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K<br />
Sebastian Kletzl ◆ „Wie ich die Metaphilosophie sehe“<br />
Am Beginn dieses Vortrags steht eine so einfache wie weitreichende Beobachtung von Friedrich<br />
Waismann die er in seinem letzten zu Lebzeiten publizierten Text „Wie ich die Philosophie sehe“<br />
anstellt: Die Philosophie lebt von der unaufhebbaren Spannung, zwischen Aussagen mit Wahrheitsanspruch<br />
und ihrer Anzweiflung. Wenn man sich die Geschichte der Philosophie ansieht, kann man<br />
erkennen, dass jeder Wahrheitsanspruch, der formuliert wurde, auch stichhaltig angezweifelt worden<br />
ist. Aus diesem Grund erklärt Waismann, dass noch kein Philosoph je etwas bewiesen habe und dass<br />
philosophische Argumente niemals logisch zwingende Argumente sein können. Doch Waismann<br />
versucht ebenso, seine Ansicht mit Argumenten zu beweisen – auch er macht Wahrheitsansprüche<br />
geltend. Damit ist er wieder mitten im Spiel des Gebens und Bezweifelns von Wahrheitsansprüchen.<br />
Ist eine Metaposition zu diesem Spiel also unmöglich? Der Vortrag beschäftigt sich mit Waismanns<br />
(indirekter) Antwort auf diese Frage, die <strong>für</strong> einen logischen Empiristen überraschend ausfällt.<br />
Denn – so die These des Vortrags – Waismann stellt in seinem Spätwerk Überlegungen dahin-<br />
gehend an, dass das Ziel der Philosophie nicht als das Streben nach Wahrheit verstanden werden<br />
sollte, sondern als ständige, kreative Neubeschreibung des eigenen Selbst und der Welt. Um diese<br />
These zu belegen wird zuerst Waismanns Theorie der Person dargestellt die er in seinem Werk Wille<br />
und Motiv umrissen hat. In einem zweiten Schritt wird diese dann mit „Wie ich die Philosophie sehe“<br />
verbunden. Dadurch wird es möglich sein, den kryptischen Schlußsatz dieses Textes zu deuten. Denn<br />
Waismanns Lebenswerk endet mit folgenden Worten: „Was in Worte gefaßt wird, stirbt, was in Werke<br />
gefaßt wird, lebt.“ ◆<br />
Heiner Koch ◆ Verantwortung und Selbstbestimmung als Teile des Herrschaftsbegriffs<br />
Der Herrschaftsbegriff spielt eine wichtige Rolle in der Herrschaftssoziologie, den Politikwissenschaften<br />
und der kritischen <strong>Gesellschaft</strong>stheorie. Neben dem Konzept der Gerechtigkeit ist er zentral<br />
in Debatten über die Rechtfertigung sozialer Verhältnisse. Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich,<br />
dass es zwar viele Herrschaftstheorien gibt, der Analyse des Herrschaftsbegriffs jedoch nur eine<br />
geringe Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird. Lovett stellte 2001 sogar in Frage, ob „Herrschaft“<br />
überhaupt ein substanzielles Konzept sei, um 2010 zu versuchen ein solches im Anschluss an Pettit<br />
zu entwickeln. Dieses weist meine Meinung nach jedoch einige Schwächen auf. Ich möchte einen<br />
Herrschaftsbegriff vorschlagen, der einige Intuitionen von Weber und Lovett/Pettit aufgreift und der<br />
außerdem dazu geeignet ist, in normativ orientierter kritischer <strong>Gesellschaft</strong>stheorie Verwendung zu<br />
finden. Hierzu werde ich Herrschaft als erwartbare Einschränkung der Selbstbestimmung verstehen,<br />
<strong>für</strong> die andere verantwortlich sind. Selbstbestimmung und Verantwortung sind im Zusammenhang<br />
mit der Diskussion um den Herrschaftsbegriff kaum Beachtung geschenkt worden. Beide Konzepte<br />
sind jedoch dazu geeignet Probleme zu lösen, die im Rahmen der Analyse des Herrschaftsbegriffs<br />
auftreten. Unter Verweis auf die Selbstbestimmung lässt sich die Diskussion über Freiheitseinschränkungen<br />
und den schädigenden Charakter der Herrschaft neu strukturieren. Der Verweis auf Verantwortung<br />
ist dazu geeignet, abstrakte Herrschaft und die Frage, wer in einem Herrschaftsverhältnis<br />
zueinander steht, zu diskutieren. ◆<br />
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