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Philippe Patry ◆ Autorität und Kritisches Denken<br />

Autorität ist ein Begriff mit einem üblen Beigeschmack: Man denkt sofort an „Gott Kupfer“ aus<br />

dem Schüler Gerber oder an den Drill der Schwarzen Pädagogik. Doch es ist ein Begriff, der sich in<br />

Psychologie und Philosophie als zentral auffassen lässt. Ich werde im Folgenden einzelne Aspekte<br />

der Autorität in Psychologie und Philosophie herausgreifen und zeigen, wie Psychologie- und<br />

Philosophie-Unterricht lehrt, Autoritäten zu hinterfragen, indem er Kritisches Denken fördert.<br />

In der Psychologie wurden einige klassische Experimente zum Thema Autorität durchgeführt (etwa<br />

Milgrams Experimente, oder das Stanford-Gefängnis Experiment), deren Ergebnisse auch heute<br />

noch brandaktuell sind, und die aufzeigen, wie sehr Menschen die Tendenz haben, autoritäts-<br />

hörig zu sein. Wird nun eine Behauptung dadurch begründet, dass diese oder jene Autorität das ja<br />

gesagt habe, so ist das ein so genanntes Autoritätsargument. Es ist ein klassisches Scheinargument.<br />

Ich möchte den Begriff des Autoritätsarguments analysieren und zeigen, wie derartige Argumente<br />

häufig in Pseudowissenschaften und manchmal in anerkannten Wissenschaften vorkommen. Will<br />

man blinde Autoritätshörigkeit und die Leichtgläubigkeit gegenüber Autoritätsargumenten wirksam<br />

bekämpfen, muss man die Kompetenz des Kritischen Denkens fördern. Ich stelle im Folgenden das<br />

Kompetenzmodell des BMUKK (BHS-Sektion) kurz dar und verweise auf das Modell von Anderson<br />

und Krathwohl, das jenem zu Grunde liegt. Danach stelle ich vor, was man unter Kritischem<br />

Denken verstehen soll und versuche an Hand von Deskriptoren anzugeben, welche Kompetenzen<br />

ein Kritischer Denker hat. Ich möchte aufzeigen, warum gerade der Psychologie- und Philosophie-<br />

Unterricht Kritisches Denken fördern kann. ◆<br />

Norbert Paulo ◆ Zum Verhältnis zwischen klassischer Ethik und Angewandter Ethik<br />

Die Frage nach einer Grenzziehung zwischen klassischer Ethik und Angewandter Ethik ist<br />

weitgehend ungeklärt. Einige sehen die einzelnen Bereichsethiken als „Anwendungen“ abstrakter<br />

Prinzipien klassischer Ethik, ziehen eine Grenze also nicht im Anwendungsbereich, sondern eigentlich<br />

nur im Abstraktionsgrad. Andere sehen gar keinen Zusammenhang zwischen klassischer<br />

und Angewandter Ethik und ziehen damit eine klare Grenze: Klassische Ethik habe mit den Gegenständen<br />

der Bereichsethiken nichts zu tun. Es sei gar nicht ihre Aufgabe, konkrete ethische<br />

Fragen zu beantworten. Diese angedeuteten Auseinandersetzungen um das richtige Vorgehen in<br />

der Angewandten Ethik sind Ausdruck der Unklarheit über das Verhältnis zwischen klassischer<br />

und Angewandter Ethik. Ich werde in meinem Vortrag da<strong>für</strong> plädieren, die Angewandte Ethik als<br />

Fortentwicklung der klassischen ethischen Theoriebildung zu verstehen; eine Fortentwicklung,<br />

die Komplexitäten verschiedener Lebensbereiche aufnimmt und die Anwendungsbedingungen<br />

abstrakter Prinzipien spezifiziert. Umgekehrt werde ich aufzeigen, dass die Angewandte Ethik auf<br />

die klassische Ethik angewiesen ist, um „Prinzipien mittlerer Reichweite“ überhaupt entwickeln<br />

zu können; aber auch, um eine Methode zu entwickeln, welche die Anwendung dieser konkretisierten<br />

Prinzipien auf Einzelfragen ermöglicht. Dies alles muss zusammen kommen, um konkrete<br />

ethische Fragen nachvollziehbar und transparent beantworten zu können. Deswegen werde ich<br />

abschließend der Tendenz in der philosophischen Forschung und Lehre, klassische und der Angewandten<br />

Ethik zu trennen, entgegentreten. ◆<br />

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