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Ton mehrere Zentner ir<strong>de</strong>nes Geschirr für die Hofhaltung herzustellen. Auch im Anfang <strong>de</strong>s<br />

folgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rts scheint dieses Handwerk noch ganz bei uns zu fehlen, wie aus <strong>de</strong>r im<br />

Jahre 1616 erlassenen Feuerordnung hervorgeht. Diese sehr ausführliche Verordnung zählt<br />

alle möglichen Gefahrenquellen für die Entstehung von Feuersbrünsten auf, aber die<br />

Brennöfen <strong>de</strong>r Häfner sucht man vergeblich darunter. Erst gegen das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 17.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts tritt <strong>de</strong>r Häfnerberuf in <strong>de</strong>n Kirchenbüchern unserer Gegend auf; in Erdbach und<br />

Breitscheid erst nach 1700. Im Jahre 1705 war „<strong>de</strong>r Hafner von Erbach“ Gevatter bei einer<br />

Taufe in Me<strong>de</strong>nbach. 1706 wird Markus Bechtum, als erster dieses Namens hier zum<br />

erstenmale in einem Breitschei<strong>de</strong>r Kirchenbuch genannt, <strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>rer Stelle als „Haffner<br />

und Ziegler“ bezeichnet wird. Woher er kam und wann er hierherzog, ist nicht festzustellen.<br />

Häfner gab es in Breitscheid, Erdbach, Schönbach, Gusternhain und Herborn. In Breitscheid<br />

war das Handwerk weitaus am stärksten vertreten. Seine Blütezeit war hier das 18. und 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt. (R.K. in <strong>de</strong>r Dillzeitung 1938)<br />

Vom Ton und seiner Verwertung<br />

Breitscheid zählt heute etwa ein halbes Dutzend Häfner, eine Zahl, die im Erwerbsleben<br />

unseres Dorfes nichts beson<strong>de</strong>res mehr be<strong>de</strong>utet. Aber vor <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r Fabrik, vor 1900, war<br />

das Häfnergewerbe stark hier vertreten und gab unserm Dorf ein beson<strong>de</strong>res Gepräge, welche<br />

Tatsache es rechtfertigt, daß wir <strong>de</strong>m alten Gewerbe hier einen größeren Raum gönnen.<br />

Die Kunst, <strong>de</strong>n Ton zu formen und zu brennen, ist eine sehr alte. „Nach <strong>de</strong>m Schöpfer kommt<br />

gleich <strong>de</strong>r Töpfer“, Wir sahen auch oben, daß sich unter <strong>de</strong>n Fundstücken in Steinkammern,<br />

die aus <strong>de</strong>r vorchristlichen Zeit herrufen, auch Topfscherben befan<strong>de</strong>n. Aber wer vermöchte<br />

zu sagen, wann <strong>de</strong>r Dornröschenschlaf <strong>de</strong>r „weißen Er<strong>de</strong>“ in Breitscheid ein En<strong>de</strong> nahm und<br />

<strong>de</strong>r erste Häfner sich hier nie<strong>de</strong>rließ? Kein „Brief“, kein Buch will sich fin<strong>de</strong>n und uns Kun<strong>de</strong><br />

geben. War es zu wenig verlockend für die alten, uns von <strong>de</strong>m Häfnerhandwerk etwas zu<br />

berichten, das wohl still und beschei<strong>de</strong>n seinen Anfang hier nahm und immer im schlichten<br />

Klei<strong>de</strong> daherging? Vor etwa 700 Jahren war die Häfnerei in Elgendorf bei Montabaur schon<br />

einheimisch. Die Leute <strong>de</strong>r dortigen Gegend mußten <strong>de</strong>m Kurfürsten von Trier die Abgaben<br />

in Schüsseln leisten, Schüsseln statt Geld geben. Die Häfnerei ist seit etwa 1700 in<br />

Breitscheid nachweisbar, womit aber nicht gesagt ist, daß sie nicht schon längere Zeit vorher<br />

hier bestan<strong>de</strong>n hat. Wahrscheinlich ist das Häfnergewerbe erst um 1700 in unsere Gegend<br />

gekommen. Auffallend ist freilich, daß in unseren ältesten Kirchenbüchern die Häfnerei, <strong>de</strong>r<br />

Stand, nicht erwähnt wird. In <strong>de</strong>n Zivilstandsregistern <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts ist auch selten <strong>de</strong>r<br />

Berufsstand <strong>de</strong>s Mannes angegeben. Markus Bechthumb wird 1706 als „Haffner und Ziegler“<br />

angegeben. Im Jahre 1712 schlossen sich die Häfner <strong>de</strong>s Amtes Herborn zu einer Innung<br />

zusammen, woraus zu schließen ist, daß das Gewerbe eingesessen und verbreitet war,<br />

vermutlich schon geraume Zeit. 1534 ist ein Schüsselmacher aus Marburg in Beilstein tätig<br />

und brennt dort manchen Zentner Geschirr für die dortige Hofhaltung, woraus wir wohl<br />

entnehmen dürfen, daß in unserer Heimat die Häfnerei noch nicht betrieben wur<strong>de</strong>. Unter <strong>de</strong>n<br />

Ortschaften unserer Gegend, wo Häfnerei getrieben wur<strong>de</strong>, war Breitscheid das Haupt-<br />

Erddorf. Um 1788 hatte Herborn 3 Häfnermeister, Erdbach und Breitscheid zusammen 21. In<br />

1865 waren in Breitscheid 30 selbständige Häfner, in Gusternhain 12 und in Herborn 4. Im<br />

Jahre 1786 betrug die gesammte Tonför<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Breitschei<strong>de</strong>r und Erdbacher<br />

Gemarkung etwa 11000 Zentner, in 1865 wur<strong>de</strong>n etwa 45000 Zentner gegraben, davon in<br />

Breitscheid allein 40000 Zentner. In 1786 kostete <strong>de</strong>r Zentner an <strong>de</strong>r Grube 1 ½ Kreuzer,<br />

1865 fast bis zehn Kreuzer. Vor 1900 hatten die Breitschei<strong>de</strong>r Häfner ihren Tonbedarf von <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> jährlich für 200 Mark gepachtet. Um 1786 wur<strong>de</strong>n in unserer Gegend auch Pfeifen<br />

gebacken, in Breitscheid jedoch nicht. Der Lehrer Haas schreibt um 1820 in <strong>de</strong>r Schulchronik:<br />

„Auch wird hier die gute, seltene Pfeifener<strong>de</strong> gegraben, obgleich noch keine Pfeifenbäckerei

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