Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Einzelne besonders alte Rebbauernhäuser<br />
bzw. Rebbauern-/Fischerhäuser haben die<br />
Wohnfunktion im Erdgeschoß. Das spätmittelalterliche<br />
Haus Seestraße 25 besitzt<br />
einen dreizonigen Grundriß mit Stube<br />
und Küche zur Giebelseite – bei der Stube<br />
handelt es sich um eine Bohlenbalkenstube<br />
– dahinter dem Querflur und dem<br />
Weinkeller. Weitere Räume befinden sich<br />
im Obergeschoß. In Niederzell, Niederzeller<br />
Straße 15, hat sich ein Haus mit dem<br />
einst charakteristischen, tief heruntergezogenen<br />
Dach und zum Hauptgiebel in<br />
jedem Geschoß drei Räumen erhalten, dahinter<br />
einer Zone für landwirtschaftliche<br />
Nutzung. Im mittleren Erdgeschoßraum<br />
befindet sich eine spätmittelalterliche<br />
Bohlenbalkenstube mit beachtlicher Ausstattung.<br />
(Das Gebäude, bei dem es sich<br />
möglicherweise um eine Haushälfte handelt,<br />
bedarf noch weiterer Untersuchungen.)<br />
„Nonnenhüser“<br />
Im 14./15. Jh. wurden mehrfach Frauensammlungen<br />
genannt. Nach dem Baubestand<br />
zu urteilen, haben solche Gruppierungen<br />
bis ins 18. Jh. bestanden. Archivalische<br />
Untersuchungen fehlen jedoch bis<br />
jetzt. In Mittelzell haben sich zwei Reihenhauszeilen<br />
erhalten, die der mündlichen<br />
Überlieferung nach „Nonnenhüser“ sein<br />
sollen: Merzengasse 13, 15,17 und Stedigasse<br />
8,10,12. Es handelt sich um kleinere<br />
gestelzte Häuser, die im Typus den Rebbauernhäusern<br />
ähnlich sind. Die ältesten<br />
Bauten sind jetzt dendrochronologisch<br />
datiert. Das Haus Merzengasse 13 stammt<br />
noch heute vom Keller bis in den Dachstuhl<br />
aus dem Jahr 1438/39, im 18. Jh.<br />
wurde bei dieser Gruppe ein Raum (in<br />
Haus Nr. 17) mit schöner Stuckdecke ausgestattet.<br />
In der Stedigasse wurde der Massivbau<br />
(Nr. 10) 1457/58 erbaut, der daran<br />
anschließende Fachwerkanbau (heute Nr.<br />
8/10) 1581/82. Im Haus Nr. 10 hat sich<br />
eine Bohlenbalkendecke erhalten. Das<br />
Haus Nr. 8 wurde im 18. Jh. angebaut.<br />
Nonnen sollen nach mündlicher Überlieferung<br />
zumindest zeitweise gewohnt haben<br />
in den Häusern: Mittelzeller Straße 5/<br />
7, in der Spitzgasse 8 und zumindest im<br />
19. Jh. im ehemaligen Rauhh<strong>of</strong>, später<br />
sog. Käpelle in der Mittelzeller Straße 25.<br />
Hauslandschaft<br />
Die Entwicklung des 19. und 20. Jhs.<br />
und Probleme der Überlieferung des<br />
Hausbestandes<br />
Nach der Säkularisation wurde der kirchliche<br />
Besitz in bäuerlichen Besitz aufgeteilt,<br />
einige der großen Rebbauernhäuser wurden<br />
im 19. Jh. nachträglich zweigeteilt<br />
und an verschiedene Familien vergeben.<br />
Die Nonnenhäuser wurden zusammengelegt<br />
oder geteilt. Damit wurden bauliche<br />
Veränderungen notwendig: jede Familie<br />
brauchte eine eigene Erschließung mit<br />
Treppenhaus, benötigte Wirtschaftsräume<br />
und einen Wohnteil mit Küche und heizbarer<br />
Stube. Später wurden die Renovierungen<br />
unabhängig voneinander und in<br />
verschiedener Weise durchgeführt: eine<br />
Haushälfte wurde im Fachwerk freigelegt,<br />
die andere verputzt oder durch neue Massivwände<br />
ersetzt, ein Haushälfte wurde im<br />
Altbaubestand pfleglich tradiert, die andere<br />
stark modernisiert. Bei anderen Beispielen<br />
ist der Außenbau in seiner Typik erhalten,<br />
ist aber die historische Innenausstattung<br />
mit Türen, Treppen, Wandtäfer etc.<br />
verloren. So sind heute eine Reihe von<br />
Häusern auf der Reichenau in ihrer Charakteristik<br />
noch ablesbar, aber in ihrer<br />
Substanz verändert.<br />
Ein anderes, <strong>of</strong>fensichtlich für die Reichenau<br />
spezifisches Problem sind die Dächer,<br />
die <strong>of</strong>t in einem schlechten Bauzustand<br />
gewesen sein sollen und in der<br />
Nachkriegszeit häufig durch neue Dachkonstruktionen<br />
ersetzt wurden. Diese<br />
neuen Dächer sind in der Regel wiederum<br />
für die traditionelle Wirtschaftsnutzung<br />
und handwerklich solide, vereinzelt sogar<br />
noch als liegende Stühle in der Zimmermannstechnik<br />
des 18./19. Jhs erstellt. Als<br />
Ursache für den schlechten Erhaltungszustand<br />
sind zwei Gründe anzuführen: Einmal<br />
war Holz auf der Reichenau ein kostbares,<br />
mit dem Schiff über den See zu<br />
transportierendes Baumaterial. Es ist daher<br />
für die Reichenau charakteristisch,<br />
daß die Dachstühle gerade kleinerer und<br />
mittlerer Häuser sehr viel mit wiederverwendeten<br />
Hölzern gebaut wurden. Zum<br />
zweiten wurden die Hölzer durch die Nutzung<br />
als Heu- und Strohlager, verbunden<br />
mit der großen Luftfeuchtigkeit auf der<br />
Reichenau, sehr stark beansprucht.<br />
Seit die Dachstühle aufgrund ihrer zimmermannsmäßig<br />
beachtlichen Konstruk-<br />
Enclosure A 7<br />
5