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Verlag.Buchhandel.Service. - Österreichische Gesellschaft für ...

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Ulrike Ramming ◆ Exteriorität und Externalität. Anknüpfungspunkte zwischen<br />

Medienphilosophie und externalistischer Philosophie des Geistes<br />

Die medienphilosophische These von der Exteriorität des Geistigen behauptet, dass der Gebrauch<br />

geistexterner Artefakte konstitutiver Bestandteil kognitiver Praktiken ist. Sie impliziert<br />

damit eine anti-cartesianische, anti-solipsistische und anti-individualistische Perspektive. Diese<br />

hat sie mit externalistischen Positionen in Semantik und Philosophie des Geistes gemeinsam. Ich<br />

stelle die Forderung auf, dass medienphilosophische Analysen die explanatorischen Standards des<br />

Fachs bemühen sollten. Es stellt sich die Frage, ob externalistische Ansätze nicht gestatten, zu<br />

einem präziseren Verhältnis von Medien und Wissen/Bedeutung zu gelangen. Hierzu wird Gareth<br />

Evans’ Konzept des Informationssystems befragt: Es geht von der Annahme aus, dass in modernen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en Informationen mehrheitlich über technische Einrichtungen vermittelt übertragen<br />

werden; zum anderen wird hieraus abgeleitet, dass nicht allein von der Relation zwischen Referenzobjekt<br />

und Überzeugungen auszugehen sei, sondern von einer Ebene, in der semantische<br />

Gehalte abgelöst von ihrer Wahrheitsfähigkeit berücksichtigt werden müssen. Diskutiert werden<br />

die Leistungen von Evans‘ Ansatz <strong>für</strong> die medienphilosophische Fragestellung: Medienphilosophie<br />

berücksichtigt stärker als die klassische Semantik und Philosophie des Geistes materielle Bedingungen<br />

sowie technische Standards der Informationsübermittlung; die externalistische Semantik<br />

eröffnet dagegen die Möglichkeit, nicht nur das Verhältnis von Medien und Wissen, sondern auch<br />

von Medien und Welt in explanatorisch anspruchsvoller Weise in den Blick zu bekommen. ◆<br />

Michael Reder ◆ Grenzen des liberalen Paradigmas. Demokratietheoretische Anmerkungen<br />

am Beispiel der Aufmerksamkeit <strong>für</strong> Religion<br />

Die politische Philosophie ist stark durch das Paradigma des Liberalismus geprägt. Sowohl in der<br />

Rawlsschen Spielart des overlapping consens als auch in der deliberativen Variante von Habermas<br />

wird entlang der Grenzziehung dieses Paradigmas bestimmt, welche Gründe innerhalb der politischen<br />

Deliberation zugelassen werden. Alle Äußerungen, die jenseits dieser Grenze liegen werden<br />

in den Bereich des Privaten bzw. (Individual-)Ethischen verbannt. Die erneute Aufmerksamkeit <strong>für</strong><br />

Religion stellt diese Grenzziehung in Frage. Liberale und deliberative Positionen argumentieren<br />

zwar <strong>für</strong> eine verstärkte Anerkennung religiöser Überzeugungen in öffentlichen Diskursen; letztlich<br />

können diese aber nicht die gleiche Vernünftigkeit wie säkulare Überzeugungen beanspruchen.<br />

Damit werden zwei wichtige Implikationen der liberalen Grenzziehung offensichtlich. Zum einen<br />

basiert dieses Paradigma auf einem Verständnis von Vernünftigkeit, das zwar formal gefasst, aber<br />

letztlich doch starke materiale Ansprüche impliziert. So wird aufgrund dieser Grenzziehung ausgeblendet,<br />

dass religiöse Überzeugungen in praktischen Diskursen vernünftig sein können. Eine zweite<br />

Implikation betrifft das Verständnis von Demokratie. Mit der Aufmerksamkeit <strong>für</strong> Religion wird<br />

nämlich deutlich, dass das liberale Demokratiemodell letztlich eine Harmonisierung der Pluralität<br />

von Meinungen vornimmt. Die pluralen, kulturell-religiösen Überzeugungen werden in ihrer gesellschaftlichen<br />

Bedeutung zwar anerkannt, aber letztlich wird die Einheit des säkularen Diskurses<br />

so stark betont, dass diese Pluralität als ein „Anhängsel der Demokratie“ interpretiert wird. In Anlehnung<br />

an pragmatistische und dekonstruktivistische Liberalismus-Kritiken wird <strong>für</strong> eine stärkere<br />

Anerkennung der Pluralität von Überzeugungen als Kern der Demokratie argumentiert. Demokratie<br />

wird damit im Sinne Hegels als Streit pluraler Praktiken verstanden, die eine je eigene Vernünftigkeit<br />

<strong>für</strong> sich beanspruchen können. ◆<br />

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