eintragung: 1733, Conrad<br />

Heyn, gewesener Prediger zu Breidscheid, <strong>de</strong>r, nach<strong>de</strong>m er Stockblind gewesen,<br />

ohngefehr 10 Jahr ein Gna<strong>de</strong>ngehalt genossen und zu Ockersdorff sich aufgehalten,<br />

ist auf <strong>de</strong>m weg von Herborn vom schlag gerühret wor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n, 6. Julius, und <strong>de</strong>n 8.<br />

begraben wor<strong>de</strong>n in die Capell daselbst. 1763 starb Moritz Hein, <strong>de</strong>r lange Zeit blind<br />

gewesen und <strong>de</strong>r Prediger Heins von Breitscheid ehelicher nachgelassener Sohn war.

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