Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
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Enclosure A 10 Historische Strukturen im Landschaftsbild<br />
14<br />
Trotz der in allen Bereichen feststellbaren<br />
starken Nachverdichtung aller Reichenauer<br />
Siedlungen – 1707 zählte die Insel keine<br />
200 Häuser, 1876 existierten ca. 300 Gebäude<br />
– und einer daraus entstandenen<br />
Gesamtzahl von ca. 2000 Häusern prägen<br />
sich auf der Karte Teile der historischen<br />
Siedlungsstruktur sehr wohl durch (Karte<br />
1 und Karten 5–7). Deutlich ins Auge<br />
sticht, daß sich zwischen 1707 und 1998<br />
das Grundmuster der Anordnung von besiedelten<br />
Flächen und „freiem Feld“ nicht<br />
verändert hat. Die Siedlungen konzentrieren<br />
sich in Mittelzell um das Kloster herum<br />
und entlang der Uferbereiche im<br />
Nordosten, im Süden sowie im Westen der<br />
Insel. Das <strong>of</strong>fene Land im mittleren Bereich<br />
der Insel bleibt auch 1998 von Siedlungen<br />
weitgehend unangetastet.<br />
Bezüglich der Strukturierung der für die<br />
Siedlung vorbehaltenen Flächen lassen<br />
sich zum Teil bereits in historischer Zeit<br />
Veränderungen erkennen, die bis heute<br />
fortschreibbar sind. Die wenigen 1707 am<br />
Nordostufer vorhandenen Gebäude verdichten<br />
sich bereits 1876 von Mittelzell<br />
und von Oberzell her zu einer Reihe. Bis<br />
1998 schloß sich diese zu einem kompakten<br />
Band. Zu Reihen zusammengewachsen<br />
sind auch die bereits erwähnten Siedlungen<br />
im Südwesten der Insel. Die in historischer<br />
Zeit angelegten und sich bereits<br />
seit dem 19. Jahrhundert immer stärker<br />
verdichtenden Streusiedlungen, die allerdings<br />
keine Ansätze zu einer deutlicheren<br />
Reihenbildung erkennen lassen, befinden<br />
sich im Südosten und im Westen. Stark<br />
nachverdichtet ist auch der historische<br />
Ortskern in Mittelzell, dessen lockere, weilerartige,<br />
um einen zentralen Platz angeordnete<br />
Streusiedlung jedoch auf der Karte<br />
der historischen Gebäude (Karte 1) weiterhin<br />
sichtbar bleibt. Die ebenfalls lockere<br />
Streusiedlung in Niederzell ist 1998<br />
zwar zu einem dichten Siedlungscluster<br />
zusammengewachsen, der Blick auf die<br />
Kirche selbst wird jedoch weder vom See<br />
her, noch von der auf die Kirche zulaufenden<br />
Straße verstellt. Dies gilt weitgehend<br />
auch für die beiden anderen Kirchen. Die<br />
Kirche in Oberzell blieb ebenfalls frei von<br />
einer dichten Umbauung und kann damit<br />
ihre dominante Stellung ebenso wahren<br />
wie die Niederzeller Kirche. Die Klosteranlage<br />
in Mittelzell hingegen grenzte bereits<br />
in historischer Zeit nach Süden zu an eine<br />
dorfartige Siedlung. Nach Norden in Richtung<br />
Gnadensee sind, wie im Falle von<br />
Niederzell, weder das Kloster noch die<br />
Oberzeller Kirche von Gebäuden umgeben.<br />
Die Insel präsentiert sich daher den<br />
von Allensbach blickenden Betrachtern<br />
und Betrachterinnen wie in historischer<br />
Zeit mit ihrer eindrucksvollen Silhouette<br />
aus den drei sich am Ufer entlang reihenden<br />
Kirchen.<br />
3. Linienhafte Elemente: Aspekte<br />
der Struktur des Verkehrsnetzes<br />
3.1 Erläuterungen zur Methodik<br />
Den bereits vorgelegten Ausführungen<br />
über die GIS-gestützte Analyse der Siedlungen<br />
ist in Bezug auf die Verkehrswege<br />
wenig hinzuzufügen. Sie sind im Hinblick<br />
auf die Fragestellung und den engen Zeitrahmen<br />
nicht mit einer entsprechend ausführlichen<br />
GIS-Datenbanktabelle versehen.<br />
Die in digitaler Form erhobenen und<br />
dokumentierten Informationen beschränken<br />
sich auf die wesentlichen Einzelheiten.<br />
Anhand der historischen Quellen<br />
wurde der Verlauf der Straßen bis in das<br />
Jahr 1707 zurückverfolgt und in den drei<br />
Zeitschnitten von 1707, 1876 und 1998 in<br />
das Geographische Informationssystem<br />
eingegeben. Über den Zustand der damaligen<br />
Wege konnten keine genaueren Angaben<br />
erhoben werden. An dieser Stelle<br />
könnten daher nur die allgemein bekannten<br />
Erkenntnisse über das Aussehen historische<br />
Wege angeführt werden. Die eintägige<br />
Geländebegehung erbrachte zudem<br />
keinen einzigen Fund eines authentisch<br />
erhaltenen Altwegs. Damit muß davon<br />
ausgegangen werden, daß materielle Spuren<br />
im Bereich der Altwege auf der Reichenau<br />
kaum mehr existieren. Auf eine<br />
genauere Erläuterung der Altwege wird<br />
daher verzichtet. Einzig Strukturen, z. B.<br />
der Verlauf der historischen Verkehrswege,<br />
der Verlust an Wegeverbindungen bzw.<br />
ihre Tradierung seit 1707 bis 1998 stehen<br />
daher im folgenden zur Debatte.<br />
13 Die Entwicklung des Tourismus am Bodensee<br />
kann ausführlich nachgelesen werden in:<br />
Sommerfrische (1991).