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Wohl uns, wenn wir die Sprache <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s vernehmen und sein Mahnen beherzigen! Ein<br />
Ahnen <strong>de</strong>s Göttlichen erfasst uns, ein geheimnisvolles Leben durchflutet uns im feierlichen<br />
Schweigen <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s wie in einem mächtigen Dom, <strong>de</strong>r zur Andacht einlädt. Die<br />
Abendsonne rieselt gol<strong>de</strong>n durch die dunklen Tannen – „lebe wohl“ und „Schirm dich Gott,<br />
du schöner Wald“! – Und müssen wir die Heimat verlassen und mit ihr auch unseren Wald,<br />
die Erinnerung an ihn wird uns in die Frem<strong>de</strong> begleiten und in <strong>de</strong>m Gewirre <strong>de</strong>s Lebens<br />
aufrichten und jung erhalten:<br />
„Und mitten in <strong>de</strong>m Leben wird <strong>de</strong>ines Ernste Gewalt<br />
mich Einsamen erheben. So wird mein Herz nicht alt“.<br />
Wie unsere Hei<strong>de</strong>, so war auch unser Wald nicht stumm für Philippi. Er wußte sein Raunen<br />
zu <strong>de</strong>uten; und was es in ihm wandte, hat er in <strong>de</strong>m tief empfun<strong>de</strong>nen Gedichte „Stumm?“<br />
zum Ausdruck gebracht.<br />
Raunen?<br />
Wer sagt, du wärst stumm, du hoher Wald,<br />
<strong>de</strong>r kennt dich nicht. Verschloss’nen Herzens ging<br />
er taub vorbei und ohne Gegengruß.<br />
Ich hab! O Wald, dich immer noch gehört,<br />
wenn <strong>de</strong>ine weiten Hallen ich betrat.<br />
Ich hörte atmen <strong>de</strong>ine breite Brust.<br />
Ich spürte <strong>de</strong>inen O<strong>de</strong>m unentweiht.<br />
Und aus <strong>de</strong>n Wipfeln hört ich re<strong>de</strong>n dich<br />
Vom Stamm zu mir und hin zum Fels und Her,<br />
<strong>de</strong>in Wort wie Heimatlaut so treu und <strong>de</strong>utsch.<br />
Und wenn ich lauschte, ward es still in mir.<br />
Wie <strong>de</strong>uchte, ob an <strong>de</strong>inem Saume stünd.<br />
Ein Gutes, das mir nahm die Eichenlast.<br />
Vom Menschentreiben ruhte aus mein Herz.<br />
Und dann verstand ich meiner Väter Brauch,<br />
die in <strong>de</strong>m heil’gen dort <strong>de</strong>r Andacht Opferstein.<br />
Wir war es dann, als wär ich stammverwandt<br />
dir, Hochwald, von <strong>de</strong>m gleichen Gotte Hand;<br />
Und sollt’ mit dir die bei<strong>de</strong>n Arme Hoch<br />
Zum Himmelsdom aufrecken im Gebet.<br />
Und wenn’s dann wuschend klang ob meinem Haupt,<br />
ging mir ein Heil’ger Schauer durch die Brust,<br />
O Wald, als wärs bei uns <strong>de</strong>r Herre Gott.<br />
Bewohner <strong>de</strong>r freien Hei<strong>de</strong> sind beson<strong>de</strong>rs begna<strong>de</strong>t. So friedlich schön auch unsere in enge<br />
Tälchen gebetteten Nachbardörfer liegen, wir tauschen nicht mit ihnen, wir fühlen uns freier<br />
und leichter in unserem Hochland. „Nur auf <strong>de</strong>n Bergen wohnt die Freiheit!“<br />
Wieviel reizen<strong>de</strong> Plätzchen gibt es in unserer Gemarkung! Sollen wir einzelne nennen? Wem<br />
sie Heimatland ist, wo ihm also einst die reinsten Freu<strong>de</strong>n, die Kin<strong>de</strong>rfreu<strong>de</strong>n, erblühten, wo<br />
es die Wei<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Schuh losklopfte zu <strong>de</strong>n Pfeifen und Hupen, wo es die<br />
Schnäjelshäuschen, die Hummelsnester und die Steckchen zum Ostergärtchen, die Blumen,<br />
Erdbeeren, Himbeeren und Nüsse suchte, wo es als Bauernkind in Feld, Wiese und Wald