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Alexander Gunkel ◆ Nachmetaphysisch und postsäkular?<br />

Über das (schwierige) Verhältnis von Metaphysik und Religion<br />

Seit geraumer Zeit ist von einer Wiederkehr der Reli gion und ihrer Notwen digkeit <strong>für</strong> unsere<br />

<strong>Gesellschaft</strong> die Rede. Philo sophisch fundiert zu werden scheint dies durch einen Diskurs um<br />

Ansichten von Jürgen Habermas. Auf Grundlage der Behauptung, der freiheitliche, säkularisierte<br />

Staat lebe von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann, wird behauptet, unser ,nachmetaphysisches‘<br />

Zeitalter bedürfe zwar nicht der Metaphysik, wohl aber der Religion. Die Pluralität<br />

von Religionen zuzulassen und zugleich die Möglichkeit von Metaphysik zu bestreiten, tritt dabei<br />

als Forderung einer toleranten <strong>Gesellschaft</strong> auf. Der Glaube fungiere als ein notwendiges Korrektiv<br />

der Vernunft. Diese Auffassung beruht jedoch auf einer Verwirrung bezüglich des Begriffs der<br />

Metaphysik. Sie mit der Einnahme eines nicht-endlichen Standpunkts zu identifi zieren, ist nicht<br />

falsch, aber doch irreführend. Denn dieser zeichnet sich in Wahrheit nicht durch Unfehlbarkeit<br />

und umfassenden Besitz aller Wahrheiten aus. Nicht-endliches Denken ist die Selbsterkenntnis der<br />

Vernunft und vernünftiges Denken be steht dar in, alles daraufhin zu prüfen, ob es vor der Vernunft<br />

bestehen und von ihr angeeignet werden kann. Was ihr fremd bleibt, sollte in einer liberalen Öffentlichkeit<br />

keine Aufmerksamkeit bekommen. Da mit erweist sich Meta physik als essentieller Bestandteil<br />

von Li beralität. Eine frei heitliche, liberale <strong>Gesellschaft</strong> bedarf nicht der Religion, geschweige denn<br />

einer an eine bestimmte Religion angelehnten Leitkultur. Vielmehr bedarf es einer Wiederbelebung<br />

von Metaphy sik. Wäh rend die Analytische Philosophie zu einer Gleichbehandlung von Religion und<br />

Metaphysik tendiert und ein um Habermas und die politisch-gesellschaftliche Diskussion des Westens<br />

zentrier ter Main stream die Trennung beider zugunsten der Religion und zum Nachteil der Metaphysik<br />

pro pagiert, soll eine Trennung beider vertreten werden, die die Notwendigkeit der Metaphysik,<br />

nicht aber der Religion herausstellt.◆<br />

Michael Hackl ◆ Der Rechtsstaat als daseiende „Subjekobjektivität“<br />

Der Vortrag gründet auf der These, dass Objektivität von Moralität im Rechtsstaat verwirklicht<br />

wird und die intersubjektive Beziehung der Menschen da<strong>für</strong> maßgeblich ist. Die diskutierte<br />

objektive Moralität ist – wie G. W. F. Hegel im System der Sittlichkeit schreibt – eine „Subjek-<br />

objektivität“. Moralische Objektivität ist keine klare Norm, sie ist wandelbar. Darum ist moralische<br />

Objektivität als ‚objektivierte‘ Form der Beziehungen zwischen den Menschen verstanden zu fassen.<br />

Der Einzelne kann zwar <strong>für</strong> sich selbst entscheiden, was richtig und was falsch ist, doch reicht die<br />

subjektive Bestimmung nicht aus, um von einer Objektivität des guten oder schlechten Handelns<br />

zu sprechen. Moralische Objektivität verwirklicht sich erst mittels intersubjektiver Interaktion.<br />

Hegel fasst diesen Gedanken so, dass die Spannung zwischen Subjektivität und Objektivität nicht<br />

einseitig, sondern nur vermittelt aufzulösen ist. In seiner Vorlesung zur Philosophie des Rechts (Nachschrift<br />

von J. R. Ringier – 1819/20) heißt es: „Indem sich das Individuum objektiv macht, so<br />

wird es Allgemeines.“ Nur gemeinsam ist es den Menschen möglich, zu entscheiden, was <strong>für</strong> das<br />

Zusammenleben objektiv gültig, d. h. richtig und falsch, ist. Die gesetzte Moralität ist die Verfassung.<br />

Die Verfassung eines Staates ist die Wirklichkeit der geltenden moralischen Ordnung. Sie ist<br />

die wirklich gewordene „Subjekobjektivität“. ◆<br />

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G H

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