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„Die Schloof“ (die slöf) (das Treppgestell für <strong>de</strong>n Pflug) ist das Wort „Schleife“, weil <strong>de</strong>r<br />
Pflug darauf geschleift wird.<br />
„die Kissel“ (Es macht Kissel, d.h. Hagel) heißt, Kiesel, weil die Hagelkörner die Form von<br />
Kieselsteinen haben. Wenn „Kissel“ die geschärfte Form von „Kiesel“ ist, so darf diesem<br />
entsprechend geschlossen wer<strong>de</strong>n, daß „Kiß“ das Wort „Kies“ ist. Der Kiß ist ein Querbrett<br />
am Wagenrumpf. Das Kiesbrett muß benutzt wer<strong>de</strong>n, wenn Kies o<strong>de</strong>r Sand gefahren wird.<br />
Aus an<strong>de</strong>rn Gegen<strong>de</strong>n, wo Kies gefahren wird, mag das Wort zu uns gekommen sein. In <strong>de</strong>m<br />
Wort „Backeskiß“ Backhauskies, haben wir unzweifelhaft eine Begriffsübertragung vom<br />
„Wagenkies“, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r „Backeskiß“, Backhauskies hat dieselbe Form (Trapez) wie <strong>de</strong>r<br />
Wagenkies, nur umgekehrt.<br />
„Die Hurd“ (eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wagenleitern) ist die alt- und mittelhoch<strong>de</strong>utsche Form (hurd)<br />
<strong>de</strong>s Wortes „Hür<strong>de</strong>“ bewahrt. „Hür<strong>de</strong>“ be<strong>de</strong>utet eigentlich „Flechtwerk aus Reisern“; bei <strong>de</strong>n<br />
„Pferchhür<strong>de</strong>n“ und <strong>de</strong>m „Hürdchen“ zum Dörren von „Schnitzen“ ist diese Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>utlicher erkennbar. Die bei<strong>de</strong>n Wagenleitern zusammen heißen die „Heer“, d.h. die Hür<strong>de</strong>n.<br />
Der Hür<strong>de</strong>nbaum wird mittelst <strong>de</strong>r „Leeschekinge“ an <strong>de</strong>n „Rungen“ befestigt. Das Wort<br />
Kinge heißt Rine. Für „Leesch“ glaube ich bei Kehrein die Form (Liesch o<strong>de</strong>r Liehs)<br />
gefun<strong>de</strong>n zu haben. In <strong>de</strong>n Wörterbüchern tritt das Wort „Lünse“ auf, das auf die<br />
indogermanische Wurzel zurückgeht und <strong>de</strong>n Ochsnagel be<strong>de</strong>utet, <strong>de</strong>r das Herauslösen <strong>de</strong>s<br />
Ra<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>r Achse verhin<strong>de</strong>rt. Für dieses hoch<strong>de</strong>utsche „Lünse“ (<strong>de</strong>n Achsnagel) sagen die<br />
Breitschei<strong>de</strong>r „Luche“. In <strong>de</strong>r ersten Silbe lu hat unsere Mundart also die alte Wurzel für<br />
„lösen“ erhalten. Das „che“ scheint die Verkleinerungssilbe zu sein: das Lünchen. (Leesche =<br />
hoch<strong>de</strong>utsch Leuchst =mittelhoch<strong>de</strong>utsch Lüchse, Lüchse = mittelhoch<strong>de</strong>utsch lune =<br />
Ochsnagel).<br />
„das Sillschit“ (das schweben<strong>de</strong> Querholz an <strong>de</strong>r Wage hinter <strong>de</strong>m Zugtier) heißt „Sielscheit“.<br />
„Siel“ sit eine Nebenform von „Seil“. Am Sielscheit wer<strong>de</strong>n die Siele, die Zugseile, befestigt.<br />
Die Re<strong>de</strong>nsart im Hoch<strong>de</strong>utschen „in <strong>de</strong>n Sielen sterben“ will sagen: bei <strong>de</strong>r Arbeit sterben,<br />
wie das Tier in <strong>de</strong>n Zugseilen.<br />
„Der Speß“ (Greifhölzer am Hafergestell) ist eine Form von „Spieß“. Speß heißt auch bei uns<br />
ein langes, spitzes Stück Holz. Speß und Spieß kommen von „Spitz“.<br />
„Die Bled“ (Das Querholz am Rechen mit <strong>de</strong>n Zinken) im südlichen Nassau, „Blod“<br />
gesprochen; mein Freund Kornrektor Becker meint, es be<strong>de</strong>ute „Blatt“. (Ich vermute aber, daß<br />
es das englischen bla<strong>de</strong> ist, welches Klinge be<strong>de</strong>utet. Die Klinge ist <strong>de</strong>r Hauptteil am Messer,<br />
<strong>de</strong>r Teil am Säbel, mit welchem geschlagen wird. Auch die Bled am Rechen ist <strong>de</strong>r wichtigste<br />
Teil, mit welchem schlagen<strong>de</strong> Bewegungen ausgeführt wer<strong>de</strong>n). Auf <strong>de</strong>m hohen Westerwald<br />
heißt auch <strong>de</strong>r verbreiterte Teil <strong>de</strong>s Schöpflöffels „Bled“, was wi<strong>de</strong>r mehr auf „Blatt“<br />
hinweißt, <strong>de</strong>nn „Blatt“, „platt“ und „breit“ sind verwandte Begriffe.<br />
„Das Riester“ (Streichbrett am Pflug). Grimm vermutet, daß dieses Wort im weiteren Sinne<br />
„Werkzeug zum Reuten“ (Reu<strong>de</strong>n) be<strong>de</strong>utet. Das Wort „Riester“ scheint nun weiter auf <strong>de</strong>n<br />
Flicklappen an <strong>de</strong>r <strong>Seite</strong> <strong>de</strong>s Schuhes übertragen wor<strong>de</strong>n zu sein wegen <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s<br />
Le<strong>de</strong>rstückes und <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Anhaftung (an <strong>de</strong>r <strong>Seite</strong>). „Riester“ soll ein mit <strong>de</strong>r Nachsilbe<br />
tro gebil<strong>de</strong>tes Hauptwort sein, althoch<strong>de</strong>utsch rioster, riostra, <strong>de</strong>ssen Stamm auch in „ro<strong>de</strong>n“<br />
und „reuten“ steckt.<br />
„Har“ (Zuruf an das Zugvieh, wenn es zu <strong>de</strong>m Manne kommen soll) ist das Wort „Her“. Bei<br />
Wiesba<strong>de</strong>n sagt man in <strong>de</strong>r Mundart früher fast immer „Har“, bei uns nur in diesem Falle.