Seite 4 - Alt-breitscheid.de
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1606 bis 1622 o<strong>de</strong>r 1624Johann Jakob Hermanny. Er will auf <strong>de</strong>m Wege zwischen<br />
Hühnerkaut und Elgersberg (?) eine Disputation mit (<strong>de</strong>m Teufel gehabt haben). Das<br />
Pfarrverzeichnis <strong>de</strong>s <strong>Alt</strong>en Dillenburger Archivs führt von 1609-1615 Jute Sommer<br />
aus Hadamar an, aber Joan Jacob Hermanny ist während dieser Zeit auch hier gewesen<br />
wie seine Unterschriften unter die Kirchen- und Kastenrechnungen von 1608 – 1624<br />
beweisen. Sommer war wohl Diakon hier. Philippi hat diese Notiz in seiner Erzählung<br />
„<strong>de</strong>r Enkelsohn vom alten Fuchs“ verwertet. Der Pfarrer wehrte sich mit Gottes Wort<br />
und seinem Kürtenstock. – Hermanny kam von hier nach Schönbach.<br />
1622 (24) bis 1636 Joh. Gottfried Heidfeld, gebürtig aus Driedorf, kam von Bergebersbach<br />
hierher, wo er sich schon schriftstellerisch betätigt hatte (In seinem „Stu<strong>de</strong>ntenspiegel“<br />
schil<strong>de</strong>rt er z.B. das Leben <strong>de</strong>s damaligen Stu<strong>de</strong>nten). Er wur<strong>de</strong> von hier an die Hohe<br />
Schule zu Herborn versetzt als Professor <strong>de</strong>r griechischen Sprache und Geschichte.<br />
1636 bis 1647 Henrich Wissenbach, erster Bewohner <strong>de</strong>s neuen Pfarrhauses (siehe darüber<br />
30jähriger Krieg!)<br />
1647 bis 1654 Philipp Hoff(ius)<br />
1654 bis 1657 Jo<strong>de</strong>kus Bran<strong>de</strong>nburger<br />
1658 bis 1660 Justus Sartorius<br />
1660 bis 1697 Joh. Jakob Ludovici. Er hat von allen uns bekannten Breitschei<strong>de</strong>r<br />
Geistlichen am längsten hier gelebt und scheint nach allem, was uns von ihm<br />
überliefert ist, gute Beziehungen zum Dorf unterhalten zu haben. Er hat aber mit <strong>de</strong>n<br />
Gemein<strong>de</strong>n viel zu kämpfen gehabt, um das Nötigste zu erhalten, sein Leben zu<br />
fristen. Die Akten darüber hatte ich noch nicht eingesehen, als ich diesen Aufsatz über<br />
Ludovici schrieb. Siehe darüber <strong>de</strong>n Folienband: „In diesem Band steht, daß <strong>de</strong>m<br />
Pfarrer Jost Bran<strong>de</strong>nburger (1654-1657) die Gemein<strong>de</strong> Breitscheid bes. Ankunft<br />
bewilligt habe, ihm mit allen Pfer<strong>de</strong>n in Breitscheid einen halben Tag zu arbeiten, so<br />
vorhin keinem geschehen sey. Da die Pfarr Breitscheid „so gahr schlecht bemittelt“,<br />
so willigen die Breitschei<strong>de</strong>r schließlich auf die Vermittelung <strong>de</strong>s Oberschultheißen<br />
dahin ein, „<strong>de</strong>m itzigen pfarrer zu liebe“ itzr und künfftig so lang er bey seine v.<br />
pleiben wür<strong>de</strong>, alle herbst nach einen halben tag mit dreyen pflügen die pfarräcker zu<br />
bauen; „so ihren aber zu keinen nach theiligen Consegung gezogen wer<strong>de</strong>n solen.“<br />
(1666) Der Pfarrer konnte sich nicht selbst aus Armut Pferd und Knecht halten.<br />
Ludovice hatte sich in früherer Not an <strong>de</strong>n Fürsten gewandt, aus Rache und<br />
Mutwillen wollten die Breitschei<strong>de</strong>r ihm nicht das Nötige tun. Die Rabenschei<strong>de</strong>r, „so<br />
außer Kirspiel u. Land“, haben sich „meines elen<strong>de</strong>r lebens erbahrmt und mir geackert.<br />
Er bitte <strong>de</strong>n Fürsten, gnädig zu erwägen, „ob solche muthwillige, halstarrige,<br />
wie<strong>de</strong>rsetzliche bosheit für <strong>de</strong>m gerechten Gott zu verantworten, einen armen diener<br />
Gottes words also drücken, nothlei<strong>de</strong>n und seuffzen zu lassen“. Darum sei hier etwas<br />
ausführlicher von ihm gehan<strong>de</strong>lt. Überdies war seine Zeit so verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />
unserigen, daß es schon aus kulturgeschichtlichen Grün<strong>de</strong>n gerechtfertigt erscheint,<br />
Ludovicis Eintragungen in <strong>de</strong>n alten Kirchenbüchern <strong>de</strong>r Vergessenheit zu entreißen.<br />
Es ist die Nachkriegszeit <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts mit ihrer Armut und Enge für die<br />
Deutschen. Sie verlegte <strong>de</strong>n Schwerpunkt im Leben <strong>de</strong>s Pfarrers wie bei <strong>de</strong>n Bauern<br />
mehr ins „irdische Gewühle“, um überhaupt das Leben fristen zu können, wenigstens<br />
hatte er allerlei Plackereien, um das zum Leben Notwendigste zu erhalten. Breitscheid<br />
hatte beim Beginn seiner hiesigen Amtszeit nur 25 Häuser, es war noch reines<br />
Bauerndorf, und seine weltabgeschie<strong>de</strong>ne Lage war einem Pfarrer mehr als heute auf<br />
<strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>n Dorfleuten hin, wenn er an<strong>de</strong>rs nicht ganz vereinsamen wollte.<br />
Ein großes Licht scheint Ludovici nicht gewesen zu sein, seine unbeholfene,<br />
schwerfällige Schrift <strong>de</strong>utet nicht auf große Durchgeistigung <strong>de</strong>s Lebens, aber seine<br />
urmächtige, kindliche und treuherzige Art macht aus ihm doch anziehend, ja läst ihn<br />
aus lieb gewinnen. – Im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt waren Ludovicis Vorfahren Bürgen zu