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Seite 4 - Alt-breitscheid.de

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Neugier<strong>de</strong> wars drum, die die Menschen noch einmal hintrieb zur Glocke, son<strong>de</strong>rn das Beste<br />

in ihnen, das so unbewusst mahnte: Ich muß die Glocke noch einmal sehen! – Frau Lina<br />

Deusing, (verheiratete sich später an Herrn Münster nach Burkhardtsfel<strong>de</strong>n bei Gießen. Lina<br />

lebt wie<strong>de</strong>r in Breitscheid seit 1940. geb. Weyel, unsere Dichterin, besuchte die Glocke auch<br />

noch einmal; es ergriff sie so, daß es ein kleines Gedicht bei ihr auslöste. Des schönen<br />

gemütsinnigen Schlusses wegen hab ich es hier aufgenommen. Die Mitte, Strophe 3-6, habe<br />

ich mir einzuschalten erlaubt.<br />

Zum 28. Juni 1917<br />

So schallet nun heute durchs Dorf entlang<br />

unseres Kirchenglöckleins Abschiedsklang,<br />

wie heut vor ‚nem Jahr so ernst und bang,<br />

als das Feuer die nahe Fabrik verschlang.<br />

Sie tönet so bang, als trüge sie Leid,<br />

um alle, die nicht auf sie hörten,<br />

die versäumten und fehlten die köstliche Zeit,<br />

in nichtigem Werk sich berörten.<br />

Nun ge<strong>de</strong>nken wir gern zur Abschiedsstund,<br />

was die Glock uns be<strong>de</strong>utet im Leben,<br />

was uns sagen wollte mit ehernem Mund,<br />

ihr Locken, Klagen und Leben.<br />

Sie läutete uns mit Sehnsucht nach,<br />

Zu erheben die Seele aus Alltagsplag,<br />

zu richten unsern Adamssinn.<br />

Auf Besseres und Höheres hin.<br />

Sie rief in <strong>de</strong>s Kirchleins vertrauten Raum.<br />

Zur Jugendweih, zum Weihnachtsbaum,<br />

zum Hochzeitstag; auch Jahr um Jahr.<br />

So manchen Pilger zur Totenbahr.<br />

Und heut soll die steigen vom Kirchlein herab,<br />

‚s ist letztes Läuten zum eignen Grab.<br />

Bang gellt es uns ins Herz hinein.<br />

Solls noch nicht genug sein <strong>de</strong>r Kriegespein?<br />

O Glöcklein, <strong>de</strong>n Abschied zu Herzen mir spricht.<br />

Noch einmal dich schauen, das lasse ich nicht.<br />

Und am Abend spät, als alles schweigt,<br />

ich noch einmal zur Glocke zum Kirchhof steig.<br />

Da lag sie nun, frei vom Dienst, in Ruh,<br />

und raunt in <strong>de</strong>r Stille mir manches noch zu;<br />

da war mir das Herz zum zerreißen beschwert,<br />

ich neigte still das Haupt zur Erd.

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