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Die Zeit <strong>de</strong>r napoleonischen Kriege hatte die Westerwäl<strong>de</strong>r noch ärmer gemacht. Große,<br />
schöne Gebäu<strong>de</strong> entstan<strong>de</strong>n nicht und die vorhan<strong>de</strong>nen verwahrlosten sehr.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1825 und 1827 fan<strong>de</strong>n zwei größere Brän<strong>de</strong> im Dorfe statt. Die Schulchronik<br />
berichtet darüber folgen<strong>de</strong>s: „Am 26. August 1825, morgens zwischen 2 und 3 Uhr brach in<br />
<strong>de</strong>n Scheunen <strong>de</strong>s Johannes Henrich Schmidt und Johann Henrich Uhl plötzlich Feuer aus; die<br />
wüten<strong>de</strong> Flamme ergriff bald alle umstehen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>, und das ganze Dorf war in großer<br />
Gefahr. Aber bei <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Win<strong>de</strong>sstille glückte es <strong>de</strong>n von allen <strong>Seite</strong>n und Orten zur<br />
Hülfe herbeigeeilten, <strong>de</strong>m Feuer Einhalt zu tun und die Gefahr abzuwen<strong>de</strong>n. Es verbrannten<br />
13 Wohnhäuser, 14 Scheunen, 4 Stück Rindvieh und fast alle Hausgeräte nebst Futtervorräten<br />
und Früchten. Über die Ursache <strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>s ist man in Ungewissen. Am 4. September hielt<br />
<strong>de</strong>r Herr Pfarrer Westerburg die Brandpredigt.<br />
Am 22. August 1827 morgens 10 Uhr brach abermals Feuer in <strong>de</strong>m Wohnhause <strong>de</strong>s Johannes<br />
Georg aus, wodurch 16 Häuser und 13 Scheunen nebst Stallungen in kurzer Zeit ein Raub <strong>de</strong>r<br />
Flammen wur<strong>de</strong>n. Durch einen sehr starken Nordwind war <strong>de</strong>m Umsichgreifen <strong>de</strong>r<br />
Feuersflammen kaum Einhalt zu tun. Über die Ursache <strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>s ist man im Ungewissen.<br />
Am 2. September <strong>de</strong>sselben Jahres wur<strong>de</strong> die Brandpredigt von Herrn Pfarrer Westerburg<br />
dahier auf <strong>de</strong>r Langwiese gehalten.<br />
Soweit die Schulchronik. (Die damals fünfjährige Kuhlmanns Kerstin hat uns später erzählt,<br />
daß sie im Hemd aus <strong>de</strong>m Hause geflüchtet wäre.) Der zuerst erwähnte Brand in 1825 ist<br />
bezüglich seiner Entstehung erst viele Jahre nachher aufgeklärt wor<strong>de</strong>n. Der Brand war in<br />
<strong>de</strong>m Hause hinter Kuhlmanns Haus, neben <strong>de</strong>m jetzigen Schumanns Haus entstan<strong>de</strong>n. Der<br />
Besitzer <strong>de</strong>s Hauses hatte <strong>de</strong>n Brand selbst angelegt. Wegen Verschuldung sollte er gepfän<strong>de</strong>t<br />
o<strong>de</strong>r sein Haus verkauft wer<strong>de</strong>n, und <strong>de</strong>m wollte er sich entziehen. Seine Frau bezichtigte ihn<br />
später in einem Streite selbst <strong>de</strong>r Schuld in Gegenwart <strong>de</strong>s im Hause arbeiten<strong>de</strong>n<br />
Häfnergesellen.<br />
Es war gut, daß im Jahre 1774 die Brandkasse gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war; <strong>de</strong>nn nun konnten die<br />
Häuser wie<strong>de</strong>r aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Es entstan<strong>de</strong>n jetzt die großen, geräumigen Bauernhäuser<br />
<strong>de</strong>s Dorfes (wie Binnersch Haus an <strong>de</strong>r Nordstraße, Kuhlmanns Haus, Uhls Peters Haus,<br />
Franze Haus u.s.w.) ganz nüchtern in <strong>de</strong>r Bauart, ohne Verzierungen im Balkenwerk. Der<br />
einzige Schmuck waren die Auskehlungen im Holzwerk <strong>de</strong>r Zimmer<strong>de</strong>cke und die schönen<br />
Haustüren. Letztere waren jetzt senkrecht geteilt, mit kunstvollen Schnitzereien versehen und<br />
meist grün angestrichen. Die Außentreppe bestand noch aus unbehauenen Platten aus<br />
Natursteinen, mit welchen auch die Küche belegt war. Der Stall war meist zur Hälfte in <strong>de</strong>r<br />
Er<strong>de</strong>, die Dächer mit Schiefer be<strong>de</strong>ckt. Heute nach 90 Jahren, ist schon manches an diesen<br />
Häusern erneuert und verbessert wor<strong>de</strong>n. Aber die „Tellerbank“ an <strong>de</strong>r Wand unter <strong>de</strong>r Decke<br />
<strong>de</strong>r Wohnstube war doch ein Schmuck und praktisch zugleich. Man hätte sie nicht so pietätlos<br />
abreißen sollen.<br />
Am Erdbacherweg stand bis um 1830 nur das obere Kuhlmanns Haus. Die Nordseite waren<br />
Gärten, die Südseite Wiesen. Die Südseite ist erst im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
bebaut wor<strong>de</strong>n. Um 1830/40 entstan<strong>de</strong>n auch die ersten Häuser im „Kleinen Frankreich“. Ein<br />
kleines Frankreich hat auch Schönbach und Straßburg im Elsaß. Vielleicht haben Soldaten<br />
<strong>de</strong>n Namen, <strong>de</strong>r in Straßburg einen alten armen Stadtteil bezeichnet, hierher verpflanzt. Nun<br />
ist das Bahnhofsgebäu<strong>de</strong> dorthin gebaut wor<strong>de</strong>n, und „die Letzten wer<strong>de</strong>n die Ersten sein.“<br />
1840 hatte Breitscheid 103 Häuser, 173 Familien und 598 Einwohner. Anfangs <strong>de</strong>r 1840er<br />
Jahre wur<strong>de</strong> Stohlches Haus (Bürgermeister Georg) als erstes Haus auf diesem Platze gebaut.<br />
(Östliche Hälfte <strong>de</strong>r Lückstraße).<br />
1846 wur<strong>de</strong> das jetzige Pfarrhaus errichtet. Das alte Pfarrhaus stand an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>r jetzigen<br />
Pfarrscheuer; Der Pfarrgarten an <strong>de</strong>r Pfarrwiese erhielt 1868 <strong>de</strong>n jetzigen eisernen Zaun. Das<br />
Holz zum Bau <strong>de</strong>s Pfarrhauses soll aus <strong>de</strong>m Schwarzwald stammen und in Flößen <strong>de</strong>n Rhein<br />
herabgeführt wor<strong>de</strong>n sein. In <strong>de</strong>r Südmauer, welche <strong>de</strong>n Pfarrhof nach <strong>de</strong>r Straße (nach