23.04.2013 Aufrufe

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

In <strong>de</strong>r Schule tat er selten schlagen,<br />

son<strong>de</strong>rn lieber <strong>de</strong>n Faulen ein Verslein sagen,<br />

zum Beispiel: die Moos, die hat immer nichts los,<br />

die Hisge, die weis ja nun e bische,<br />

aber bei <strong>de</strong>r Stahl ists oben kahl!<br />

Das hat mich immer sehr interessiert,<br />

und <strong>de</strong>shalb hab ich auch das Reimen probiert!<br />

(von L.M. geb. W. 1897-1903)<br />

Von November 1904 bis 2. April 1905 hatte Breitscheid keinen Pfarrer, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Schönbacher Pfarrer Encke kam <strong>de</strong>n Winter über mit seinen langen Stiefeln durch <strong>de</strong>n Schnee<br />

herauf und hielt hier Kirche und mit uns Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong>. Inzwischen hatten sich 4<br />

Pfarrer nach Breitscheid gemel<strong>de</strong>t: Bernhard, Klinker, Schmidt und Müller. So hielten sie <strong>de</strong>r<br />

Reihe nach ihre Probepredigten. Der Kirchenvorstand hatte diesmal das Wahlrecht und wählte<br />

einstimmig <strong>de</strong>n 2., jungen Pfarrer Friedrich Klinker aus Werfen bei Osnabrück. Sein Vater<br />

war dort Lehrer und wie ich später durch Klingers erfahren habe, ist auch unser bekannter<br />

Kirchenpresi<strong>de</strong>nt Nymöller, <strong>de</strong>r auch schon paar Mal und neulich wie<strong>de</strong>r mal in unsrer Kirche<br />

predigte, in <strong>de</strong>r selben Schule in Werfen geboren wie Pfarrer Klinker. Unser neuer Pfarrer<br />

kam als verlobter Junggeselle hierher und wur<strong>de</strong> am 2. April 1905 hier eingeführt. Am<br />

nächsten Sonntag <strong>de</strong>n 9.4.starb meine liebe Mutter. Sie war seine 1. Beerdigung hier. Am 2.<br />

Ostertag, <strong>de</strong>n 24. 4. war schon unsere Prüfung und am 30. 4. unsere Konfirmation. Im Juni<br />

heiratete unser Pfarrer und brachte seine ernste und doch freundliche, schöne Frau mit aus<br />

Witten an <strong>de</strong>r Ruhr. Es sind ihnen hier 2 Töchter geboren, von <strong>de</strong>nen die älteste jetzt bei<br />

Siegen wohnt und die 2. beim Bombenangriff in Westhafen gestorben ist. Pfarrer Klinker<br />

hatte sich wohl aus Liebe zu seiner Braut auf <strong>de</strong>n Westerwald gemel<strong>de</strong>t, weil ihr <strong>de</strong>r<br />

Gesundheit halber Höhenluft verordnet wor<strong>de</strong>n war und diese Hoffnung hat sie nicht<br />

getäuscht. Sie ist oft mit ihrem Mann nach Rabenscheid und Me<strong>de</strong>nbach und in Wald und<br />

Feld spazieren gegangen durch die frische Westerwaldluft und hat hier völlige Heilung und<br />

Gesundheit gefun<strong>de</strong>n. Nach 6 ½ jähriger Amtszeit hier zogen Klinkers am 24. August 1911<br />

von hier nach Schöller im Rheinland nach Wunsch ihrer bei<strong>de</strong>rseitig so weit entfernten Eltern.<br />

Trotz<strong>de</strong>m bei<strong>de</strong> Klinkers ein liebreiches, freundliches Wesen an sich hatten allen<br />

Breitschei<strong>de</strong>rn gegenüber, machte ihm die Treulosigkeit so vieler gegen die Kirche das Amt<br />

hier sehr schwer, weshalb er sich auch zum Weggang entschloß, so schwer ihnen bei<strong>de</strong>n doch<br />

<strong>de</strong>r Abschied wur<strong>de</strong>. Ihre Verbindung und Briefwechsel mit ihrer seiner Gemein<strong>de</strong> ist in <strong>de</strong>n<br />

47 Jahren bis heute erhalten und wie oft und gern sind sie im Urlaub wie<strong>de</strong>rgekommen. Am<br />

Karfreitag 1954 waren sie noch 1 mal hier und auf <strong>de</strong>n Friedhof, <strong>de</strong>n er in 1905 eingeweiht<br />

hatte mit <strong>de</strong>m jungen Reiner Gail. Zum letzten Mal sah er sich seine Kirche noch 1 mal an<br />

und ist am 20. Juni 1955 im <strong>Alt</strong>er von 77 Jahren gestorben. Frau Pfarrer Klinker ist noch<br />

gesund und liest noch gern die Gemein<strong>de</strong>blättchen und Nachrichten aus Breitscheid, die sie<br />

sich gewünscht.<br />

Zum Abschied von Pfarrer Klinker am 20. August 1911<br />

Wo wär wohl heut ein Konfirmand, <strong>de</strong>r nicht gedächt <strong>de</strong>r Zeiten,<br />

die so geführt von <strong>de</strong>iner Hand, mit dir erlebt in Freu<strong>de</strong>n?<br />

Wir danken dir, du lieber Hirt, du hast uns einst hinaufgeführt,<br />

und fast uns allen mitgegeben ein Leitwort für das ganze Leben.<br />

Als einst du hier das erste Grab <strong>de</strong>r Mutter eingeweiht,<br />

hast du zum Denkspruch mir erwählt aus Liebe und Mitleid.<br />

„Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weine nicht, ich bin <strong>de</strong>in Gott.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!