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sagten: „Wir schießen wenn du nicht mehr Geld gibst.“ Der Kirchenkasse hatten sie 150<br />

Gul<strong>de</strong>n geruff.<br />

Vom Jahre 1796 (wahrscheinlich bei <strong>de</strong>m Treffen <strong>de</strong>r <strong>Alt</strong>en Kirchen am 4. Juni unter <strong>de</strong>m<br />

französischen General Klebe... schreibt Roth:<br />

„Im Juni 1796 bin ich wie<strong>de</strong>r zweimal überfallen wor<strong>de</strong>n, im Juni und Juli. Alles was ich im<br />

Haus an Kleidungsstücken und Lebensmittel hatte wur<strong>de</strong> mir genommen, selbst ein noch oben<br />

auf <strong>de</strong>n Balken in <strong>de</strong>r Scheuer an Kleidung. Das Bettwerk wur<strong>de</strong> aufgeschnitten, das Tuch<br />

von <strong>de</strong>n gepolsterten Stühlen abgerissen.<br />

Heimatblätter<br />

(Beilage zur Dillzeitung 15.Juni 1929)<br />

Die Franzosen auf <strong>de</strong>m Westerwald<br />

(Von Pfarrer Encke aus Sinn)<br />

Als ich noch Pfarrer in Schönbach war, fand ich auf <strong>de</strong>n letzten Blättern eines alten<br />

Kirchenbuches folgen<strong>de</strong> Aufzeichnungen <strong>de</strong>s Pfarrers Roth, die ich hier mitteile.<br />

Ich muß hier eines Tages und einer Begebenheit erwähnen, die für mich und <strong>de</strong>n größten Teil<br />

unseres Lan<strong>de</strong>s die traurigste und unglücklichste war und an welchem Tag ich nicht allein,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die hiesige Pfarre und die Kapellen <strong>de</strong>s Kirchspiels viel eingebüßt und verloren<br />

haben. Der 18. September 1795 war <strong>de</strong>r traurige, unglückliche Tag, an welchem die<br />

Franzosen in diese Gegend mit starker Heeresmacht gleich Räuberban<strong>de</strong>n eindrangen.<br />

Getäuscht durch die leeren Proklamationen ihrer Generäle, daß sie nicht als Fein<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />

als Freun<strong>de</strong> kämen, nur <strong>de</strong>n Fürsten und Schlössern Krieg und Zerstörung drohten, <strong>de</strong>n Hütten<br />

aber Frie<strong>de</strong>n brächten, und nur diejenigen feindselig behan<strong>de</strong>ln wür<strong>de</strong>n, welche mit<br />

bewaffneter Hand angetroffen wür<strong>de</strong>n, getäuscht dadurch und durch die Unwissenheit, daß<br />

die Franzosen ihr Versprechen nicht hielten, sahen und hofften viele Einwohner in ihnen<br />

Freun<strong>de</strong>, die Retter und Befreier von <strong>de</strong>m bisher sie schwer brücken<strong>de</strong>n Joch <strong>de</strong>r<br />

Einquartierung kaiserlicher Völker, ja einige wünschten sie sogar und hofften, daß diese<br />

Freiheits- und Gleichheitsprediger auch ihnen Freiheit und Gleichheit nach ihrem Sinn<br />

bringen wür<strong>de</strong>n. Niemand war daher auf Sicherung <strong>de</strong>s Eigentums bedacht, niemand dachte<br />

an Plün<strong>de</strong>rung. Ich dachte selbst nicht daran und glaubte es auch nicht. Oft war ich aber doch<br />

wegen <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> damals ruhen<strong>de</strong>n Kirchenkapitalien in Verlegenheit, und wußte nicht, was<br />

wohl hierbei am ratsamsten sei. Ich besprach mich <strong>de</strong>swegen mit <strong>de</strong>n sämtlichen Heimbergern<br />

(heutzutage Bürgermeistern) und Kirchenmeistern (heute Kirchenrechner) <strong>de</strong>s Kirchspiels.<br />

Ich stellte ihnen meine Besorgnis vor und meinen Entschluß, <strong>de</strong>m Kirchmeister und<br />

Heimberger eine je<strong>de</strong>n Ortes aber nur einem das einem je<strong>de</strong>n Ortes zugehörige Kapital zu<br />

geben, um solches so gut wie möglich zu verwahren. Sie wollten aber das Geld nicht nehmen<br />

und ersuchten mich, es zu behalten und so gut zu verwahren, wie ich könnte. Ich hätte ja,<br />

sagten sie, auch nichts zu befürchten. Die fürstliche Lan<strong>de</strong>sregierung habe ein Schreiben<br />

herumgehen lassen, daß die Franzosen nicht als Fein<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn als Freun<strong>de</strong> kämen. Ich<br />

mußte also die Kapitalien hier liegen lassen und behalten, weil sie keiner von ihnen an sich<br />

nehmen wollte.<br />

Man sah sicher und getrost <strong>de</strong>r Ankunft <strong>de</strong>r Franzosen entgegen. Ja, alle waren so sicher, daß<br />

wenn nicht ein glückliches Ungefähr und noch aufgeweckt hätte aus unserer Sicherheit, nicht<br />

allein alle die Kapitalien wären verloren gewesen, son<strong>de</strong>rn ich selbst meines ganzen<br />

Vermögens wäre beraubt wor<strong>de</strong>n. Der hiesige Amtsjäger (heute Oberförster) war am 17. zu<br />

Driedorf. Des Nachmittags kamen die Einwohner von Hohenroth nach Driedorf und zeigten<br />

beim Fürstlichen Amt an, daß die Franzosen da wären und plün<strong>de</strong>rten. Der Amtsjäger eilte

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