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Neugier<strong>de</strong> wars drum, die die Menschen noch einmal hintrieb zur Glocke, son<strong>de</strong>rn das Beste<br />
in ihnen, das so unbewusst mahnte: Ich muß die Glocke noch einmal sehen! – Frau Lina<br />
Deusing, (verheiratete sich später an Herrn Münster nach Burkhardtsfel<strong>de</strong>n bei Gießen. Lina<br />
lebt wie<strong>de</strong>r in Breitscheid seit 1940. geb. Weyel, unsere Dichterin, besuchte die Glocke auch<br />
noch einmal; es ergriff sie so, daß es ein kleines Gedicht bei ihr auslöste. Des schönen<br />
gemütsinnigen Schlusses wegen hab ich es hier aufgenommen. Die Mitte, Strophe 3-6, habe<br />
ich mir einzuschalten erlaubt.<br />
Zum 28. Juni 1917<br />
So schallet nun heute durchs Dorf entlang<br />
unseres Kirchenglöckleins Abschiedsklang,<br />
wie heut vor ‚nem Jahr so ernst und bang,<br />
als das Feuer die nahe Fabrik verschlang.<br />
Sie tönet so bang, als trüge sie Leid,<br />
um alle, die nicht auf sie hörten,<br />
die versäumten und fehlten die köstliche Zeit,<br />
in nichtigem Werk sich berörten.<br />
Nun ge<strong>de</strong>nken wir gern zur Abschiedsstund,<br />
was die Glock uns be<strong>de</strong>utet im Leben,<br />
was uns sagen wollte mit ehernem Mund,<br />
ihr Locken, Klagen und Leben.<br />
Sie läutete uns mit Sehnsucht nach,<br />
Zu erheben die Seele aus Alltagsplag,<br />
zu richten unsern Adamssinn.<br />
Auf Besseres und Höheres hin.<br />
Sie rief in <strong>de</strong>s Kirchleins vertrauten Raum.<br />
Zur Jugendweih, zum Weihnachtsbaum,<br />
zum Hochzeitstag; auch Jahr um Jahr.<br />
So manchen Pilger zur Totenbahr.<br />
Und heut soll die steigen vom Kirchlein herab,<br />
‚s ist letztes Läuten zum eignen Grab.<br />
Bang gellt es uns ins Herz hinein.<br />
Solls noch nicht genug sein <strong>de</strong>r Kriegespein?<br />
O Glöcklein, <strong>de</strong>n Abschied zu Herzen mir spricht.<br />
Noch einmal dich schauen, das lasse ich nicht.<br />
Und am Abend spät, als alles schweigt,<br />
ich noch einmal zur Glocke zum Kirchhof steig.<br />
Da lag sie nun, frei vom Dienst, in Ruh,<br />
und raunt in <strong>de</strong>r Stille mir manches noch zu;<br />
da war mir das Herz zum zerreißen beschwert,<br />
ich neigte still das Haupt zur Erd.