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1466 wenn sie ihre reiche Schlehenernte an <strong>de</strong>n Dillenburger Hof ablieferten, wo man<br />
dieselben zur Herstellung <strong>de</strong>s beliebten Schlehenweines begehrte. Aber hier wälzte sich auch<br />
in stürmischer Kriegszeit eine zügellose Soldateska mit unzähligem Troß, zogen die<br />
Marodure und ihre Spießgesellen, um die umliegen<strong>de</strong>n Dörfer zu brandschatzen. (Nies) So<br />
mag in manchen Zeiten diese alte Höhenstraße ein mannigfaltig bunt belebtes Bild dargeboten<br />
haben; ja, sie mag auch Wegelagerern und Raubrittern ein Beutefeld gewesen sein in <strong>de</strong>n<br />
dunklen Zeiten <strong>de</strong>s Mittelalters, als solches Gesin<strong>de</strong>l die Straßen unsicher machte und die<br />
großen Han<strong>de</strong>lsstädte, wie Köln und Frankfurt, sich genötigt sahen, zum Schutze ihrer<br />
reisen<strong>de</strong>n Kaufleute in Driedorf Wehrtürme zu errichten. – Dräges vermutet, daß Wilhelm <strong>de</strong>r<br />
Verschwiegene En<strong>de</strong> Juni 1572 auf <strong>de</strong>r Rheinstraße seine letzte Fahrt von Dillenburg nach<br />
<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n gemacht habe, weil von ihm am 12. Juli <strong>de</strong>sselben Jahres ein Brief von<br />
<strong>Alt</strong>enkirchen aus geschrieben wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Über <strong>de</strong>n allmählichen Abgang <strong>de</strong>r Rheinstraße bin ich nicht recht unterrichtet. Der 1808<br />
geborene Johannes Thielmann hat seinem Sohne Rudolf (<strong>de</strong>m blin<strong>de</strong>n) erzählt, daß er in<br />
seiner Jugend noch das Posthorn gehört habe, wenn die Post über die Rheinstraße nach<br />
Koblenz gefahren sei. Nach „Koblenz“. Dräges vermutet, daß <strong>de</strong>r sogenannte „kurpfälsische<br />
Postwagen“ <strong>de</strong>r von Frankfurt seit 1704 nach Düsseldorf ging, die Rheinstraße befahren habe<br />
zwischen Dillenburg und <strong>Alt</strong>enkirchen. Himmelreich läßt aber diese Poststraße von Wetzlar<br />
aus über Driedorf auf die Hohe Straße gehen nach Hachenburg zu, also nicht über Dillenburg.<br />
Und nach <strong>de</strong>m Bericht <strong>de</strong>r Herborner Geschichtsblätter über <strong>de</strong>n Postraub bei Kölschhausen,<br />
<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>m kurpfälsischen Postwagen 1765 verübt wur<strong>de</strong>, läuft <strong>de</strong>r Wagen über Dillenburg,<br />
Siegen nach Düsseldorf. Demnach ist die Sache nicht ganz klar über <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r<br />
Poststraße in unserer Gegend. Seit <strong>de</strong>n Napoleanischen Kriegen wird die Rheinstraße wohl<br />
schon als Verkehrsstraße in <strong>de</strong>r Hauptsache in Abgang gekommen sein. Vereinzelt wur<strong>de</strong> sie<br />
in <strong>de</strong>n 1850er Jahren noch benutzt, so z.B. von <strong>de</strong>n Hitschelern. Der alte Bürgermeister<br />
Georg, geboren 1879, erzählt mir, daß sie als Schuljungen <strong>de</strong>n Hitschelern auf <strong>de</strong>r<br />
Rheinstraße zugerufen hätten: „Hitscheler, die Gaul is scheel, verkauf mer doch wingk<br />
Scheelermehl.“ (Die Hitscheler als Händler brachten nämlich feines Weizenmehl hierher) Zu<br />
nassauischen Zeiten, um 1860, ging auch <strong>de</strong>r Kammerbote Weber von Dillenburg<br />
wöchentlich noch zweimal <strong>de</strong>n Weg nach Biebrich über die Rheinstraße. Endgültig in neue<br />
Bahnen gelenkt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verkehr über <strong>de</strong>n Westerwald durch <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Eisenbahnen,<br />
hauptsächlich <strong>de</strong>r Deutz-Gießener Bahn, welche 1862 eröffnet wur<strong>de</strong>.<br />
Nun ist’s einsam gewor<strong>de</strong>n, um die Rheinstraße. Ihre Wasserablaufsgräben verflachen sich<br />
immer mehr und es wird die Zeit kommen, wo ihre Spur verwischt ist; doch lebt ihr Name in<br />
<strong>de</strong>m Teile, <strong>de</strong>r durch unsern Wald läuft, fort bei uns. Wie ists auf unserer Rheinstraße jetzt so<br />
feierlich still! „Tief die Welt verworren schallt, oben einsam Rehe grasen“. Doch ab und zu<br />
sah sie auch wie<strong>de</strong>r ein lebhafteres Bild, die tanzen<strong>de</strong> Jungwelt Breitscheids bei frohen<br />
Lie<strong>de</strong>rn und Becherklang an schönen Sonntagnachmittagen. Auch dies ist dahin. Nichts ist<br />
beständig, nur <strong>de</strong>r Wechsel. Mich erfaßts wie Heimweh nach unserer Rheinstraße, die ich<br />
früher so gedankenlos überschritt. Nur ein Stündchen möchte ich sitzen an ihrem Ran<strong>de</strong> unter<br />
<strong>de</strong>n sich sonst im Win<strong>de</strong> wiegen<strong>de</strong>n Tannenzweigen und sinnen und sinnen!<br />
Einwohnerverzeichnis ab 1532<br />
Breitschidt. 1. Schmidts Henchin 1 Gul<strong>de</strong>n 14 Albus<br />
Der jung Claß 19 Albus<br />
Lenges ?chen 20 Albus<br />
Kremers Jost 1 Gul<strong>de</strong>n 20 Albus<br />
Cleß Hannes 23 Albus<br />
Aberts Johann 1 Gul<strong>de</strong>n 2 Albus