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mich angriffen, in <strong>de</strong>n Hofgarten in die Bohnen versteckt. Die hörten mich kommen und<br />

winkten mir. Froh, mich lebend zu sehen, trösteten sie sich wegen allem erlittenen Verlust.<br />

Hier nun, in <strong>de</strong>n Bohnen, legten wir uns auf die Er<strong>de</strong> und erwarteten unser Schicksal. Ganze<br />

Haufen zu Pferd und zu Fuß zogen neben <strong>de</strong>m Garten vorbei ins Pfarrhaus. Man hörte da das<br />

Toben, Schlagen und Lärmen im Haus. Wir konnten nicht an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>nken, als daß alles<br />

verloren sei. Unent<strong>de</strong>ckt blieben wir da bis <strong>de</strong>n Nachmittag um 3 o<strong>de</strong>r 4 Uhr. Da die<br />

Franzosen nichts mehr im Pfarrhaus fan<strong>de</strong>n, machten sie Jagd auf die Bauern. Etliche jungen<br />

Burschen liefen, von ihnen verfolgt, durch <strong>de</strong>n Hofgarten neben <strong>de</strong>n Bohnen vorbei. Nun<br />

riefen die Franzosen sich einan<strong>de</strong>r zu: Il faut bloquer. (Man muß sie einschließen?). Jetzt,<br />

sagte ich zu meiner Frau, sind und wer<strong>de</strong>n wir ent<strong>de</strong>ckt. Ein Husar und ein Dragoner<br />

sprengten auf die Bohnen zu. Wie sie micht sahen, zog <strong>de</strong>r Husar seinen Säbel und hieb nach<br />

mir. Alle schreien und baten um mein Leben. Ich sagte: alles ist geraubt; ich habe nichts mehr<br />

zu geben. Darauf befahlen sie uns, herauszugehen. Wir mußten gehorchen. Von meiner Frau<br />

und Schwester for<strong>de</strong>rten sie Geld, da sie bei mir nichts fan<strong>de</strong>n. Sie gaben ihnen, was sie bei<br />

sich gesteckt hatten. Wir mußten mit ihnen aus <strong>de</strong>m Hofgarten in unsern Garten gehen. Da<br />

kamen eine Menge Husaren, Dragoner usw. aus <strong>de</strong>m Haus. Ein Offizier for<strong>de</strong>rte von mir<br />

Geld. Ich zeigte ihm meine leeren Taschen. O für mich, sagte er, nicht Gripp<br />

(unverständlicher Ausdruck). Ja, sagte ich, es ist auch bei mir nichts mehr zu grippen. Von<br />

ihnen begleitet, gingen wir ins Haus. Welch ein Anblick! Alles Küchengeschirr zerschlagen<br />

o<strong>de</strong>r mitgenommen, <strong>de</strong>r Küchenschrank umgeworfen, und das, was sie an Mehl usw. nicht<br />

hatten brauchen können, lag auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>n Stuben alles umgeworfen, und in <strong>de</strong>n<br />

Schränken und Kommo<strong>de</strong>n fan<strong>de</strong>n wir nichts mehr als alte Lappen. Auf meiner Studierstube<br />

war alles durcheinan<strong>de</strong>r geworfen, kurz, das ganze Haus war verwüstet und rein<br />

ausgeplün<strong>de</strong>rt, sodaß wir kein Stück Brot zu essen hatten. Appetit hatte man ohnehin nicht.<br />

Wer setzten uns beisammen in die Küche auf <strong>de</strong>n Herd. Die Franzosen hatten die Stuben noch<br />

inne. Da kam noch ein Trompeter und zwang meine Frau, ihm ihr Halstuch zu geben. Was<br />

war zu tun? Wir waren in ihrer Gewalt. Sie gab’s ihm. – Endlich um 6 Uhr verloren sie sich.<br />

Der Nachbar Weyel brachte uns etwas Brot und Branntwein. Dies war unser Essen für <strong>de</strong>n<br />

ganzen Tag. Und so traurig en<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r ewig unvergessliche 18. September.<br />

Die Kapitalien, welche von Peter L. zu Möhrendorf ad 45 Gul<strong>de</strong>n, 27 Albus, 7 Heller.<br />

Der vom gewesenen Kirchmeister Johannes Leng zu Erdbach <strong>de</strong>n 13. September dieses Jahres<br />

bezahlte Rezek ad 49 Gul<strong>de</strong>n.<br />

Zwei Sterbgefälle, <strong>de</strong>r Schule zu Erdbach gehörig, von Georg Eppighausen ad 16 Gul<strong>de</strong>n.<br />

Ein <strong>de</strong>r Kapelle Roth zugehöriges Kapital von 17 Gul<strong>de</strong>n 10 Albus.<br />

Zwei <strong>de</strong>r Kapelle Guntersdorf zugehörige Kapitalien von 9 Gul<strong>de</strong>n 6 Albus und 11 Gul<strong>de</strong>n 27<br />

Albus, 6 Heller.<br />

Der Kirche dahier noch gehörig 24 Albus.<br />

Zusammen 150 Gul<strong>de</strong>n 5 Albus 5 Heller.<br />

Ich habe alsbald dieses Unglück und <strong>de</strong>n dadurch entstan<strong>de</strong>nen großen Verlust <strong>de</strong>m<br />

Fürstlichen Consistoria berichtet, und mir ist darauf <strong>de</strong>r Auftrag gnädig erteilt wor<strong>de</strong>n, diese<br />

geraubten Kapitalien überhaupt und bei je<strong>de</strong>r Rechnung beson<strong>de</strong>rs als von <strong>de</strong>n Franzosen<br />

geraubt in Ausgabe zu bringen und gehörigen Orts abzuschreiben.<br />

Im Jahr 1796 bin ich wie<strong>de</strong>r zweimal von <strong>de</strong>n Franzosen geplün<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n, nämlich im Juni<br />

und Juli. Alles, was ich im Haus von Kleidungsstücken und Lebensmittel hatte, wur<strong>de</strong> mir<br />

genommen, selbst die noch oben auf <strong>de</strong>n Balken in <strong>de</strong>r Scheuer verborgene Kleidung. Das<br />

Bettwerk wur<strong>de</strong> aufgeschnitten, das Tuch von <strong>de</strong>n gepolsterten Stühlen abgerissen, <strong>de</strong>r<br />

Hausrat entzweigeschlagen und die Kühe fortgeführt. Da sie nach <strong>de</strong>n Leuten schossen, so<br />

floh alles. Einen ganzen Tag habe ich allein in einem leinenen Kittel und einer Kappe im alten<br />

Berg hinter einem Strauch gelegen in <strong>de</strong>m schrecklichen Regen. Ich konnte von da alle die

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