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Der Bericht <strong>de</strong>s Rentmeisters, <strong>de</strong>r dieser Veröffentlichung zugrun<strong>de</strong> lag, befin<strong>de</strong>t sich im<br />
Staatsarchiv zu Wiesba<strong>de</strong>n. Ueber <strong>de</strong>n Ausgang <strong>de</strong>s Rechtsstreits ist nichts bekannt, da<br />
weitere Akten nicht vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />
Braunkohlen<br />
Es war einmal in alter, alter Zeit, da war die Urahne Er<strong>de</strong> jung und hitzig im Blut; gar nicht<br />
verständig und sittsam, vielmehr unbändigen Sinns, und konnte ihre Brunst nicht meistern.<br />
Damals waren alle Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>r übermäßig groß und stark aus <strong>de</strong>r ersten unverbrauchten<br />
Kraft, und alle Tiere waren Ungeheuer. Auch die Strut war noch nicht an ihrem Platz, son<strong>de</strong>rn<br />
ein Urwald war dort; so dicht überdacht und verästelt, daß selbst am Mittag die helle Sonne<br />
nicht mit ihren Spießen das Dunkel aus <strong>de</strong>m Wald jagte. Nur die Zeit war dieselbe damals und<br />
heute und ging und kam und brachte Leben und Sterben mit sich. Einmal, niemand weiß die<br />
Ursache, überkam die Er<strong>de</strong> eine jähe wil<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong>. Sie riß ihr Gewand auf, Feuer brach aus<br />
ihrem Leib; flüssig sie<strong>de</strong>nd heißes Lebensblut, und flutete über <strong>de</strong>n Urwald auf <strong>de</strong>r Hohen<br />
Hei<strong>de</strong>, daß alles Leben darin versank und unterging. Und als das Feuer erkaltete, war ringsum<br />
kahle, erschrockene Hei<strong>de</strong> vom Himmel und schwarzes Gestein, das noch heiße Funken<br />
sprüht unter <strong>de</strong>m Schlegel, weil es das geronnene Feuerblut <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist. Und als ein steinern<br />
Mal jener Zeit ist die Struht entstan<strong>de</strong>n. Und heute in Urenkelzeiten holt <strong>de</strong>r Bergmann <strong>de</strong>n<br />
Urwald aus <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> als Braunkohlen.“ (Philippi).<br />
Die Braunkohlen wur<strong>de</strong>n früher „unterirdisches Holz“ genannt. Der erste Bericht auf <strong>de</strong>m<br />
Westerwald wur<strong>de</strong> im Jahre 1585 im Breitschei<strong>de</strong>r Wald „abgesunken.“ Ob <strong>de</strong>r Betrieb<br />
damals ein wenig aufgenommen wor<strong>de</strong>n ist, und wie lange, darüber sind keine urkundlichen<br />
Nachrichten vorhan<strong>de</strong>n. Am wahrscheinlichsten ist, daß es damals bei Versuchen geblieben<br />
ist, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Holzmangel auf <strong>de</strong>m Westerwald war zu dieser Zeit noch nicht so groß, daß die<br />
Not zur Aufnahme <strong>de</strong>s Betriebs gezwungen hätte. Man wüßte auch nicht recht, was man da in<br />
<strong>de</strong>n schwarzbraunen Brocken vor sich hatte. Eine geologische Wissenschaft gabs noch nicht.<br />
Der Graf Johann in Dillenburg und sein Kämmerer Erasmus Stöver hielten <strong>de</strong>n Fund ganz<br />
richtig für verschüttetes Holz. Der Kämmerer schickte eine Probe davon im Jahre 1595 an <strong>de</strong>n<br />
Holzgräv Krüber in Allendorf in Hessen und fragte an, „ob das verschüttet Holz wäre.“ Dieser<br />
antwortete: Nein, er und sein gnädiger Herr irrten sich, „son<strong>de</strong>rn es wären Braunkohlen,<br />
welche das Dach <strong>de</strong>r Steinkohlen ausmachen, „ sie sollten <strong>de</strong>n Stollen nicht zu hoch anlegen,<br />
dann wür<strong>de</strong>n sie Steinkohlen antreffen. – Nun fehlen wie<strong>de</strong>r alle Nachrichten bis zum Jahre<br />
1752. Damals verkohlten Köhler unterirdisches Holz im Breitschei<strong>de</strong>r Wald und verkauften<br />
<strong>de</strong>n Zain (12 Zentner) für 1 Gul<strong>de</strong>n 36 Kreuzer. In 1752/53 bestand die Grube aus einem<br />
Stollen und einem Schacht, welcher auf <strong>de</strong>n Stollen durchschlägig und 8 Lachter breit war.<br />
(Ich vermute, daß man überhaupt erst um 1750 <strong>de</strong>n Betrieb auf <strong>de</strong>r Grube bei Breitscheid<br />
aufgenommen hat. Um diese Zeit wur<strong>de</strong>n auch die Gruben bei Stockhausen und Lorch<br />
angefangen.) Von 1762 bis 1768 wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r ein Stollen getrieben. Wegen <strong>de</strong>s sehr festen<br />
Gesteins kam das Lachter auf 100 Gul<strong>de</strong>n zu stehen, und als man <strong>de</strong>n Stollen auf 20 Lachter<br />
länge getrieben hatte, traf man doch nur ein schwaches Kohlenflöß sodaß man, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />
Stollen noch eine kurze Strecke fortgeführt wor<strong>de</strong>n war, die Arbeit enttäuscht wie<strong>de</strong>r<br />
einstellte. Die Summe von 2600 Gul<strong>de</strong>n war nutzlos verausgabt wor<strong>de</strong>n. (Nach Becher)<br />
Offenbar habe man das obere Kohlenflöz getroffen, das eine geringere Mächtigkeit hat als das<br />
untere. Die Hal<strong>de</strong> über <strong>de</strong>m <strong>Alt</strong>stück neben <strong>de</strong>m Gemein<strong>de</strong>baumstück, ist wohl damals<br />
aufgeschüttet wor<strong>de</strong>n. Nun lag die Grube ganz still. Im Jahre 1779 machte die Dillenburger