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weggeworfen wür<strong>de</strong>, im Überdruß und in Verzweiflung aufnimmt mit <strong>de</strong>n inneren Mut <strong>de</strong>r<br />
Seele: <strong>de</strong>nnoch, trotz alle<strong>de</strong>m, in Gottes Namen. Einem solchen stillen Hel<strong>de</strong>ntum gibt die<br />
Welt kein Ehrenkranz und keinen Or<strong>de</strong>n und setzt ihm kein prunken<strong>de</strong>s Denkmal; aber <strong>de</strong>r da<br />
droben spricht über ihren: Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen<br />
mit Freu<strong>de</strong>n und bringen ihre Garben.<br />
Rosmarin<br />
(Gedicht über die „alte Strickersche“ Luise Georg von Fritz Philippi)<br />
Dank’ dir, du junges, frisches Blut!<br />
Das hat gar wohl gethan,<br />
Daß an <strong>de</strong>r alten Jungfer Thür,<br />
Dein Finger klopfte an.<br />
Im <strong>Alt</strong>er krank und einsam sei<br />
Und <strong>de</strong>r Gemein’ zur Last,<br />
Nicht selbst verdienen mehr sein Brot,<br />
Trägt allzuschwer sich fast.<br />
Doch ließ mich an die siebzig Jahr<br />
Der eine nicht im Stich;<br />
Der wird auch, <strong>de</strong>nk ich, bis an’s End<br />
Nicht mehr verlassen mich.<br />
Reich mir weil du nun wie<strong>de</strong>r gehst,<br />
Noch erst <strong>de</strong>n Rosmarin<br />
Dort drüben auf <strong>de</strong>r Fensterbank;<br />
Schon lange pflantz’ ich ihn.<br />
Daß, wenn die Träger kommen bald<br />
Und tragen mich hinaus,<br />
Der Rosmarin, die Totenblum’,<br />
Sei gleich zur Hand im Haus.<br />
Nimm dier – das Einz’ge was ich hab –<br />
Dies Zweiglein von mir hin<br />
Und pflanze dir’s daheim mit Fleiß<br />
Als <strong>de</strong>inen Rosmarin.<br />
Und hast du einmal einen Schatz<br />
Und folgst ihm zum <strong>Alt</strong>ar,<br />
Nimm ihm davon <strong>de</strong>n Hochzeitsstrauß<br />
Und auch für dich in’s Haar.<br />
Vielleicht, daß dir mein Rosmarin<br />
Noch heimlich bringet Glück.<br />
Leb wohl! und hast du wie<strong>de</strong>r Zeit,<br />
Komm’ noch einmal zurück!