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Peter Schulte ◆ Satan und der Masochist:<br />

Eine nonkognitivistische Antwort auf den Amoralismus-Einwand<br />

Metaethische Nonkognitivisten vertreten die These, dass moralische Einstellungen nicht kognitiv<br />

(meinungsartig), sondern konativ (wunschartig) sind. Ein viel diskutiertes Argument gegen diese<br />

Position ist der Amoralismus-Einwand. Danach ist es prima facie möglich, dass es Menschen gibt,<br />

die genuine moralische Urteile fällen, aber dennoch in keiner Weise motiviert sind, diesen Urteilen<br />

gemäß zu handeln – egoistische Amoralisten zum Beispiel, die moralische Gründe als irrelevant<br />

ansehen, oder Anti-Moralisten (wie Miltons Satan), die durch die Überzeugung, eine Handlung<br />

sei moralisch geboten, zu einer gegenteiligen Handlung motiviert werden. All dies scheint mit dem<br />

Nonkognitivismus inkompatibel zu sein, denn nach dieser Theorie ist eine moralische Einstellung<br />

im Grunde nichts anderes als eine Art Wunsch, d.h. ein motivierender Zustand. Traditionell antworten<br />

Nonkognitivisten auf diesen Einwand, indem sie die Möglichkeit genuiner Amoralisten in<br />

Frage stellen; doch diese Argumentationsstrategie scheint wenig aussichtsreich. In meinem Vortrag<br />

werde ich daher einen anderen Weg einschlagen. Zunächst präzisiere ich den Begriff des konativen<br />

Zustands mit Hilfe des biologischen Funktionsbegriffs, wie er u. a. von Ruth Millikan, Karen<br />

Neander und Peter Godfrey-Smith entwickelt worden ist. Anschließen argumentiere ich da<strong>für</strong>, dass<br />

die moralischen Einstellungen von Amoralisten und Anti-Moralisten als konative Zustände verstanden<br />

werden können, die ihre biologische Funktion nicht erfüllen. Zur weiteren Plausiblisierung<br />

dieser Analyse führe ich Schmerzzustände als Analogie an, die ihrer biologischen Funktion nach<br />

ebenfalls motivierend sind, aber in einzelnen Fällen diese Funktion nicht erfüllen oder sogar (wie<br />

z. B. bei Masochisten) ‚anti-funktionales‘ Verhalten verursachen. Auf diese Weise, so meine These, lässt<br />

sich der metaethische Nonkognitivismus erfolgreich gegen den Amoralismus-Einwand verteidigen. ◆<br />

Fabian Schuppert ◆ Resource administration above and beyond borders?<br />

Eine Kritik des staatlichen Ressourcenprivilegs<br />

Der Vortrag unterzieht das territoriale Souveränitätsargument zur Begründung des bestehenden<br />

nationalstaatlichen Ressourcenprivilegs einer kritischen Analyse. Im Laufe dieser Analyse werden zwei<br />

äusserst gängige Argumente zur Legitimierung staatlicher Ansprüche auf absolute Kontrolle über die<br />

in ihrem Territorium befindlichen natürlichen Ressourcen (d. h. das Ressourcenprivileg als Teil der<br />

staatlichen Souveränität) <strong>für</strong> unzureichend befunden. Konkret heisst dies, dass sowohl Argumente,<br />

welche auf Ideen kollektiver Selbstbestimmung, als auch Argumente, welche Souveränität per se, als<br />

Rechtfertigung des Ressourcenprivilegs anführen philosophisch fragwürdig sind. Zum einen sollte<br />

nämlich Souveränität nicht mit absoluter Machtfülle gleichgesetzt werden, da der Souveränitätsbegriff<br />

sehr viel facettenreicher ist als weithin angenommen, zum anderen sollte die notwendige Verbindung<br />

zwischen selbstbestimmtem Handeln und räumlicher Verfügungsgewalt nicht mit dem nationalstaatlichen<br />

Ressourcenprivileg verwechselt werden. Betrachtet man den Souveränitätsbegriff in seiner Gänze<br />

so wird klar, dass der Verweis auf Souveränität lediglich die Geltendmachung, bzw. Erhebung, eines<br />

Verfügungsanspruches ist. Die Wirksamkeit dieses Anspruches unterliegt jedoch einer starken Rechts-<br />

und Umweltpflichtigkeit, welche die Wirkungsweite und die Absolutheit desselben begrenzt. Ähnlich<br />

verhält es sich mit dem Anspruch auf kollektive Selbstbestimmung, da dieser nach innen und auch nach<br />

aussen legitimiert werden muss ohne die Grundrechte und Freiheiten anderer willkürlich zu beschneiden.<br />

Basierend auf dieser kritischen Analyse des Souveränitätsbegriffs legen somit die präsentierten<br />

Argumente den Verdacht nahe, dass nationale Kontrolle über natürliche Ressourcen nicht nur kein<br />

notwendiger Aspekt staatlicher Souveränität ist, sondern auch, dass begrenzte natürliche Ressourcen<br />

above, below und beyond staatlicher Grenzen und Organe verwaltet werden sollten. ◆<br />

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