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Kein Zeitgenosse von damals hat uns etwas aufgeschrieben über Breitscheids Ergehen in <strong>de</strong>m<br />
großen Kriege. Aber da unsere ältesten Kirchenbücher in die Zeit <strong>de</strong>s 30 jährigen Krieges<br />
hineinreichen, so können wir <strong>de</strong>rselben doch hier und da einiges entnehmen, was diese Zeit<br />
ein wenig beleuchtet. Unter Benutzng von Kellers „Drangsale <strong>de</strong>s nassauischen Volkes im 30<br />
jährigen Kriege“ und an<strong>de</strong>rem kann ich daneben noch einiges zufügen, was die Ereignisse in<br />
unserer Gegend im Allgemeinen betrifft. Ich will mich dabei auf die Hauptsache beschränken<br />
und nicht alle Einquartierungen und Durchzüge <strong>de</strong>r Truppen erwähnen.<br />
a) Allgemeines über die Kriegsereignisse in unserer Gegend.<br />
Der große Kampf zwischen Katholiken und Portestanten begann weit ab von uns in Böhmen.<br />
Unser Ländchen bleib anfangs neutral, traf aber Vorkehrungen, um <strong>de</strong>r Gefahr zu begegnen.<br />
Als im November 1619 ein großer Komet am Himmel erschien, hielten das die<br />
abergläubischen Leute für die Ankündigung furchtbarer Zeiten (Kometen erscheinen auch,<br />
wenn’s keinen Krieg gibt). Ihre Angst stieg aufs Höchste; sie sollte diesmal nur allzu sehr<br />
begrün<strong>de</strong>t sein. – 1622 zog ein kaiserliches Heer (katholische Leute) durch unsere Gegend.<br />
Sie kamen aus <strong>de</strong>r Wetterau um nach Westfalen zu ziehen. Wenn sie in Uckersdorf und<br />
Burbach gewesen sind, dann sind sie wohl auch durch unser Dorf gekommen und haben die<br />
Greuel hier auch verübt. Keller berichtet darüber: „Ganz unerwartet wütete Graf Anholt am<br />
30. Januar (1622) mit einem Korps von 12000 Mann, die er aus <strong>de</strong>r Bergstraße und <strong>de</strong>r<br />
Wetterau zusammenzog, ins Dillenburgische einen Graf A. lag in Haiger mit 800 Reitern, alle<br />
an<strong>de</strong>ren Amtsortschaften waren mit Soldaten angefüllt, nur Dillenburg blieb wegen <strong>de</strong>r<br />
Festung verschont. Diese Truppen hatten schlechte Manneszucht, we<strong>de</strong>r Männer noch Frauen<br />
waren von diesen Unmenschen sicher. Die Weiber wur<strong>de</strong>n in Gegenwart ihrer Männer<br />
genotzüchtigt, die Kindbetterinnen und ihren Betten in die Wäl<strong>de</strong>r gejagt und die Männer<br />
furchtbar mißhan<strong>de</strong>lt. Von Einwohnern wur<strong>de</strong> das Geld mit Gewalt abgepresst. In Uckersdorf<br />
und Ebersbach mußten verschie<strong>de</strong>ne Personen 50-100 Reichstaler zahlen. Öfen, Fenster und<br />
Türen wur<strong>de</strong>n zerschlagen, die Lebensmittel in <strong>de</strong>n Kot geworfen, Bettwerk und Hausgerät<br />
mit fortgeschleppt. Graf A. ließ sich überdies im Dillenburgischen 126 Pfund liefern. Im<br />
Burbacher Grund griffen die Leute aus Verzweiflung zu <strong>de</strong>n Waffen und verteidigten sich<br />
gegen die Unmenschen. Im Siegerschen wur<strong>de</strong>n die Leute bis auf <strong>de</strong>n Tod geschlagen. Den<br />
Schultheiß von Ferndorf entklei<strong>de</strong>ten sie völlig, jagten <strong>de</strong>ssen Frau, eine Kindsbetterin von 3<br />
Tagen, in <strong>de</strong>n Wald und nahmen <strong>de</strong>r Familie alles Geld ab. Noch im Februar lagen in Siegen<br />
30 Männer wegen Misshandlung im Hospital.“-<br />
1623 trieb bayrische Einquartierung im Dillenburgischen überall „die größten<br />
Ausschreitungen, und es wur<strong>de</strong>n nicht selten Türen eingeschlagen und Geld erpreßt.“<br />
1626 Pest in unserer Gegend, dazu in Herborn ein großer Brand, wobei 214 Gebäu<strong>de</strong><br />
abbrannten.<br />
1629 wur<strong>de</strong> Sinn bei Herborn von <strong>de</strong>n Spaniern, die in Wetzlar lagen, überfallen. Aus einem<br />
<strong>de</strong>r Protokolle, welche die Einwohner von Sinn nachher abgaben, ersehen wir, daß im<br />
Vergleich zur 2ten Hälfte <strong>de</strong>s Krieges die Behandlung <strong>de</strong>r Bewohner unserer Gegend vor<br />
1629 noch verhältnismäßig glimpflich gewesen sein muß. Der Heimberger Christ Söll von<br />
Sinn, sagt bei <strong>de</strong>r amtlichen Protokollaufnahme unter an<strong>de</strong>rem aus: als sie uf ihn geschlagen,<br />
und ihn auch getröwet zu schießgen, da hett er ihnen eutläufen wollen und kein sorg gehabt,<br />
dasz sie so feindlich schießgen sollten, <strong>de</strong>nn bei diesem krieg ein keiner so bös gewesen, <strong>de</strong>r<br />
solchergestalt uf einen geschossen hette.“ Aber „in<strong>de</strong>m er sich zur laufen gestelt, war er<br />
stracks hin<strong>de</strong>n zum rücken hinein geschossen wor<strong>de</strong>n, daz er stracks liegen geblieben. Die