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Peter Bernhard ◆ Ästhetik der symbolischen Formen als Ästhetik der Moderne<br />

Die große Resonanz, welche Cassirer in progressiven Künstlerkreisen der Zwischenkriegszeit<br />

fand, wurde bislang kaum beachtet. Im Zentrum dieser Rezeption stand die in der „Philosophie der<br />

symbolischen Formen“ vorgenommene kulturtheoretische Ausdeutung des sog. Relationalismus, also<br />

der These, dass sich die Elemente eines Systems objektiv nur relational, d. h. mittels der zwischen<br />

ihnen bestehenden Beziehungen, und nicht qualitativ, d. h. anhand ihrer Eigenschaften erfassen<br />

lassen. Die damit einhergehende Zurückweisung jeglicher Substantialität zugunsten diverser Funktionszusammenhänge<br />

(von Cassirer bereits in „Substanzbegriff und Funktionsbegriff“ thematisiert)<br />

betrachteten weite Teile der Avantgarde als Generalnenner eines ebenso wahrgenommenen wie forcierten<br />

Epochenwechsels. So wurde die Einsicht, dass Bestimmungen letztendlich nur über veränderbare<br />

Beziehungen, nicht aber über unveränderbare Eigenschaften möglich sind, als allgemeine<br />

Befreiung von den bis dahin gültigen Determiniertheiten aufgenommen. Nichts schien nunmehr<br />

durch starre Kontexte oder feste Traditionen vorherbestimmt, weder das Individuum in der <strong>Gesellschaft</strong><br />

noch die Farbe im Bild. Sozialismus und abstrakte Kunst offenbarten sich damit als Facetten<br />

ein und derselben Kulturerneuerung, worin sich auch der Funktionalismus im Design und das Neue<br />

Bauen in der Architektur einfügten. Die in der Philosophie der symbolischen Formen gegebene<br />

Theorie über die Gestaltung des kulturellen Lebensraumes galt als Fundierung dieser Sichtweise. In<br />

dem Vortrag sollen einige wichtige Spuren einer solchen Cassirer-Interpretation aufgezeigt werden,<br />

um daran anschließend deren Tragfähigkeit zu erörtern. Es wird dabei die These vertreten, dass<br />

Cassirers Philosophie der symbolischen Formen eine Ästhetik der Moderne beinhaltet, die einerseits<br />

einen Schlüssel zum Verständnis idiosynkratischer Avantgarde-Texte bereithält, andererseits sich<br />

dazu eignet, bislang unterbelichtete Seiten der Cassirerschen Philosophie zu erhellen.◆<br />

Monika Betzler ◆ Sind alle Moraltheorien konsequentialistisch interpretierbar?<br />

Dem klassischen Konsequentialismus zufolge ist eine Handlung dann moralisch gefordert, wenn<br />

sie das Gute maximiert, d. h., wenn der Wert ihrer Konsequenzen mindestens so gut ist wie der Wert<br />

alternativer Handlungskonsequenzen. Das zu tun, was die besten Konsequenzen hat, kann als die<br />

„bestechende Idee“ des Konsequentialismus bezeichnet werden. Nicht-KonsequentialistInnen sind<br />

dagegen der Auffassung, dass wir keinesfalls immer das Gute maximieren sollten. So ist es verboten,<br />

das Gute zu maximieren, wenn (i) dies dazu führt, anderen zu schaden; (ii) wir auf diese Weise<br />

unseren besonderen Pflichten nicht nachkommen können; und (iii) wir auf diese Weise unseren eigenen<br />

Projekten nicht nachzukommen vermögen. Es scheint ein Vorteil nicht-konsequentialistischer<br />

Theorien zu sein, dass sie die Intuitionen unserer common-sense-Moral einfangen. Nennen wir<br />

dies den „intuitiven Vorteil“ nicht-konsequentialistischer Theorien. In jüngster Zeit ist der Vorschlag<br />

gemacht worden (C. Brown, J.Dreier, J. Louise, D. Portmore), dass ein revidierter Konsequentialismus<br />

die Intuitionen unserer common-sense-Moral berücksichtigen kann. Demzufolge<br />

sollen diejenigen Intuitionen, die nicht-konsequentialistischen Theorien <strong>für</strong> die Bestimmung des<br />

deontischen Status einer Handlung als relevant ansehen, als wesentlich <strong>für</strong> die Bewertung der Konsequenzen<br />

betrachtet werden. Mein Ziel ist es zu prüfen, ob diese Strategie der Konsequentialisierung<br />

nicht-konsequentialistischer Moraltheorien erfolgreich ist. Ich werde zeigen, dass diese mit<br />

einem Dilemma konfrontiert sind: 1. Wenn an der klassischen Theorie des Rechten festhalten wird<br />

und Werte zu maximieren sind, können sie den Intuitionen, die den <strong>für</strong> nicht-konsequentialistische<br />

Theorien relevanten Werte zugrundliegen, nicht gerecht werden. 2. Wenn jedoch die klassische Theorie<br />

des Rechten aufgegeben wird, dann wird auch die „bestechende Idee“ des Konsequentialismus<br />

verabschiedet.◆<br />

23<br />

B

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