23.04.2013 Aufrufe

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

Seite 4 - Alt-breitscheid.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

auch unfrei im außendienstlichen Leben. Unser Erasmus hob <strong>de</strong>m Pfarrer Groos die<br />

Abendmahlseier auf: <strong>de</strong>r Pfarrer schreibt 1725, er habe bei <strong>de</strong>r ersten Vorbereitung zum<br />

heiligen Abendmahl hier <strong>de</strong>n unlöblichen brauch vorgefun<strong>de</strong>n, „daß ihre Gedanken während<br />

<strong>de</strong>r Predigt mehr auf die Eier, damit selbige nicht zerbrochen ging gerichtet wären, als auf <strong>de</strong>n<br />

Prediger, so habe er angeordnet, daß die Ältesten die Eier aufhöben und ins Pfarrhaus<br />

brächten. Er schreibt nun weiter; „Daß Eyer aufheben kann auch durch <strong>de</strong>n schulmeister<br />

Verrichtet wer<strong>de</strong>n, welcher es dann auch übernommen“.<br />

52 Jahre hat Erasmus Thielmann Breitscheid gedient als Schulmeister, Kirchendiener und<br />

treuer Knecht <strong>de</strong>s Pfarrers. Schon Luther sagt: „Einen fleißigen und treuen Schulmeister kann<br />

man nicht genug lohnen, und wenn einer 10 Jahre Schule gehalten hat, mag er mit gutem<br />

Gewissen davon ablassen, <strong>de</strong>nn die Arbeit ist groß und man hält sie gering.“ Sovielmehr<br />

durfte Erasmus Thielmann nach 52 Jahren Schulmeisterdaseins mit gutem Gewissen die Last<br />

auf jüngere Schultern legen! Und <strong>de</strong>r Nachfolger war da. Sein Sohn, <strong>de</strong>r wohl das<br />

Schulhandwerk bei ihm gelernt hatte, trat in seine Fußstapfen. Das Presbytorialprotokoll von<br />

Pfarrer Fuchs über die Einsetzung seines Nachfolgers Lautet:<br />

„Den 2. Auguste (1739) ward in einem extre Presbyterio zum Breitschei<strong>de</strong>r Schuldiener,<br />

nach<strong>de</strong>m Erasmus Thielmann seinen 52 Jahr verwalteten Schuldienst aufgegeben, <strong>de</strong>ssen<br />

sohn, so Bißhero mit vielem ruhm zu Ma<strong>de</strong>mühlen schul gehalten, angenommen. Nach<strong>de</strong>m er<br />

Vorhero examiniert wor<strong>de</strong>n, ward er befragt, ob er Sein Amt auch treulich verrichten wolle,<br />

insbeson<strong>de</strong>re, ob er<br />

1. <strong>de</strong>m prediger folgen wolle,<br />

2. Kein Kind vor das an<strong>de</strong>re halten,<br />

3. täglich selber lernen,<br />

4. die angeben, so die Kin<strong>de</strong>r nit schicken,<br />

5. die Kin<strong>de</strong>r son<strong>de</strong>rlich informieren im christentum,<br />

6. in <strong>de</strong>r Kirche Zucht bey <strong>de</strong>r jugend halten,<br />

7. die gehörige Zeit informieren (unterrichten),<br />

8. die Kin<strong>de</strong>r nit ungebührlich straffen,<br />

9. christlich leben und wan<strong>de</strong>ln mit seiner Frau und gantzen Haus.<br />

Alles dieses hat er unter Gottes gnad Versprochen zu halten, worauff ich ihn mit <strong>de</strong>n ältesten<br />

zum schulmeister erklärt, und Ihr durchlaucht unterthänigst überschickt ins consistorium,<br />

welche auch tags daraufff alß <strong>de</strong>n 3. Augusti eingela<strong>de</strong>ffen.“<br />

Nachtrag zu Erasmus Thielmann: In einem allgemeinen Bericht über die Zustän<strong>de</strong> im<br />

Kirchspiel schreibt Pfarrer Wehler 1704 von <strong>de</strong>r Schule zu Breitscheid und Me<strong>de</strong>nbach: „Die<br />

Schulen betreffend, sind selbige mit <strong>de</strong>m Schulmeister bestellet, welche (ich) bei meinem<br />

einzig bey<strong>de</strong>s orts gefun<strong>de</strong>n, so viel (ich) durch eigene Prüfung als an<strong>de</strong>rer urtheil erfahren,<br />

sind dieselben fromm, fleißig und bey etwa vorkommen<strong>de</strong>n fehl lehrannehmig, wovon bey<br />

fleißigen Schulern in wachsen<strong>de</strong>r seligmachen, <strong>de</strong>n erkantniß gute proben und zeugnisse<br />

vorhan<strong>de</strong>n. – Were aber zu wünschen, daß eltern ihre Kin<strong>de</strong>r fleißiger zur schule schickten,<br />

als gemeiniglich geschieht, damit die selbe nachmals in die zahl <strong>de</strong>r communicanten mit <strong>de</strong>sto<br />

besserem gewissen angenommen wer<strong>de</strong>n könten, welches aber durch das allzu frühe abziehen<br />

von <strong>de</strong>r Schule lei<strong>de</strong>r sehr gehin<strong>de</strong>rt wird und zu zeitlichen und erdigen ver<strong>de</strong>rben <strong>de</strong>rselben<br />

ausschlägt, wenn sie in <strong>de</strong>r ungewissheit <strong>de</strong>r Mutter so vielen untugen<strong>de</strong>n aufwachsen.<br />

Dieser Johannes Thielmann war bis 1767 Schulmeister hier. Zu seiner Zeit wur<strong>de</strong> 1744 die<br />

Schule am Kirchenweg gebaut. Es war schon ein beson<strong>de</strong>res Schulgebäu<strong>de</strong> vorher vorhan<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Pfarrer Fuchs schreibt 1740, daß er mit <strong>de</strong>n Bauern auf „<strong>de</strong>r Schule“<br />

zusammengekommen sei zwecks Besprechung über die schuldigen dienste <strong>de</strong>r Bauern. In <strong>de</strong>r<br />

Kirchenrechnung vom Jahre 1661 heißt es: „vo dänne bretter Zu einem tisch uff <strong>de</strong>r schule ..“<br />

– Pfarrer Wehler schreibt 1704: „Es stehen auch gemeiniglich die schulgebäue (in Breitscheid<br />

und Me<strong>de</strong>nbach) in solchem stan<strong>de</strong>, daß die Kin<strong>de</strong>r sich kaum <strong>de</strong>s Winters darin vor frost<br />

erhalten können, ohn angesehen dieselbe von <strong>de</strong>n gemein<strong>de</strong>n zu verrichtung gemeiner

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!