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<strong>de</strong>s Gastmahls. Der Sänger greift zur Laute und schil<strong>de</strong>rt in bewegten Tönen die Not <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s. Er weist <strong>de</strong>n Grafen auf seine entsetzliche Schuld hin und auf die Strafe <strong>de</strong>s<br />

Himmels, wenn er nicht sein verruchtes Leben än<strong>de</strong>rt. Da ergrimmt <strong>de</strong>r Graf und verurteilt<br />

<strong>de</strong>n Sänger zu grausamen To<strong>de</strong>. Da oben im Wal<strong>de</strong>, an steiler Felsklippe, wird <strong>de</strong>r Bar<strong>de</strong>, in<br />

Fesseln geschmie<strong>de</strong>t, einen elen<strong>de</strong>n Hungersto<strong>de</strong> preisgegeben. Doch mag <strong>de</strong>r Haß <strong>de</strong>s<br />

beleidigten Herrschers noch so groß sein, - die Tiere <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s vereiteln ihn. Die scharen<br />

sich um <strong>de</strong>n gefesselten Sänger, lauschen seinen Lie<strong>de</strong>rn und bringen ihm Nahrung; ja eine<br />

Hirschkuh nährt ihn und stillt seinen durst. – Einst verfolgt <strong>de</strong>r Graf auf <strong>de</strong>r Jagd eine<br />

flüchtige Hündin. Verwun<strong>de</strong>rt eilt sie vor ihm her und führt <strong>de</strong>n nacheilen<strong>de</strong>n Jägersmann<br />

durch Bruch und Moor und Hei<strong>de</strong> auf hohen Bergesgipfel, und hier fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong> Graf <strong>de</strong>n<br />

totgeglaubten Sänger wie<strong>de</strong>r; voll Reue eilt er auf <strong>de</strong>n Angeschmie<strong>de</strong>ten zu und zieht ihn<br />

brü<strong>de</strong>rlich an seine Brust.“<br />

Der Barstein<br />

(von Fritz Philippi um 1900)<br />

Es liegt auf einsamer Hei<strong>de</strong>n<br />

im hohen Westerwald<br />

seit lange vor Menschenzeiten,<br />

ein ragen<strong>de</strong>r Basalt.<br />

Er liegt in Sonne und Regen<br />

und Schnee so bloß und bar,<br />

und seinen Leib allerwegen<br />

durchfürchte manches Jahr.<br />

Die drohen<strong>de</strong> Wetterwolke<br />

zerscheitelt an <strong>de</strong>m Fuß,<br />

und unten murmelt im Volke<br />

man dankbar einen Gruß.<br />

An seiner felsigen Stirne,<br />

<strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>r gleich am Hut,<br />

ein Tannenreis zu <strong>de</strong>r Ferne<br />

wuchs auf in karkem Mut.<br />

Der Sturm sprach tobend zur Tanne,<br />

„Geh fort, du töricht Ding!<br />

Ich führ dich mit von dannen<br />

Hinab zum Talbering.“<br />

Es flüstert <strong>de</strong>r Sonne brennen<br />

„Ich dörr <strong>de</strong>n Leib dir aus,<br />

läßt du nicht willig dich trennen<br />

von <strong>de</strong>inem Felsenhaus!“<br />

Doch wehret mit Haupt und Fingern<br />

Die Tanne <strong>de</strong>r Gewalt.<br />

und ihre Wurzeln sich schlingen<br />

stets tiefer in <strong>de</strong>n Halt.

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