23.04.2013 Aufrufe

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kriegshandlungen verschont blieb, so hat es doch noch viel zu lei<strong>de</strong>n gehabt von<br />

Truppendurchzügen, von Einfällen kaiserlicher und beson<strong>de</strong>rs schwedischer Kommandos, die<br />

sich <strong>de</strong>n Landbewohnern gegenüber alle Freiheiten erlaubten, Vieh und Lebensmittel<br />

wegnahmen. 1640, im März, kamen unvermutet ein kleines kaiserliches Kommando unter<br />

<strong>de</strong>m Oberst Meuter in Dillenburg an. Es traf in <strong>de</strong>r Stadt einen Trompeter mit zwei Dragonern<br />

von <strong>de</strong>r Bernhard von Weimarschen Armen an; es machte letzten zu Gefangenen und<br />

marschierte auf Breitscheid, nahm <strong>de</strong>n Bauern daselbst einige Pfer<strong>de</strong> mit Gewalt ab und zog<br />

sodann weiter nach Hachenburg. – Aus 1646 berichtet <strong>de</strong>r heutigen Pfarrer Wissenbach, daß<br />

ihm die Fein<strong>de</strong> bei ihrem Einfall Pfer<strong>de</strong> und Vieh geraubt habe (Sueci equ 83 et aeou<strong>de</strong>s<br />

invesione sua raquement, mane a cencione, me aeprotantem in rure accionnrit sed entaotum<br />

plane <strong>de</strong>miscrunt)<br />

b) Breitscheid im 30 jährigen Krieg<br />

Nun wollen wir noch ein wenig in unser Dorf hineinsehen, soweit es uns aufgrund <strong>de</strong>r alten<br />

Bücher im Pfarrhaus möglich ist.<br />

1626 steht in <strong>de</strong>r Kastenrechnung: „Als <strong>de</strong>n 11 ten Juny das allmosensecklin von Soldaten<br />

genommen gewesen, daß man nich hat uffheben können, ein an<strong>de</strong>res machen lassen, kostet 6<br />

albus; Und <strong>de</strong>s schellgin darun 4 albus.“ –<br />

1632 (Kastenrechnung): „Item einer vertreibenen pfarrersrauen von Mag<strong>de</strong>brugk 2 albus 6 pf“<br />

(Mag<strong>de</strong>burg war im Jahre 1631 zerstört wor<strong>de</strong>n). –<br />

1636 kam <strong>de</strong>r neue Pfarrer Wissenbach hierher. Er berichtet darüber: „bin damals in Bast<br />

peiffers hauß eingezogen, weil damals das pfarrhaus neu gebaut wor<strong>de</strong>n. Habe aber nichts<br />

vorgefun<strong>de</strong>n als das theil <strong>de</strong>s hiob. Sonsten im geringsten kinen heu, frucht, we<strong>de</strong>r tisch noch<br />

stuhl, bank o<strong>de</strong>r schaft usw. ist auch kein kasten schloß o<strong>de</strong>r schüssel mehr bezhan<strong>de</strong>n<br />

gewesen. Also daß von niemand einige liefferung mir beschehen ist.“- Mit Erschütterung liest<br />

man auf <strong>de</strong>n ersten vergilbten Blättern unseres ältesten Ehe-, Tauf- und Sterberegisters, wie<br />

sehr <strong>de</strong>r Krieg die Familien zerrissen hat. Die 10 Personen, welche 1636 heirateten aus<br />

Breitscheidt, waren sämtlich verwitwete. Wer übriggeblieben war von <strong>de</strong>n Gatten, tat sich mit<br />

an<strong>de</strong>ren zusammen zur Arbeit und zur Lust. „Jost Görg, Witwer, und Elsbeth, Hans Fommes<br />

nachgelassene Wittib, Peters Hannes, Witwer, und Ottilie, Schaffer Peters nachgelassene<br />

Wittib, Johannes Conrad, Witwer, und Ella, Johann Schlemmerß nachgelassene Wittib.“ So<br />

geht es weiter.<br />

1637 heiratete „Johan Groß, Witwer und Heimberger alhier und Margareth, Contze Kolbens<br />

nachgelassene Wittib“,<br />

1646 steht im Eheregister, daß ein Bräutigam aus Me<strong>de</strong>nbach, <strong>de</strong>r aus Cassel stamme, seine<br />

Entlassungspapiere wegen großen Kriegsgefahr nicht in <strong>de</strong>r Heimat habe holen können.<br />

Taufen sind in 1636 keine eingetragen. Pfarrer Wissenbach spricht in lateinischer Sprache am<br />

Kopf <strong>de</strong>s Taufberichts von <strong>de</strong>r Unfruchtbarkeit <strong>de</strong>r Frauen in diesem Jahre. Man kanns<br />

verstehen, daß die Schreckenszeit von 1635 <strong>de</strong>n Gesundheitszustand <strong>de</strong>r Frauen ungünstig<br />

beeinflußte. Die Eintragungen im Taufbuch von 1637 beweisen aber wie<strong>de</strong>r, daß selbst nach<br />

<strong>de</strong>n allerschwersten Zeiten <strong>de</strong>r Wille zum Leben, und <strong>de</strong>r Naturtrieb zur Erhaltung <strong>de</strong>r Rasse<br />

wie<strong>de</strong>r durchbricht. –<br />

Der erste Satz im Sterbebuch lautet: Anno 1636. multi peste obierunt, d.h. viele an <strong>de</strong>r Pest<br />

gestorben. (1636 = 7) Von 1637 bis 1641 starben jährlich etwa 2 bis 3 Personen, von 1643 bis<br />

1645 durchschnittlich jährlich 1 Person, 1650 und 1652 starb niemand hier. Es ist daraus zu<br />

ersehen, daß die Bevölkerungszahl gegen <strong>de</strong>n Schluß <strong>de</strong>s Kreiges immer mehr abnahm.<br />

1641 waren 21 Häuser bewohnt, gegen 39 im Jahre 1632. Am Schlusse <strong>de</strong>s Krieges durfte<br />

Breitscheid keine 100 Seelen mehr gezählt haben, kaum 80 Gemessen an an<strong>de</strong>rn<br />

Dorfschicksalen in <strong>de</strong>m großen Kriege.<br />

Emmerichenhain hatte nur noch 3 Familien, Stockhausen bei Marienberg war ganz<br />

ausgestorben – scheint es trotz allem noch glimpflich weggekommen zu sein.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!