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Verlag.Buchhandel.Service. - Österreichische Gesellschaft für ...

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Z<br />

Josef Zelger ◆ Eine Methodologie zur Erkundung von Grenzen<br />

Um Phänomene über Grenzen zu erforschen, muß man diese erst beschreiben. Ich denke dabei<br />

an Grenzen zwischen sozialen Gruppen, Institutionen, <strong>Gesellschaft</strong>en. Nun entstehen Grenzen zunächst<br />

im Kopf der beteiligten Personen, die festlegen, was diesseits oder jenseits der Grenze liegen<br />

soll: Wie verstehen sich die Personen in A selbst und wie beschreiben sie jene in B oder umgekehrt?<br />

Es ist klar, dass damit keine eindeutige Grenze beschrieben werden kann. Grenzen können flexibel<br />

oder starr sein. Grenzen können im Sinne eines Akteurs zu eng oder zu weit sein. Sie können<br />

durchlässig oder geschlossen sein. Wie kann ein Grenzraum, der sich zwischen A und B kontingent<br />

entwickelt hat, beschrieben werden? Dazu soll eine Methodologie vorgeschlagen und anhand eines<br />

Beispiels erläutert werden. Zunächst einmal nehme ich an, dass Grenzen in umgangssprachlichen<br />

Äußerungen der <strong>Gesellschaft</strong>en A und B zum Ausdruck kommen. Daher schlage ich die Analyse<br />

normalsprachlicher Texte in A und B zur Identifizierung und Beschreibung von Grenzen und von<br />

Grenzräumen vor. Es wird der Gebrauch von Begriffen untersucht, die Bewertungen des Ist-Zustandes,<br />

Wünsche und Ängste, die sich auf eine noch nicht reale aber mögliche Zukunft beziehen und<br />

deren Unterschiede. Schließlich zeigen sich Grenzen in unterschiedlichen Argumenten, die in A<br />

und B da<strong>für</strong> vorgebracht werden. Im Referat wird das qualitative Forschungsverfahren GABEK vorgeschlagen.<br />

Es wird zur Darstellung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten der drei Sprachgruppen<br />

in Südtirol angewandt. Mit GABEK werden Begriffsnetze gebildet, die Meinungen, Einstellungen<br />

und Bewertungen der betroffenen Sprachgruppen wie Landkarten abbilden. GABEK (Ganzheitliche<br />

Bewältigung von Komplexität - © Josef Zelger) wurde als Methodologie zur Analyse normalsprachlicher<br />

Texte am Institut <strong>für</strong> Philosophie der Universität Innsbruck entwickelt auf der Grundlage von Theorien<br />

einer Protosprache, der Gestaltwahrnehmung, der Erklärung und des kontextuellen Verstehens.<br />

Kurzinformationen über GABEK siehe im 2-Minuten-Video www.GABEK.com/clip ◆<br />

Michael Zichy ◆ Was ist ein moralisches Problem?<br />

Zur Konstitution des Moralischen in der angewandten Ethik<br />

Die Art der moralischen Probleme und die Art, wie sich die Ethik mit diesen Problemen beschäftig,<br />

hat sich mit dem Auftreten der angewandten Ethik gewandelt. Der Vortrag versucht der Frage<br />

nachzugehen, was ein moralisches Problem aus der Perspektive der angewandten Ethik ist. Zu diesem<br />

Zweck wird zunächst die unterschiedliche Art und Weise, wie moralische Probleme in der allgemeinen<br />

normativen Ethik und der angewandten Ethik behandelt werden, untersucht. Leitend ist hierbei<br />

der Gedanke, dass sie <strong>für</strong> erstere Mittel zur Lösung theoretischer Probleme sind, während sie <strong>für</strong><br />

letztere den Zweck der theoretischen Anstrengung darstellen. Darauf aufbauend soll eine Typologie<br />

der moralischen Probleme, mit denen es die angewandte Ethik zu tun hat, erstellt werden. Dabei<br />

können bei diesen moralischen Problemen folgende Eigenschaften festgestellt werden: es handelt sich<br />

um reale Probleme, sie resultieren aus einer Verunsicherung der Handlungsorientierung, sie stören<br />

den reibungslosen Handlungsfluss, sie berühren Betroffene in ihrem persönlichen Ethos, sie gehen<br />

mit gesellschaftlichen Konflikten einher, sie sind lokal und temporär begrenzt, sie hängen mit Fragen<br />

empirischer Natur zusammen, sie sollen <strong>für</strong> die Praxis gelöst werden und sie sind drängend. Aus diesen<br />

Charakteristika lassen sich entsprechende Anforderungen <strong>für</strong> Lösungen dieser Probleme ableiten.<br />

Schließlich wird eine Artenlehre der moralischen Probleme angewandter Ethik in Angriff genommen.<br />

Hierzu werden folgende Arten von Problemen unterscheiden: Definitionsprobleme, wie sie in Bezug<br />

auf wichtige moralische Grundbegriffe wie etwa der Menschenwürde auftreten, Klassifikationsprobleme<br />

wie z. B. die Frage nach dem moralischen Status von menschlichen Embryonen, Gewichtungsprobleme<br />

bei Konflikten von moralischen Prinzipien, und Fakten- bzw. Wissensprobleme, die dann<br />

gegeben sind, wenn entscheidende empirische Fragen ungeklärt oder strittig sind. ◆<br />

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