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12. Jahrhun<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>n Herren von Bilstein errichtet wur<strong>de</strong>. „Bil“ ist die mittelhoch<strong>de</strong>utsche<br />

Form von Beil in <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von „spalten“. Die fünftreutigen Basaltsteine <strong>de</strong>r Beilsteiner<br />

Leg (im Wal<strong>de</strong> am Wege nach Greifenstein zu), die wie gespaltene Steine aussehen, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Burgfelsen selbst, haben wahrscheinlich <strong>de</strong>n Namen Beilstein, <strong>de</strong>r auch sonst oft vorkommt,<br />

von Ort und Stelle entflehen lassen. Die alte Kirche befand sich in <strong>de</strong>m viel älteren<br />

Wallendorf. – Als jüngste Siedlung im Kreis ist wohl Dillenburg anzusehen. Während das<br />

Ursprungsfest allen an uns vorrübergezogenen Orte sich im Dunkel <strong>de</strong>s Mittelalters verliert,<br />

liegt die Entstehung und Entwicklung Dillenburgs in <strong>de</strong>n großen Linien klar vor uns. Um<br />

1240 legte Graf Heinrich <strong>de</strong>r Reiche zur Befestigung <strong>de</strong>r jungen nassauischen Herrschaft in<br />

<strong>de</strong>r Gemarkung <strong>de</strong>s Dorfes Feldbach eine Burg an <strong>de</strong>r Dill an. Am Fuße <strong>de</strong>s Burgbergs<br />

entstan<strong>de</strong>n zunächst in <strong>de</strong>r Marbach die Häuser für die Burgmannen, dann folgte nach und<br />

nach die weitere Besiedlung <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s, und etwa 100 Jahre nach <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Feste<br />

konnten Dillenburg schon Stadtrechte verliehen wer<strong>de</strong>n. Heute ist es die größte Stadt <strong>de</strong>r<br />

Heimat, unsere Kreisstadt. „Die Letzten wer<strong>de</strong>n die Ersten sein!“<br />

Hier sei auch die ausgegangenen Orte, in <strong>de</strong>r Siedlungskun<strong>de</strong> Wüstungen genannt, kurz<br />

gedacht. Sie passen sich, was ihre Namen betrifft, <strong>de</strong>n übrigen Ortschaften <strong>de</strong>r Gegend an.<br />

Bei Herborn lag ein Dörfchen (nach Vogel ein Hof), Staudt geheißen, auch ein einfacher,<br />

schwer verständlicher Name. Die Limburger Chronik erwähnt <strong>de</strong>n Ort 1489: „Um diese Zeit<br />

ist wohl Herborn aus einem Dörflein Staud genannt, herkomen ein man, andreas Staud von<br />

Herborn „schultheiß zu Els wor<strong>de</strong>n“) – In <strong>de</strong>r Umgebung Driedorfs haben noch etwa 7<br />

Dörfchen bestan<strong>de</strong>n, die wie<strong>de</strong>r ausgegangen sind. Diese hatten alle zusammengesetzte, also<br />

jüngere Namen auf –dorf, -feld, -hausen, -wiesen; neu tritt auf die Endung –gefäß als einzige<br />

ihrer Art in unserer Heimat. Ein Richweingefeß, das 1398 bei Seilhofen vorkommt. Ein Herr<br />

mit Namen Richwein (Reichwein) machte sich hier ansässig. In Hessen kommt die Endung –<br />

gefäß häufiger vor; die Orte liegen meist in hohen Waldgegen<strong>de</strong>n. – Es ist nicht zufällig, daß<br />

die meisten ausgegangenen Orte auf <strong>de</strong>n Höhen lagen. Sie gehörten <strong>de</strong>r jüngsten<br />

Siedlungsperio<strong>de</strong> an. Es waren letzte gewagte Siedlungsversuche, die sich in <strong>de</strong>r Folge nicht<br />

bewährten; Bo<strong>de</strong>n und Klima rechtfertigten das Vertrauen nicht. Wur<strong>de</strong>n die Orte dann in<br />

einer Feh<strong>de</strong> zerstört, dann unterblieb <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau. In an<strong>de</strong>ren Fällen mögen die<br />

Bewohner von unglücklich gewählten Siedlungen nach benachbarten Orten in besserer Lage<br />

übergesie<strong>de</strong>lt sein, wenn ihre Häuser, die ja damals ohnehin nicht viel Wert hatten, abgängig<br />

waren. Auch verheeren<strong>de</strong> Seuchen verursachten das Eingehen von Ortschaften. Von<br />

Königswiesen bei Münchhausen berichtet Vogel, daß es kurz vor 1835 an <strong>de</strong>r Pest<br />

ausgestorben sei. Die meisten Dörfer gingen wohl „von selber aus, wie ein Licht ausgeht, weil<br />

ihm die Nahrung fehlt.“ (Richl) So auch „Rutzese; Rutzhausen, das zwischen Rabenscheid<br />

und Willingen lag. Es war das jüngste ausgegangene Dorf unserer Gegend. Ein Anfang <strong>de</strong>s<br />

vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts geborener Waldaubacher hat seinen Enkeln erzählt, daß er sich noch<br />

erinnere, gesehen zu haben, wie die Leute von Rutzhausen durch Waldaubach nach Driedorf<br />

zur Kirche gegangen seien.<br />

Haben die Geschichtsforscher alle Wüstungen festgehalten und verzeichnet? Es scheint nicht<br />

so. Denn nirgends fin<strong>de</strong>t man das Dörfchen Rollsbach erwähnt. , das im Rollsbachtale, ¼<br />

Stun<strong>de</strong> südöstlich von Erdbach, über <strong>de</strong>n Steinkammern, gelegen haben soll. In Erdbach<br />

sowohl wie in Breitscheid weiß die Überlieferung um dies Dörfchen. „Dort unten im<br />

Rollsbach hat ein Dorf gelegen,“ so wird es <strong>de</strong>n Breitschei<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rn von Geschlecht zu<br />

Geschlecht vererbt, wenn sie auf Liebstein arbeiten. Vor etwa 50 Jahren wollen die<br />

Breitschei<strong>de</strong>r Bauern beim Ackern im Rollsbach noch auf Mauerreste <strong>de</strong>r Häuser gestoßen<br />

sein. Und beim Graben <strong>de</strong>r Rösche im Tonfeld am Schönbacher Weg um 1900 fan<strong>de</strong>n die<br />

Arbeiter hölzerne Rohre einer Wasserleitung, die nach Liebstein und Rollsbach zugerichtet<br />

war. Auffallen<strong>de</strong>rweise wird aber in keiner Urkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Staatsarchives <strong>de</strong>s Dörfchens<br />

Erwähnung getan. Sollte es vielleicht das 1349 in unserer Urkun<strong>de</strong> vom 22. Februar<br />

vorkommen<strong>de</strong> „Obern-Erpach“ sein? Über die Zeit, wann das Dorf ausgegangen sei, besagt

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