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absehbarer Zeit ein grundlegen<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l eintreten, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Weiterbau <strong>de</strong>r Eisenbahnlinie<br />

Haiger-Rabenscheid nach Breitscheid, <strong>de</strong>r jetzt im Gange ist, bringt <strong>de</strong>r Tonwarenindustrie<br />

<strong>de</strong>s östlichen Westerwal<strong>de</strong>s endlich <strong>de</strong>n langersehnten Bahnanschluß. Länger als 30 Jahre hat<br />

<strong>de</strong>r Seniorchef <strong>de</strong>r Westerwäl<strong>de</strong>r Thonindustrie, <strong>de</strong>r heute 79 jährige Dr. Heinrich Schick um<br />

diese Bahn gekämpt, <strong>de</strong>ren Errichtung auf sein Betreiben schon im Jahre 1911 durch <strong>de</strong>n<br />

damaligen Preußischen Landtag beschlossen wur<strong>de</strong>. So glauben wir an das En<strong>de</strong> unserer<br />

Betrachtung <strong>de</strong>n Wunsch stellen zu sollen, daß es Dr. Schick vergönnt sein möchte, die<br />

Fertigstellung <strong>de</strong>r Bahn zu erleben, und sich <strong>de</strong>s Genusses <strong>de</strong>r neuen Verkehrsverbindung,<br />

von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r östliche Westerwald einen wirtschaftlichen Aufschwung erhoffen darf, sich recht<br />

lange zu erfreuen.<br />

Dillenburger „Heimatblätter“ vom 15.5.1931 (4. Jahrgang Nr. 9)<br />

„Der Westerwäl<strong>de</strong>r Mäckes“<br />

(Zu <strong>de</strong>m gleichnamigen Artikel von Dr. Heiler in Nr. 7 von 1931)<br />

Breitscheid ist nachweislich seit etwa 1700 <strong>de</strong>r Hauptsitz <strong>de</strong>s Häfnergewerbes in <strong>de</strong>n<br />

Siedlungen <strong>de</strong>s Ostabhanges <strong>de</strong>s Westerwal<strong>de</strong>s gewesen. Während es heute nur vier<br />

selbständige Häfnermeister zählt, hatte es <strong>de</strong>ren im vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rt, vor <strong>de</strong>m Einzug <strong>de</strong>r<br />

„Westerwäl<strong>de</strong>r Tonindustrie“ hier, über 30. So kam es mit <strong>de</strong>n Mäckesern in Berührung, mehr<br />

als erwünscht war. Von allen <strong>Seite</strong>n zog das fahren<strong>de</strong> Volk <strong>de</strong>r Hausierer mit „er<strong>de</strong>rn War“<br />

<strong>de</strong>m Erddorf zu, wenn die Häfner „austaten“, ihre Brennöfen leerten. Diese Geschirrhändler<br />

hießen allesamt hier Han<strong>de</strong>ls- o<strong>de</strong>r Kiezenleute („Kiezeleu“, ob sie nun ihre Ware in einer<br />

Kieze (Kiepe) holten, o<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>s Eselskarrens, <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>wägelchens, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s mit Pfer<strong>de</strong>n<br />

bespannten Planwagens bedienten. Ab und zu belegte man sie insgesamt auch wohl mal mit<br />

<strong>de</strong>m Namen „Mäckeser“ („jetzt kommen die Mäckeser!“), doch verstand man sonst unter<br />

dieser Bezeichnung nur <strong>de</strong>n Auswurf unter diesen Händlern, die unterste Sorte <strong>de</strong>r Kiezeleute.<br />

Denn es gab ja auch or<strong>de</strong>ntliche und rechtschaffen<strong>de</strong> Leute unter ihnen. Die Nichtwürdigkeit,<br />

das häufig mit Trunksucht gepaarte diebische, zänkliche und rauflustige Wesen gehörte als<br />

wesentliches Merkmal zum Begriff „Mäckes“ bei uns. Nach Dr. Heiler soll nun dieser<br />

Ausdruck im eigentlichen Sinne <strong>de</strong>n Hausierer bezeichnen, „<strong>de</strong>r nur mit Lumpen und<br />

Ir<strong>de</strong>nware“ han<strong>de</strong>lt. Es ist möglich, daß ursprünglich das Wort „Mäckes“ <strong>de</strong>n<br />

herumziehen<strong>de</strong>n Geschirrhändler an sich bezeichnet und noch keinen anrüchigen Sinn gehabt<br />

hat, und daß sich dann <strong>de</strong>r Begriff allmählich zu <strong>de</strong>r jetzigen Be<strong>de</strong>utung gewan<strong>de</strong>lt hat;<br />

gera<strong>de</strong> das Gewerbe <strong>de</strong>r Kiezenleute bot ja <strong>de</strong>n günstigsten Bo<strong>de</strong>n für die Entstehung <strong>de</strong>s<br />

Mäckestums im üblen Sinne. Bei uns haftet schon lange <strong>de</strong>m Wort „Mäckes“ <strong>de</strong>r heutige<br />

Makel an, wie uns eine Auslassung unserer Kirchenchronik vom Jahre 1836 belehrt, in <strong>de</strong>r die<br />

Re<strong>de</strong> ist von „<strong>de</strong>n sogenannten Meckesern o<strong>de</strong>r Geschirrhändlern, Menschen <strong>de</strong>r<br />

verworfensten Art“. – Die Verbindung vom Lumpenhan<strong>de</strong>l und Han<strong>de</strong>l mit Ir<strong>de</strong>ngeschirr<br />

kennen wir hier nicht. Auch wer<strong>de</strong>n die Lumpenhändler, wie die Kiezenleute, nicht als solche<br />

zu <strong>de</strong>n Mäckesern gezählt. Kaum, daß überhaupt noch Mäckeser <strong>de</strong>r alten Sorte auftauchen.<br />

Die früheren Kennzeichnungen, wie „Noman<strong>de</strong>nvolk ohne Heimat“, die „in wil<strong>de</strong>r Ehe<br />

leben“, trafen schon nicht mehr zu bei <strong>de</strong>m Völklein, das wir um die letzte Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong><br />

als Mäckeser kennen lernten. Nur in einem lebt die alte, rohe Art noch fort: in <strong>de</strong>m<br />

Schimpfwort „Mäckes!“, das zu <strong>de</strong>n schwersten zählt, die im Schwange sind, und uns ahnen<br />

läßt, mit welchem Inhalt es früher belastet war.<br />

Nicht „mit Recht“ ist das Hessen-Nassauische Wörterbuch <strong>de</strong>r Ansicht Philippis beigetreten,<br />

die er in seinem „Matthias Hirsekorn“ zum Ausdruck bringt: Die Herumzieher mit Ir<strong>de</strong>nware<br />

hätten „Mäckeser o<strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>nleute“ geheißen. Auf <strong>de</strong>m Westerwald wird scharf<br />

unterschie<strong>de</strong>n zwischen „Haareleu“ (<strong>de</strong>n Zigeunern) und Mäckesern; niemals wer<strong>de</strong>n

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