Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage
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1539), das Münster in Mittelzell sowie die<br />
Kirchen in Ober- und Niederzell, sind<br />
gleichzeitig in vielerlei Hinsicht die bedeutsamsten<br />
Gebäude der Insel. Um den<br />
wahrscheinlich ältesten mittelalterlichen<br />
Siedlungskern, das Mittelzeller Kloster,<br />
gruppieren sich einige weitere Gebäude<br />
dieser Zeitschicht, so daß sich hier eindeutig<br />
ein alter Siedlungskern erkennen läßt,<br />
der in engem Zusammenhang mit dem<br />
Reichenauer Kloster steht. Ein Blick in die<br />
jüngeren historischen Schichten zeigt,<br />
wie sich im Laufe der Zeit weitere Gebäude<br />
hinzugesellten und sich diese Klostersiedlung<br />
zu einer um einen Platz gruppierten,<br />
dorfähnlichen Anlage erweiterte. Der Liste<br />
des Landesdenkmalamtes ist zu entnehmen,<br />
daß einige der Gebäude der jüngsten<br />
historischen Zeitschicht (Bau zwischen<br />
1806 und 1949), welche sich unter<br />
die damals noch lockere Siedlung mischen,<br />
Künstlerhäuser sind. Sie sind einzuordnen<br />
in die große Gruppe an Zeugnissen,<br />
welche die zahlreichen am Bodensee<br />
lebenden und arbeitenden Künstler hinterließen.<br />
Dazu zählt auch der Blick zur<br />
nahen, für ihre Künstler berühmte Halbinsel<br />
Höri mit den Häusern von Hesse und<br />
Dix.<br />
Als frühe Ausbauten von Mittelzell sind<br />
die Kirchen von Niederzell und Oberzell<br />
zu werten. 11 In Niederzell (Karte 2.2), das<br />
zur Zeit der Errichtung der Kirche eine eigene,<br />
von der Hauptinsel durch Riedflächen<br />
abgetrennte Insel war, gruppieren<br />
sich einige wenige Gebäude der ältesten<br />
Siedlungsschicht. Aus jüngeren Siedlungsschichten,<br />
insbesondere dem 18. Jahrhundert,<br />
sind ebenfalls einige Gebäude erhalten,<br />
so daß auch hier eine Weiterentwicklung<br />
des bereits 1000 n. Chr. angelegten<br />
Siedlungskerns zu erkennen ist. Der Ausbau<br />
zu einer dorfähnlichen bzw. weilerartigen<br />
Siedlung ist jedoch dem Siedlungsgang<br />
in Mittelzell nicht vergleichbar. Niederzell<br />
bleibt eine kleine Ansammlung von<br />
einigen wenigen Häusern um die Kirche.<br />
Demgegenüber zeigt die Siedlung um die<br />
Oberzeller Kirche kaum Ansätze einer<br />
dörflichen Anlage (Karte 2.3). Im gesamten<br />
östlichen Bereich der Insel finden sich<br />
einige Gebäude der ältesten und der älteren<br />
Siedlungsschichten, die jedoch weit<br />
auseinander liegen und keinen Bezug zueinander<br />
aufweisen. Sie sind damit als<br />
klassische Streusiedlung anzusprechen.<br />
Historische Strukturen im Landschaftsbild<br />
Die meisten historischen Gebäude in<br />
Oberzell sind erwartungsgemäß Rebbauernhäuser,<br />
die verstreut inmitten der landwirtschaftlich<br />
genutzten Fläche liegen<br />
(Karte 2.7). Am Ufer stehen einige Fischerhäuser,<br />
deren Bewohner und Bewohnerinnen<br />
die Fischerei allerdings nur ergänzend<br />
zur Landwirtschaft betrieben. Mit den<br />
ebenfalls erhaltenen Gebäuden aus dem<br />
Bereich „Kloster/Religion/Herrschaft“ ist<br />
auch der „geistliche Siedlungskern“ um<br />
die Oberzeller Kirche zu erkennen.<br />
Dieses Grundmuster läßt sich auch auf die<br />
anderen Bereiche der Insel übertragen.<br />
Sowohl um das Kloster in Mittelzell als<br />
auch um die Niederzeller Kirche (Karten<br />
2.5 und 2.6) gruppieren sich in enger<br />
Nachbarschaft Gebäude, die der Sphäre<br />
von Religion und Herrschaft zuzuordnen<br />
sind. Der übrige Bereich der historischen<br />
Siedlung besteht weitestgehend aus Rebbauernhäusern<br />
bzw. Fischerhäusern, wobei<br />
die Lage der letztgenannten Gebäude<br />
zwangsweise den Seeufern zugewandt ist.<br />
In diese landwirtschaftlich geprägte Streusiedlung,<br />
die nur wenige Ansätze zu einer<br />
geschlosseneren Anlage aufweist, mischen<br />
sich immer wieder einzelne herrschaftliche<br />
Bauten. Im Südwesten der Insel steht<br />
zudem eine größere herrschaftliche Anlage,<br />
die zusätzlich als archäologisches Kulturdenkmal<br />
eingestuft ist (Karte 3).<br />
Auch andere Bereiche der historischen<br />
Siedlung, z. B. die Bereiche um die drei<br />
Kirchen, sind als archäologische Kulturdenkmale<br />
ausgewiesen und besitzen daher<br />
über die historischen Gebäude hinaus einen<br />
besonderen geschichtlichen Wert.<br />
Zudem ist ein großer Teil der Insel als<br />
Landschaftsschutzgebiet deklariert. Insbesondere<br />
die Flächen im Uferbereich tragen<br />
dazu bei, den dort für diese Insel typischen<br />
historischen Charakter einer ehemals sehr<br />
lockeren, dem See zugewandten Siedlung,<br />
welche die unterschiedlichsten Verbindungen<br />
zu den gegenüberliegenden Ufern<br />
aufnahm, 12 zu erhalten.<br />
11 Vgl. hierzu u. a. Zettler (1984) oder Beyerle<br />
(1970).<br />
12 Die nächstliegenste „Verbindung“ sind die<br />
zahlreichen Anlegestellen nicht nur für Fischerboote.<br />
Mit Verbindung ist aber auch<br />
eine rein auf die visuelle Wahrnehmung ausgerichtete<br />
Qualität angesprochen, der <strong>of</strong>fene<br />
und verbindende Blick auf die Halbinsel Höri<br />
beispielsweise oder der Blick über nationale<br />
Grenzen hinweg in die Schweiz.<br />
Enclosure A 10<br />
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