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mir nahm. Er wußte, daß er jetzt gera<strong>de</strong> in die Hölle an <strong>de</strong>r Somme hineinmusste. Aber keine<br />

Verzagtheit, kein sinken <strong>de</strong>r Stimmung! Schon nach wenigen Tagen fiel er bei Hue<strong>de</strong>burt. Er<br />

ist eigentlich auch zu <strong>de</strong>n „Freiwilligen“ zu zählen. Denn ursprünglich <strong>de</strong>n Schippern<br />

zugeteilt, mel<strong>de</strong>te er sich freiwillig zur Infanterie. Seine Opferbereitschaft soll ihm nicht<br />

vergessen wer<strong>de</strong>n!<br />

Auch <strong>de</strong>n Seminaristen Willy Kolb vom Hüttenweg sah ich je<strong>de</strong>smal bei mir, wenn er auf<br />

Urlaub war. In Flan<strong>de</strong>rn hatte er schwere Kämpfe mitgemacht, Herbst 1917sollte er als die<br />

Kämpfe im Winter ruhten, einen Offizierkursus mitmachen. Da war er in bester Stimmung bei<br />

mir. Hinter ihm die Gefahr und vor ihm Ruhe und die Aussicht, Offizier zu wer<strong>de</strong>n. Nach<br />

Beendigung <strong>de</strong>s Kurses im Frühjahr hatte er noch einen etwa 15 tägigen Urlaub. Da war die<br />

zuversichtliche Stimmung wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Nullpunkt. In Flan<strong>de</strong>rn hatte er genug <strong>de</strong>s<br />

grausigen Spiels gesehen. Nun sollte er wie<strong>de</strong>r hinein. Auch ihn sollte ich nicht wie<strong>de</strong>rsehen.<br />

Als Vizefeldwebel fiel er im Juni 1918 an <strong>de</strong>r Spitze eines Zuges. Seine Mutter, so stolz auf<br />

<strong>de</strong>n Seminaristen, konnte sich gar nicht beruhigen Und <strong>de</strong>r 21 jährige Karl Bran<strong>de</strong>nburger!<br />

Als ich ihn so jung mit seinen treuen Augen da vor mir sitzen sah, dachte ich: Wie scha<strong>de</strong><br />

wärs doch, wenn ihm etwas passierte! Auch er mußte sofrüh ins Gras beißen. – Der Spengler<br />

Karl Petry, ein Vetter und <strong>Alt</strong>ersgenosse von mir, mußte trotz seiner 38 Jahre schon bald nach<br />

Kriegsausbruch zur Gar<strong>de</strong> einrücken. Auf Urlaub ist er nicht gekommen aber ich sah ihn vor<br />

seinem Auszuge noch einmal bei mir. Keine Spur von Angst o<strong>de</strong>r irgendwelcher Gedrücktheit<br />

<strong>de</strong>s Gemüts war bei ihm zu ent<strong>de</strong>cken. „Die Russen sind schon zu weit vorgedrungen,“ sagte<br />

er mir. Da war es doch das selbstverständlichste Ding von <strong>de</strong>r Welt für ihn, daß die jungen<br />

Männer, die Fäuste dafür haben, sie hinauswerfen. Wozu also unmännlich weich wer<strong>de</strong>n. So<br />

verschie<strong>de</strong>n sind die Naturen! Einer brach am Mobilmachungstage bei mir in Weinen aus,<br />

an<strong>de</strong>re blieben kaltblütig, gehen fort ins Furchtbarste hinein und kein Rühren dringt an ihr<br />

Herz; kaum, daß sie <strong>de</strong>n Angehörigen die Hand zum Abschied reichen. Unser Spengler warf<br />

nun zwar<br />

nicht die Russen hinaus, aber bei Ypern ging er furchtlos ins englische Feuer. Er schrieb mir:<br />

„Wie manches Stück Eisen ist schon an mir vorbeigeflogen.“ Seinen Angehörigen schrieb er:<br />

sie müßten jetzt durchfechten, sonst hätten unsere Kin<strong>de</strong>r (er hatte 5 Jungen daheim) noch<br />

einmal <strong>de</strong>n Krieg. Als Krankenträger ist er am 18. 4. verwun<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n und zwölf Tage<br />

darauf gestorben, am 30. April 1915.<br />

Wie gerne wür<strong>de</strong> ich je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r gefallenen Breitschei<strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>n hier einen beson<strong>de</strong>ren Kranz<br />

win<strong>de</strong>n, aber es fehlt mir alles dazu. Allzugroß ist auch ihre Zahl. Sie wäre noch größer, wenn<br />

nicht von Sommer 1917 an die Krieger <strong>de</strong>r älteren Jahrgänge fast alle reklamiert gewesen<br />

wären. Am Totenfeste 1918 hingen die Breitschei<strong>de</strong>r Mädchen 26 Kränze zum ehren<strong>de</strong>n<br />

Gedächtnis <strong>de</strong>r Gefallenen un <strong>de</strong>r Kirche auf.<br />

„Wer mutig für sein Vaterland gefallen,<br />

<strong>de</strong>r baut sich selbst ein ewig Monument.<br />

Im treuen Herzen seiner Lan<strong>de</strong>sbrü<strong>de</strong>r;<br />

Und dies Gebäu<strong>de</strong> stürzt kein Sturmwind nie<strong>de</strong>r.“<br />

Wie sind die Hel<strong>de</strong>n gefallen und die Streitbaren „umgekommen!“ Gaile Karl starb im<br />

Lazarett am Thyphus, Hisges Karl ertrank beim Übergang über die Donau nach Serbien,<br />

Philippse Ernst (Bechtum) starb <strong>de</strong>n qualvollen Tod an Gasvergiftung, an<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong>n von<br />

Granaten zerrissen, verschüttet o<strong>de</strong>r von Kugeln tödlich verwun<strong>de</strong>t. Wer kann es im<br />

Einzelnen wissen, wie ihre To<strong>de</strong>sart war, welche Gedanken sie noch gehabt haben im<br />

Angesicht <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s, wie groß die Sehnsucht war nach <strong>de</strong>n Lieben in <strong>de</strong>r Heimat und ihrer<br />

helfen<strong>de</strong>n Hand! Leisegang und San<strong>de</strong>rs Emil (Stehl) waren reklamiert, erkrankten aber dann<br />

hier infolge <strong>de</strong>r vorhergegengenen Anstrengungen im Krieg und starben bei ihren Lieben.<br />

Martins (Otto Thielmann) hatte die schweren Kämpfe in <strong>de</strong>n Karpaten mitgemacht, wur<strong>de</strong>

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