Seite 4 - Alt-breitscheid.de
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(Diese Vorstellung <strong>de</strong>s Sachverhaltes habe ich von <strong>de</strong>m ehemaligen Häfner Albert<br />
Thielmann, <strong>de</strong>r sie als Junge in <strong>de</strong>r Werkstatt seines Vaters (<strong>de</strong>m „Bäuchen“) von <strong>de</strong>n<br />
Häfnergesellen gehört hat. Eine im Jahre 1866 geborene und noch leben<strong>de</strong> Tochter <strong>de</strong>s<br />
Fuhrmanns erinnert sich auch noch, in ihrer Jugend gehört zu haben, daß ihr Vater einmal<br />
einen Wagen voll Mist ins Feld gefahren und wie<strong>de</strong>r nach Hause gebracht habe. Von <strong>de</strong>r<br />
Fahrt nach Sinn aber wußte sie nichts.) Breitscheid, <strong>de</strong>n 13.1.1942 R.K.<br />
Im Westerwald stritt man sich um Heu<br />
Eine Begebenheit um 1500. – einer wollte <strong>de</strong>n Riesen Goilath spielen.<br />
(Von einem Zeitungsausschnitt übersetzt)<br />
In <strong>de</strong>r älteren Zeit waren die Gemarkungen <strong>de</strong>r Dörfer <strong>de</strong>r ehemaligen Herborner Mark noch<br />
nicht genau abgegrenzt. Dies gab Veranlassung zu mancherlei Streitigkeiten. Im Jahre 1499<br />
kam es zu einem interessanten Zusammenstoß zwischen <strong>de</strong>n Dörfern Breitscheid und<br />
Gusternhain. Die Bauern <strong>de</strong>s letzteren Dorfes hatten auf einem Grenzstreifen einen Platz mit<br />
Strohwischen „bestieft“, um Heu darauf zu erzielen, was ihen aber die Breitschei<strong>de</strong>r nicht<br />
zustan<strong>de</strong>n. Als nun die Gusternhainer „mit geweren und gewaltiger Hand“ auch zum Mähen<br />
dieses Platzes schreiten und die von Breitscheid <strong>de</strong>ssen inne wer<strong>de</strong>n, mel<strong>de</strong>n diese es ihrem<br />
Schultheißen in Herborn. Der kommment eilends mit etwa 150 Mann heraufgezogen, doch<br />
bereit, möglichst auf friedlichem Wege die Einigung zwischen <strong>de</strong>n streiten<strong>de</strong>n Parteien<br />
herbeizuführen („gütlichst zu bit<strong>de</strong>n“).<br />
Als die Gusternhainer das Aufgebot sehen, hören sie zwar „ihres mehens“ auf, treten aber<br />
„hin<strong>de</strong>r sich“, schlagen die Glocke zum Sturm und schreien „Bian<strong>de</strong>!“ (Bian<strong>de</strong>n als<br />
nassauisches Besitztum im Titel <strong>de</strong>s Grafen. Es soll hier be<strong>de</strong>uten: „Hilfe, die Nassau-<br />
Dillenburger sind da!“ Die Gusternhainer waren damals als Angehörige <strong>de</strong>s Amtes Driedorf<br />
hessiche Untertanen).<br />
Die Nassauischen bleiben nun ruhig stehen, „haben sich (so!) wen<strong>de</strong>rs nichts bekümmert.“<br />
Die Driedorfischen tun ein Gleiches, und so stehen sie einan<strong>de</strong>r gegenüber. Da erscheint auch<br />
einer aus <strong>de</strong>m Haufen <strong>de</strong>r Driedorfischen, <strong>de</strong>r die Rolle <strong>de</strong>s Riesen Goliath übernehmen will:<br />
„doch so ist enner üß <strong>de</strong>m ampt Driedorff mit enme spieße vnd zu per<strong>de</strong> kommen Rennen<br />
vn<strong>de</strong>r die Nassauische haet sie vbel (übel) vnd boeßlich geschulten, faste (sehr) hochlich Ein<br />
(ihnen) gefloechet.“ Und da er <strong>de</strong>n Schultheißen von Herborn nicht mehr unter seinen<br />
Gegnern sieht, wird er immer dreister, schilt und flucht weiter, was das Zeug hält. Das erregt<br />
<strong>de</strong>n Zorn <strong>de</strong>r Nassauischen <strong>de</strong>rart, daß sie nach ihm werfen und schießen und einer ihn durch<br />
ein Bein schießt, „doch das Ihme nichts scha<strong>de</strong>t.“<br />
Die Kun<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m Vorfall kommt bald nach Dillenburg. Der Graf weilt gera<strong>de</strong> auswärts.<br />
Sein Rentmeister befürchtet jedoch, die Sache könne für Dillenburg unangenehme Folgen,<br />
(„verat und nachfolge“) haben. Man will es aber doch mit <strong>de</strong>m mächtigeren Hessen nicht<br />
ver<strong>de</strong>rben. Darum setzt sich <strong>de</strong>r Rentmeister auf sein Pferd und reitet nach Marburg, um bei<br />
<strong>de</strong>r hessischen Regierung günstiges Wetter für seine Leute zu schaffen. Auch <strong>de</strong>r Schultheiß<br />
von Driedorf erschien dort, um für die hessischen Untertanen einzutreten. Auf bei<strong>de</strong>n <strong>Seite</strong>n<br />
bestand <strong>de</strong>r gute Wille, <strong>de</strong>n Streit auf friedlichem Wege beizulegen. Auch in Marburg war <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sherr nicht anwesend. Der Hofmeister aber hat „mit viel gueten worten vnd erpietung<br />
geantwort, wie er wols truwelich (treulich) anprengen.“<br />
Nach seiner Rückkehr von Marburg besichtigte <strong>de</strong>r Rentmeister <strong>de</strong>n Platz „vnd das mehen“<br />
und fand, daß die Gusternhainer nicht berechtigt waren, dort zu mähen. Er berichtet dann <strong>de</strong>m<br />
Grafen über <strong>de</strong>n Sachverhalt und empfiehlt ihm, weil das Heu noch auf Hausten steht („diene<br />
das Hauw uff Husten stehen“sie, es so stehen zu lassen bis „zum Dage vnd ußtrage“ (d.h. bis<br />
zum Verhandlungstage, an wilchem die Sache an Ort und Stelle ausgetragen wer<strong>de</strong>).