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Monastic Island of Reicheneau - UNESCO: World Heritage

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Enclosure A 10 Historische Strukturen im Landschaftsbild<br />

12<br />

bestände und bearbeitet auf der Basis einer<br />

elementaren Geographie der ländlichen<br />

Siedlungen 10 Fragen zur Entwicklung der<br />

Siedlungsstruktur.<br />

2.2 Kennzeichnung der Siedlungsentwicklung<br />

auf der Insel Reichenau<br />

Der erhaltene Bestand an historischen<br />

Gebäuden auf der Reichenau hält mit 189<br />

Gebäuden etwa 10 Prozent der gesamten<br />

auf der Insel vorhandenen Gebäude, die<br />

noch hinzukommenden 367 Glashäuser<br />

allerdings ausgenommen. Trotz des relativ<br />

gering erscheinenden Anteils und der starken<br />

Vermischung des historischen mit<br />

dem aktuellen Gebäudebestand (Karte 1)<br />

sind deutliche räumliche Konzentrationen<br />

der historischen Bauten erkennbar.<br />

Insbesondere in der Nähe des Münsters<br />

und der Klosterbauten in Mittelzell wird<br />

zum einen der historische Kern einer dörflichen,<br />

sich um einen dreieckigen Platz<br />

gruppierenden Siedlung sichtbar. Diese ist<br />

jedoch stark nachverdichtet. Zum anderen<br />

existiert eine weniger massiv nachverdichtete<br />

Reihe aus historischen Bauten<br />

entlang der Straße in Richtung der historischen<br />

Anlegestelle am Nordufer der Insel.<br />

Die beiden weiteren noch erhaltenen Kirchenbauten,<br />

die Kirche in Niederzell und<br />

die Kirche in Oberzell, sind weniger stark<br />

von Gebäuden, historischen wie aktuellen,<br />

eingerahmt. Während die Aufsiedelung<br />

mit modernen Bauten der sehr lockeren<br />

historischen Streusiedlung Niederzell<br />

bereits etwas geringer ausfällt als im Bereich<br />

des historischen Dorfkerns, steht die<br />

Oberzeller Kirche heute wie in historischer<br />

Zeit fast frei. Sie ist im wesentlichen von<br />

Gebäuden umgeben, die dem Bereich<br />

„Kloster/Religion/Herrschaft“ zuzuordnen<br />

sind (Karte 2.7). Entlang der dem Gnadensee<br />

zugewandten Verbindungsstraße zwischen<br />

der Oberzeller Kirche und Mittelzell<br />

besteht heute eine äußerst dichte Reihe an<br />

Gebäuden aus der Zeit nach 1950, die nur<br />

sehr vereinzelt – insbesondere in der Nähe<br />

von Mittelzell – mit historischen Bauten<br />

durchsetzt ist.<br />

Demgegenüber ist der Anteil der älteren<br />

Bebauung am Südufer der Insel weitaus<br />

höher. Dort prägt sich eine lockere, historisch<br />

angelegte Streusiedlung durch, die<br />

Ansätze zu einer Reihenbildung erahnen<br />

läßt. Auch im südlichen Teil ist die historische<br />

Bebauung der Insel relativ stark mit<br />

modernen Gebäuden durchsetzt, jedoch<br />

nicht in so extremem Maße wie entlang<br />

des Nordufers und im Umkreis des historischen<br />

Dorfkerns. Die historische Siedlungsstruktur<br />

läßt sich unter anderem gerade<br />

in diesem Bereich der Insel durchaus<br />

noch erkennen (Karten 5–7). Die um 1700<br />

noch sehr lockere Streusiedlung entlang<br />

des Südufers schließt sich bis 1876 zu<br />

dichteren Clustern zusammen und bildet<br />

heute lockere Reihen.<br />

Allerdings ist der Freiraum zwischen diesen<br />

Reihen mit Glashäusern unterschiedlichster<br />

Größe aufgefüllt. Auch in den anderen<br />

Siedlungsbereichen der Insel mischen<br />

sich die Gewächshäuser unter die<br />

Häuser aus Stein und überspannen deren<br />

Gärten mit Glas. Entlang der Seestraße lagern<br />

sich die Gewächshäuser von beiden<br />

Seiten her an die Siedlung an.<br />

In Bereich von Mittelzell läßt sich in der<br />

Regel ein ähnliches Muster erkennen. Eine<br />

Ausnahme bildet zum einen der westliche<br />

Teil von Mittelzell. Dort sind die „verglasten<br />

Äcker“ nicht mehr eng an die Siedlung<br />

gebunden, sondern breiten sich freistehend<br />

in westlicher Richtung aus. Zum<br />

anderen wurde auf dem Gebiet der 1707<br />

noch belegten, südlich von Niederzell gelegenen<br />

Riedfläche eine Gruppe sehr großer,<br />

freistehender Gewächshäuser errichtet.<br />

Auf dieser zwischen 1707 und 1876<br />

meliorierten Fläche wurden relativ früh<br />

nach dem zweiten Weltkrieg Flurbereinigungsmaßnahmen<br />

durchgeführt, welche<br />

stark in die während des 18. bzw. 19. Jahrhunderts<br />

geschaffenen historischen Strukturen<br />

eingriffen. Weder die dortige Parzellenstruktur<br />

noch die Anordnung der Gewächshäuser<br />

orientiert sich deutlich an<br />

diesen vergleichsweise jungen historischen<br />

Vorbildern.<br />

Bei detaillierterer Betrachtung ergibt sich<br />

eine deutliche zeitliche Schichtung, die<br />

auch erste Rückschlüsse auf den Siedlungsgang<br />

auf der Insel zuläßt (Karten 2.1–<br />

2.4). Die herausragenden Gebäude der ältesten<br />

Schicht (Bau zwischen 725/741 und<br />

10 Vgl. hierzu vor allem die beiden grundlegenden<br />

Studienbücher von Born 1977) und<br />

Lienau (1995). Auf diese wird im folgenden,<br />

s<strong>of</strong>ern nicht anders vermerkt, Bezug genommen.

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