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G<br />
Peter Gaitsch ◆ Zwischen Widerlegung und Verweigerung.<br />
Zu einem allgemeinen Problem des philosophischen Diskurses<br />
Der Vortrag bietet philosophielogische Überlegungen zu einer spezifischen Grenze, die unter<br />
allen theoretischen Unternehmungen besonders die Philosophie betrifft: die Grenze zwischen<br />
Widerlegen (refute) und Verweigern (refuse). Damit ist die These angesprochen, dass formallogische<br />
und argumentationstheoretische Mittel keine hinreichenden Bedingungen <strong>für</strong> eine vernünftige philosophische<br />
Positionierung bereitstellen können. Eine Konsequenz dieser These besagt, dass mit<br />
der rationalen argumentativen Widerlegung eines philosophischen „Standpunktes“ nicht notwendigerweise<br />
eine irrationale Verweigerung korreliert, sondern dass der „Raum“ des Philosophischen<br />
auf eigentümliche Weise so strukturiert ist, dass er dazwischen Platz <strong>für</strong> ein Drittes lässt: <strong>für</strong> ein<br />
vernünftiges Sich-verweigern gegenüber einem rational argumentierten philosophischen Standpunkt.<br />
Das die Verweigerung mitumfassende Vernunftkonzept möchte ich im Anschluss an Eric<br />
Weils „Logik der Philosophie“ und einige Autoren der phänomenologischen Tradition in Gestalt der<br />
These der Einstellungsgebundenheit des Denkens explizieren.◆<br />
Georg Gasser ◆ Ist menschliches Handeln als Wirkung kausaler Mechanismen zu deuten?<br />
Handlungen sind wesentlich mit Gründen verknüpft. Die kausale Theorie des Handelns (KTH)<br />
deutet diese Verknüpfung kausal: Gründe <strong>für</strong> Handlungen sind Ursachen von Handlungen. Dieser<br />
Beitrag steht dieser Identifizierung kritisch gegenüber. Er argumentiert, dass sie zu einer Spannung<br />
zwischen dem Vollzug einer Handlung im Licht von Rationalität und dem Hervorbringen eines<br />
Ereignisses durch Kausalität führt: Der Vollzug einer Handlung im Licht von Gründen setzt freies<br />
reflektiertes Entscheidungsvermögen aus der Perspektive der Ersten Person voraus; das Verursachen<br />
eines Ereignisses hingegen geeignete Bedingungen und einen Auslöser, die allesamt aus der<br />
Perspektive der Dritten Person bestimmbar sind. Für KTH gibt es m. E. zwei Möglichkeiten, mit<br />
dieser Spannung umzugehen: (a) Letzterer Sachverhalt wird ontologisch, ersterer hingegen instrumentalistisch<br />
gedeutet. Gemäß diesem Vorschlag ist der subjektive Zugang des Handelnden zu seinen<br />
Gründen gegenüber dem epistemischen Zugang eines Beobachters der ablaufenden kausalen<br />
Vorgänge sekundär. (b) Gründe als Ursachen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Wirkung<br />
nicht „blind“ hervorbringen, sondern den Kausalvorgang während der Handlung „leiten“. Beide<br />
Lösungsansätze machen Handelnde nicht zu Vollzugssubjekten von Handlungen, sondern zu Orten<br />
von Handlungsursachen. Die Fähigkeit des Handelnden, von sich aus bewusst und frei handeln zu<br />
können, geht in ereigniskausal beschreibbaren Verursachungsketten auf. Dadurch kommt es zu einer<br />
folgenschweren Verschiebung des Explanandums. Es geht es nicht um die Frage, warum jemand etwas<br />
tut, sondern wie es zum Eintreten eines Ereignisses (das als Handlung identifiziert wird) kommt.<br />
Damit löst sich der Unterschied zwischen Handlungen und Geschehnissen letztlich auf. Dies scheint<br />
mir ein problematisches Resultat <strong>für</strong> eine Theorie menschlichen Handelns zu sein. Es legt nahe, sich<br />
nach alternativen Theorien umzusehen.◆<br />
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