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Schulmeister und Kuhhirt sind noch am Schlusse <strong>de</strong>s Krieges nachweisbar, was darauf<br />

schließen läßt, daß das Wirtschaftsleben im Dorf bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges aufrecht erhalten<br />

geblieben ist. Wir erkennen das auch aus <strong>de</strong>n Eintragungen in <strong>de</strong>m Buch <strong>de</strong>r Einkünfte <strong>de</strong>r<br />

Pfarrei zu Breitscheid manchen Ausfall wegen Aussterben o<strong>de</strong>r Verarmung zu verzeichnen<br />

hatte.<br />

1641 heißt es von Reiffen Bast: „Dieser ist ausgestorben und bleibt <strong>de</strong>s meiste Gut wüst<br />

liegen, <strong>de</strong>ßwegen die Renth auch nicht fällig.“ Von Jeremias Ebersbacher Tochter und ihrem<br />

Ehemann wird berichtete: „Seind gar verarmt, daß wegen ihrer Renth kein Jahr auslieffern<br />

können.“ 1647 mußte die Pfarrei 9 Personen <strong>de</strong>n schuldigen Zins gemutshalber nachlassen,<br />

außer<strong>de</strong>m stan<strong>de</strong>n noch 10 Posten aus. In <strong>de</strong>r Kirchenrechnung von 1649 steht: „Wersch<br />

Thebus Töngesen, <strong>de</strong>m armen Kuhhirten seine Pension (d.h. Zins) von diesem Jahr<br />

nachgelassen.“ 21 alb. 6 pf.“ Der Zins zurück auch geschenkt, Schöffer Hannes Weigels sohn,<br />

ein armer Schefer Jung.“<br />

Der Einbuße auf <strong>de</strong>r einen <strong>Seite</strong> stand auch wie<strong>de</strong>r Zuwachs von an<strong>de</strong>rer <strong>Seite</strong> gegenüber.<br />

Pfarrer Wissenbach bekam bei seiner Einstellung 64 Mesten Korn zugewiesen, „weil ein Teil<br />

<strong>de</strong>n Kriegern weggenommen wor<strong>de</strong>n war.“ Damals wur<strong>de</strong> auch noch mancher Acker <strong>de</strong>r<br />

Pfarrei vermacht. 1641 lagen 11 Äcker <strong>de</strong>r Pfarrei im Außenfeld „urlos“, d.h. wüst. Anfangs<br />

<strong>de</strong>r 1540er Jahre ist die Kirche arm gewesen an Geld. Sie bezahlte 1640 Zimmerlohn an <strong>de</strong>r<br />

Kirche mit 2 Mesten Erbsen, die Kastenrechnung von 1642 enthält folgen<strong>de</strong>n Punkt: „ Item<br />

weil die Kirch arm, von <strong>de</strong>n allmosen ein seill an die glock gekaufft für 1 Gul<strong>de</strong>n 16 Albus.“<br />

Daß es aber <strong>de</strong>r Kirche und <strong>de</strong>r arg zusammengeschrumpften Bevölkerung Breitscheids am<br />

Schlusse <strong>de</strong>s Krieges nicht gar zu schlecht ergangen haben kann, erhellt aus folgen<strong>de</strong>m Punkt<br />

<strong>de</strong>r Kirchenrechnung von 1647: „Alß <strong>de</strong>r Neue Pfarrer (Hoff) ingesetzt wor<strong>de</strong>n, ist in<br />

gegenwart <strong>de</strong>s Inspektors und Sekretärs an wein, bier, fleisch, gewürz, werk und brod<br />

uffgangen 10 Gul<strong>de</strong>n 1 Albus.“ Zehn Gul<strong>de</strong>n! – Mit diesem Bericht über das lukullische Mahl<br />

im Pfarrhaus wollen wir <strong>de</strong>n traurigsten Abschnitt <strong>de</strong>r Geschichte unserer Heimat und <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen Vaterlan<strong>de</strong>s beschließen.<br />

Im siebenjährigen Krieg (1756-1763)<br />

Trafen sich 1760 feindliche Heere im Dillenburgischen. Das englisch- hanövrische Heer unter<br />

Ferdinand von Braunschweig lag anfangs 1760 östlich von Herborn. Rechts von <strong>de</strong>r Dill stand<br />

das französische Heer <strong>de</strong>s Marschalls von Broglin, <strong>de</strong>ssen Natofeldheer von Voyer lag am 2.<br />

Januar mit seinem Hauptquartieren einem Bataillon Infanterie und Artillerie in Breitscheid.<br />

Seine übrigen Truppen lagen in <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Ortschaften. Auch am 3. Januar lag noch ein<br />

Bataillon in Breitscheid. Von Breitscheid aus schrieb General von Voyer zwei Briefe , die im<br />

Kriegsarchiv zu Paris aufbewahrt sind, einen an Broglie und einen an Vegue und fasste <strong>de</strong>n<br />

Entschluß, Herborn und Dillenburg einzunehmen. Am 4. Januar kam es zum Treffen bei<br />

Dillenburg, das für die Franzosen ungünstig ausfiel. Sie zogen sich über Driedorf und<br />

Mengerskirchen zurück. Vom 28. Juni bis 16. Juli 1760 fand dann die Belagerung und<br />

Zerstörung <strong>de</strong>s Dillenburger Schlosses durch die Franzosen statt. Daß ein Hu<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />

Franzosen die feuergefährlichste Stelle <strong>de</strong>s Schlosses, die Heuscheuer, geworfen habe, soll<br />

unwahrscheinlich und nicht bewiesen sein. (Nach Dönges, Schloßzerstörung.)<br />

Revolutionskriege <strong>de</strong>r Franzosen in Schönbach hat <strong>de</strong>r Pfarrer Roth selbst aus <strong>de</strong>m Jahre 1798<br />

auf die letzten Blätter eines alten Kirchenbuches hinterlassen. Er schreibt darin: „ Der 18.<br />

September 1795 war <strong>de</strong>r traurige unglückliche Tag an welchem die Franzosen in diese<br />

Gegend mit starker Heeresmacht gleich Räuberban<strong>de</strong>n eindrangen. „ Dann erzählt er, wie sie<br />

das Dorf beson<strong>de</strong>rs das Pfarrhaus geplün<strong>de</strong>rt hätten, und ihm unter Drohnung mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong><br />

Uhr, Geld und usw abgenötigt hätten. Geld her!“ riefen sie, „es ist noch mehr Geld hier“ –<br />

hielten mir <strong>de</strong>n Säbel an <strong>de</strong>n Hals und eine Pistole auf die Brust, spannten <strong>de</strong>n Hahn und

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