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Johann Jost Haas, Sohn <strong>de</strong>s Schulmeisters Haas von Schönbach war in Dillenburg bei <strong>de</strong>m<br />

Lehrer Steup vorgebil<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn Lehrerseminare gabs noch nicht. Er ist <strong>de</strong>r erste<br />

Schulmann in Breitscheid, von <strong>de</strong>m uns persönliche Aufzeichnungen erhalten sind, <strong>de</strong>nn er ist<br />

<strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r unserer Schulchronik, in welcher er von 1817 an berichtet. Er hat sich ihrer tapfer<br />

und nach besten Kräften angenommen. Er wußte aber fast gar nichts von <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

unserer Schule und schreibt im Eingange <strong>de</strong>r Chronik, Kirche und Schulanstalt seien wohl<br />

von gleichem <strong>Alt</strong>er!!<br />

Haas braucht ab 1817 keine „Gemein<strong>de</strong>lasten“ zu tragen. (Arbeiten für die Gemein<strong>de</strong>), er<br />

hatte aber teil am „Gemein<strong>de</strong>nutzen“. 1800 weigert sich die Gemein<strong>de</strong>, ihm das Loosholz zu<br />

geben. 1804 beschwert sich Haas, daß ihm von einigen Einnahmen die von ihren Häusern zu<br />

leisten<strong>de</strong> Abgabe nicht entrichtet wur<strong>de</strong>. Die Regierung nimmt sich in bei<strong>de</strong>n Fällen seiner an.<br />

1805 besteht eine starke Verbitterung zwischen Haas und <strong>de</strong>m Dorf, die sich beson<strong>de</strong>rs zeigt,<br />

als ein Schüler Weyel sich grober Wi<strong>de</strong>rsetzlichkeit schuldig macht. Die Regierung nimmt<br />

<strong>de</strong>n Lehrer entschie<strong>de</strong>n in Schutz. (Archiv Wiesba<strong>de</strong>n). 1805 hatte Breitscheid freiwillig die<br />

Zweckmäßigsten Schulbücher für die Kin<strong>de</strong>r angeschafft und erhielt dafür eine Belobigung<br />

vom Konsistorium in Dillenburg. Um 1807 wer<strong>de</strong>n in einem Bericht an die Behör<strong>de</strong> Lehrer<br />

und Schüler in Breitscheid und Me<strong>de</strong>nbach gelobt, womit noch nicht viel gesagt ist, man<br />

be<strong>de</strong>nke <strong>de</strong>n Tiefstand <strong>de</strong>r Schule unter <strong>de</strong>m Vorgänger.<br />

1822 legte Haas das Glöckneramt, also die nie<strong>de</strong>ren Küsterdienste, nie<strong>de</strong>r. Er bekam 16<br />

Gul<strong>de</strong>n davon. Er hatte keine Kin<strong>de</strong>r, und die Arbeit damit war ihm zuviel. Der erste neue<br />

Glöckner war Johannes Thielmann. – (Keine Abschrift!)<br />

1836 wur<strong>de</strong> Haas in <strong>de</strong>n Ruhestand versetzt. Pfarrer Schellenberg schreibt in <strong>de</strong>r<br />

Kirchenchronik, es wäre auch Zeit gewesen im Interesse <strong>de</strong>r Schule. Haas hat längere Zeit<br />

hier im Ruhestan<strong>de</strong> gelebt. – Daß es ihm bei seinem knappen Ruhegehalte kümmerlich<br />

gegangen hat, erhellt aus folgen<strong>de</strong>m, was mir unser alter Bürgermeister Petry erzählte: Haas<br />

geht <strong>de</strong>n Hüttenweg hinauf und verliert seinen Tabaksbeutel. Der junge Petry kommt ein<br />

Stück Wegs hinter ihm her, fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Beutel und ruft Haas zu:<br />

„Häi Schulmaster, au’ Tuwaksbeul!“ Auf <strong>de</strong>m Wege zu ihm öffnet er <strong>de</strong>n Beutel, und was<br />

war drin? Getrocknete Kleeblätter!<br />

Der „ahl Hoos“ ist <strong>de</strong>r erste Lehrer, <strong>de</strong>n die mündliche Überlieferung kennt. Beim Ausgang<br />

aus <strong>de</strong>r Kirche habe er oft auf <strong>de</strong>r Orgel gespielt: „So loben wir, so leben wir alle Tage“.<br />

(Lustiges Soldatenlied.) Ja, unsere Orgel, das Revolutionskind! Ein wenig aufs Weltliche<br />

gestimmt in 1798, Meister Dreuth? – Haas starb 1859 im 86. Lebensjahr und liegt hier<br />

begraben.<br />

Während <strong>de</strong>r Dienstzeit <strong>de</strong>s Lehrers Haas traten einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen im<br />

Schulwesen ein. Die dürftige Sommerschule bestand 1808 noch. Es wur<strong>de</strong> bei uns damals<br />

Samstags und Montags Morgens von 7 – 10 unterrichtet. Die übrigen Wochentage waren frei.<br />

Die Winterschule, welche täglich gehalten wur<strong>de</strong>, begann, wenn die Schulblumen<br />

(Herbstzeitlose) auf <strong>de</strong>n Wiesen erschienen. <strong>Alt</strong>e Leute erzählten uns, daß Kin<strong>de</strong>r dann hinaus<br />

geeilt wären und die Schulblumen zertreten hätten, um noch nicht in die Winterschule zu<br />

müssen.<br />

Nach <strong>de</strong>n Befreiungskriegen ging unser Ländchen im größeren Herzogtum Nassau auf, und es<br />

nahm nun auch Teil an <strong>de</strong>r großen Neuordnung <strong>de</strong>r Schulverhältnisse, wie sie das nassauische<br />

Schuledikt von 1817 in die Wege leitete. Dieses gab <strong>de</strong>r Schule die Grundlage, auf <strong>de</strong>r sie im<br />

Wesentlichen heute noch ruht. Die Sommerschule wur<strong>de</strong> beseitigt, es soll hinfort Sommer<br />

und Winter unterrichtet wer<strong>de</strong>n in wöchentlich 30 – 32 Stun<strong>de</strong>n; Mittwochs und Samstags<br />

Nachmittags frei. Die Schulpflicht soll vom 6. bis 14. Lebensjahr dauern. Für die Mädchen<br />

sollen Handarbeitsschule eingerichtet wer<strong>de</strong>n. Dem Lehrer wird je<strong>de</strong>s Nebengewerbe<br />

untersagt. Ein beson<strong>de</strong>res Seminar wur<strong>de</strong> in Idstein eingerichtet. Dort wur<strong>de</strong>n die jungen<br />

Lehrer mit <strong>de</strong>n großen Vorbil<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>m Gebiete <strong>de</strong>r Erziehung bekannt gemacht. Noch<br />

lebte Pestalozzi in <strong>de</strong>r Schweiz. Auch <strong>de</strong>r Seminardirektor von Idstein, Grüner, hatte 3

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