Seite 4 - Alt-breitscheid.de
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Daß ma(n) ehmol als dr Pärrner en dr Preerig drüwer hot gesproche.<br />
Mei’ Orgelist, dr sich mol getroffe hot gefiehlt,<br />
Dr hot sich kurz besonn’ un hurtig droff gespielt.<br />
„Wer niemals einen Rausch gehabt, <strong>de</strong>r ist kein braver Mann.“<br />
Dergleiche Sache sei jo doch `n Sinn en aach `n Schann“.<br />
(Treffend sind hier einige Züge <strong>de</strong>r Wesensart <strong>de</strong>r Landbevölkerung wie<strong>de</strong>rgegeben: Der eine<br />
Bauer ist misstrauisch, er vermutet, <strong>de</strong>r Schulmeister habe die Pfeifen mitgenommen; <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re singt in <strong>de</strong>r Kirche aus Leibeskräften, daß man noch nachträglich um seine Halsa<strong>de</strong>rn<br />
fürchten muß, und <strong>de</strong>r dritte gibt <strong>de</strong>m richtigen Empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Volkes Ausdruck, daß<br />
„Fratzelie<strong>de</strong>r“ und Gassenhauer nicht auf die Orgel gehören.)<br />
Ein Willkomm <strong>de</strong>r Eisenbahn.<br />
Zur Eröffnung <strong>de</strong>r Teilstrecke Rabenscheid-Breitscheid (13.5.1939)<br />
Endlicht ist’s Wirklichkeit gewor<strong>de</strong>n. Breitscheid hat Eisenbahn. Daß damit eine alte<br />
Sehnsucht in Erfüllung geht, beweißt ein harmloser Scherz junger Burschen in <strong>de</strong>n 1880er<br />
Jahren. Am Tage nach Weihnachten machten sie einmal „blau“. Wie die Zeit totschlagen?<br />
Krauskopfs Adolf von Rabenscheid schlägt vor: „Ei mr wonn alt <strong>de</strong> Eiseboh abstache!“<br />
Johlend wird zugestimmt. Bald stehen schon die Pfähle entlang <strong>de</strong>s alten Hüttenweges.<br />
Bärschekers Haus, wo <strong>de</strong>r Kuhhirt wohnt, bil<strong>de</strong>t ein Hin<strong>de</strong>rnis. Pol<strong>de</strong>rnd dringen die<br />
Burschen hinein. Barscheckers Anne macht nun große Augen, als sie ihr klarmachen, sie<br />
steckten die Eisenbahn ab und müßten sie nun gera<strong>de</strong> über ihr Bett legen.<br />
Bei <strong>de</strong>r abgeschie<strong>de</strong>nen Lage Breitscheids<br />
Bei <strong>de</strong>r abgeschie<strong>de</strong>nen Lage Breitscheids und seinen reichen Bo<strong>de</strong>nschätzen wäre ein<br />
Anschluß an die Bahn <strong>de</strong>s Dilltals von großer Be<strong>de</strong>utung für das Dorf und auch in <strong>de</strong>n 1880er<br />
Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ernsthafte Versuch unternommen, die Bahn zu erhalten. Es ging von <strong>de</strong>n<br />
Gailschen Kohlenzechen (Ludwigs Zuversicht und Ludwig Haas) aus. Große Mühe um die<br />
Sache machte sich <strong>de</strong>r Obersteiger Becker in Verbindung mit <strong>de</strong>m alten Bürgermeister<br />
Bechtum. Bei<strong>de</strong> Herren wür<strong>de</strong>n einmal in <strong>de</strong>r Gelegenheit vorstellig bei <strong>de</strong>r<br />
Eisenbahndirektion Köln. Die damals noch zuständig war für die Dillbahn. Becker war mehr<br />
für <strong>de</strong>n Anschluß Breitscheids in Haiger als in Herborn, weil diese Linie technisch leichter<br />
möglich war und auch die Grube und die Steinbrüche <strong>de</strong>s Aubachtals berücksichtigen. Gegen<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1880 er Jahre wur<strong>de</strong> die Bahn von Haiger nach Breitscheid abgesteckt, in <strong>de</strong>r<br />
Hauptsache so, wie sie nun, 50 Jahre später auch ausgeführt wor<strong>de</strong>n ist, ein Tunnel war aber<br />
nicht vorgesehen, son<strong>de</strong>rn die Umgehung <strong>de</strong>s Bergrückens weiter östlich.<br />
Die Verbindung mit <strong>de</strong>m hochindustriellen Siegerland begünstigend, wäre diese Linie damals<br />
von größerer Be<strong>de</strong>utung für Breitscheid gewesen als heute, da auch viele Arbeiter von hier<br />
dort tätig waren; sie wäre auch <strong>de</strong>m damals noch stark hier vertretenen, aber schwer um sein<br />
Bestehen eingehen<strong>de</strong>n Häfnerhandwerk sehr zugute gekommen. Auch <strong>de</strong>r Stadt Haiger hätte<br />
sie ohne Zweifel einen merklichen Aufschwung gebracht, da sie <strong>de</strong>n lebhaften<br />
Geschäftsverkehr Breitscheids von seinem Mutterorte Herborn sicher etwas abgezogen und<br />
mehr nach Haiger gelenkt hätte.<br />
Die Entwicklung ging aber zunächst einen an<strong>de</strong>ren weg. Für die Bahnverwaltung war die<br />
Westerwaldquerbahn vordringlicher. Da wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Strecke Herborn- Westerburg<br />
beschlossen. Es galt nun für Breitscheid, in diese Linie über Uckersdorf und Me<strong>de</strong>nbach<br />
einbezogen zu wer<strong>de</strong>n. Die Hauptindustrie an <strong>de</strong>r Bahn war jetzt die im Jahre 1899 hier<br />
gegrün<strong>de</strong>te „Westerwäl<strong>de</strong>r Tonindustrie“. Die Bahnbehör<strong>de</strong> hätte auch gerne <strong>de</strong>n