Seite 4 - Alt-breitscheid.de
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Breitschei<strong>de</strong>r Fuhrleuten von Herborn herbeigeschafft wor<strong>de</strong>n. Der Fuhrlohn betrug 18 Mark,<br />
also ebensoviel wie <strong>de</strong>r Preis <strong>de</strong>r Backsteine am Ofen in Herborn.<br />
Die Häuser an <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>s Erdbacherwegs sind in ersten Jahrzehnt dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
entstan<strong>de</strong>n. Auch die Häuser am Hüttenweg über <strong>de</strong>n Fachwerkhäusern gehören <strong>de</strong>m neuen<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt an. Zur Zeit ist das Haus <strong>de</strong>s Försters Thielmann, links am Hüttenweg das<br />
oberste. Am Erdbacherweg sind Immels Haus (1903) und das Vereinshaus (1908) die<br />
untersten. Der Me<strong>de</strong>nbacherweg hat die Häuser Weber und Deubel hinzu erhalten. Das<br />
<strong>de</strong>ubelsche Haus (1913) an <strong>de</strong>r Ecke vom Pfaffenkäutchesweg ist vom Bauverein <strong>de</strong>s<br />
Dillkreises erbaut wor<strong>de</strong>n. Es ist das erste Haus, abgesehen vom Wohnhaus <strong>de</strong>r Fabrik, das<br />
einen feineren Baustil aufweist.<br />
Als die Erdbacher Bahn gebaut wur<strong>de</strong>, gab sich Breitscheid große Mühe, sie zu bekommen<br />
(über Me<strong>de</strong>nbach). Der damalige Landrat war aber mehr für Erdbach und <strong>de</strong>n<br />
Steinbruchbesitzer Wurmbach, und seinen Ruinen gab <strong>de</strong>n Ausschlag. Den Bemühungen von<br />
Dr. Schick, <strong>de</strong>m Fabrikherrn hier, gelang es nun, <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Bahn Haiger- Gusternhain (als<br />
Teilstrecke <strong>de</strong>r Linie Haiger- Driedorf- Ruhrgrund – Ulmtal- Bahn) zu erreichen.<br />
Im Jahre 1913 wur<strong>de</strong> das Bahnhofsgebäu<strong>de</strong> gebaut, <strong>de</strong>r Bahnbau konnte nach <strong>de</strong>m Kriege<br />
noch nicht fortgesetzt we<strong>de</strong>n. 1917 hatte Breitscheid etwa 160 Häuser und 1016 Einwohner.<br />
1919: 1074 Einwohner.<br />
Am 28. Juni 1916 war <strong>de</strong>r große Fabrikbrand. Das Herborner Tageblatt berichtet darüber<br />
folgen<strong>de</strong>s:<br />
„Breitscheid, <strong>de</strong>n 29. Juni. Von einem verheeren<strong>de</strong>n Feuer wur<strong>de</strong> gestern abend die Fabrik<br />
<strong>de</strong>r Breitschei<strong>de</strong>r Tonindustrei heimgesucht. Das ganze Werk bis aufs Direktorenhaus, einige<br />
Schuppen und das Kesselhaus, ist <strong>de</strong>n Flammen zum Opfer gefallen. Um 8 ½ Uhr explodierte<br />
aus unbekannter Ursache ein Brennofen für Chamottesteine, und bald darauf war das ganze<br />
Werk wie in ein Flammenmeer getaucht. Der Fernsprecher kün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Nachbarorten das<br />
Unglück, und bald darauf waren die Feuerwehren <strong>de</strong>r näheren und weiteren Umgegend auf<br />
<strong>de</strong>m Brandplatze versammelt und wetteiferten miteinan<strong>de</strong>r um <strong>de</strong>s Feuers Herr zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Ihrer unermüdlichen Arbeit ist es auch zu danken, daß unser Ort selbst, in <strong>de</strong>n die Funken<br />
regneten, vor Scha<strong>de</strong>n bewahrt blieb. Unsere Einwohnerschaft die ein solches Feuer noch<br />
nicht gesehen haben dürfte, bewährte sich vorzüglich. Die Großen und die Kleinen, die <strong>Alt</strong>en<br />
und die Jungen griffen tüchtig mit zu und waren bis in die Morgenstun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong><br />
Gefahr als beseitigt gelten durfte, tätig. Schwere Rauchwolken wälzten sich bei fast völliger<br />
Windstille weithin über unsere Wäl<strong>de</strong>r. So ist nun <strong>de</strong>r schöne, <strong>de</strong>r Neuzeit entsprechend<br />
eingerichtete Ort, <strong>de</strong>s Feuers Macht zum Stillstand gekommen und etwa 100 Arbeiter sind<br />
brotlos gewor<strong>de</strong>n.“<br />
Die letzte Bemerkung, daß 100 Arbeiter brotlos gewor<strong>de</strong>n seien, stimmte glücklicherweise<br />
nicht. Sofort wur<strong>de</strong>n die Aufräumungsarbeiten und danach <strong>de</strong>r Aufbau begonnen. Die Mauern<br />
waren ja auch stehen geblieben. Niemand verlor Arbeit und Brot.<br />
Was die Verschönerung im Inneren <strong>de</strong>s Dorfes betrifft, so wur<strong>de</strong>n 1909 die Bäche in<br />
Kanalrohre gelegt; seit 1902 hatte man die Hochdruckwasserleitung. Um 1909 wur<strong>de</strong>n auch<br />
die Straßenrinnen zum erstenmal gepflastert. Auf behördlichen Zwang hin wur<strong>de</strong>n die<br />
Mistkauten zementiert.<br />
Den kräftigen Sprung in <strong>de</strong>r Entwicklung während seines ganzen daseins hat unser Dorf in<br />
<strong>de</strong>n letzten 25 Jahren gemacht. Worin liegen die Ursachen zu diesem ungewöhnlichen<br />
Aufschwung? Die 1862 eröffnete Hauptbahn Gießen – Deutz hatte wohl unsere Gegend <strong>de</strong>m<br />
großen Verkehrsstrom etwas näher gebracht und damit einerseits die Lebensbedürfnisse