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Stefan Riegelnik ◆ Kontextualismus, Minimalismus<br />

und Donald Davidsons radikaler Interpret<br />

Äußert jemand den Satz „Hans ist ein Esel“, dann könnte man annehmen, dass die Person damit<br />

zu verstehen gibt, dass Hans zur Gattung der Haustiere gehört, ein Paarhufer ist, Ähnlichkeiten<br />

mit einem Pferd hat, etc. Man kann aber einwenden, dass mit diesem Satz gerade das nicht gemeint<br />

ist, etwa wenn die Person den Satz metaphorisch verwendet und Hans bloß necken will. Be<strong>für</strong>worter<br />

kontextualistischer Theorien haben aus Fällen wie diesen geschlossen, dass dies nur im Kontext<br />

der Äußerung entschieden werden kann, da beliebig viele Faktoren <strong>für</strong> die korrekte Interpretation<br />

entscheidend sein könnten. Diese Position scheint gerade in Hinblick auf jene Theorien attraktiv zu<br />

sein, die die Bedeutung eines Satzes auf die durch den Satz selbst bestimmten Wahrheitsbedingungen<br />

verweisen, die sowohl im wörtlichen als auch im metaphorischen Gebrauch ident sind und folglich<br />

den unterschiedlichen Gebrauch nicht hinreichend erklären. Ohne sich auf eine bestimmten Position<br />

festzulegen, sind damit zwei Positionen moderner semantischer Theorien skizziert: (i) jene, die<br />

den Kontext des Sprechaktes und die Intentionen des Sprechers in den Vordergrund rücken und (ii)<br />

minimalistische Positionen, die sich mit der Klärung der Bedeutung von Sätzen mittels der Angabe<br />

von Wahrheitsbedingungen begnügen. In meinem Vortrag möchte ich auf Varianten der skizzierten<br />

Positionen eingehen, um zu zeigen, worauf man sich als Bedeutungstheoretiker kohärenter Weise<br />

verpflichtet, wenn man den Standpunkt einer dieser Theorien einnimmt. Dieses Unterfangen<br />

dient allerdings nicht dem Nachweis fehlender Konsistenz, sondern um die so hergeleiteten Positionen<br />

mit jener des radikalen Interpreten Donald Davidsons zu kontrastieren. Mein Anliegen ist<br />

es, damit einen Beitrag zur Bestimmung von Grenzen und Möglichkeiten semantischer Theorien<br />

zu leisten. ◆<br />

Peter Rinderle ◆ Die Idee eines intergenerationellen Libertarismus<br />

Die bedrohlichen Folgen des Klimawandels stellen heute nicht nur die territorialen Grenzen<br />

zwischen politischen Gemeinschaften, sondern auch die Bedeutung der zeitlichen Grenzen zwischen<br />

verschiedenen Generationen in Frage. Ausgehend von egalitaristischen bzw. prioritaristischen<br />

Konzeptionen der Gerechtigkeit plädieren einige Autoren daher inzwischen <strong>für</strong> anspruchsvolle egalitaristische<br />

Konzeptionen der intergenerationellen Gerechtigkeit sowie <strong>für</strong> eine umfassende Inklusion<br />

auch zukünftiger Personen in demokratische Verfahren der Gegenwart. Mit meiner Idee eines<br />

intergenerationellen Libertarismus möchte ich dagegen die moralische Bedeutsamkeit der zeitlichen<br />

Grenzen zwischen den Generationen unterstreichen. Im Gegensatz zum intergenerationellen<br />

Egalitarismus und zur demokratischen Inklusion zukünftiger Personen schützt der intergenerationelle<br />

Libertarismus insbesondere die politische Souveränität verschiedener Generationen. Der<br />

intergenerationelle Libertarismus postuliert drei Gerechtigkeitsprinzipien: 1) Suffizienzprinzip:<br />

Zukünftige Personen haben ein Recht auf den Schutz ihrer elementaren Lebensgrundlagen.<br />

2) Autonomieprinzip: Jede Generation hat ein Recht auf politische Autonomie. 3) Ausgleichsprinzip:<br />

Es gibt eine intergenerationelle Pflicht zum Ausgleich von Schädigungen und Vorteilen bzw.<br />

Wohltaten. Während das Autonomieprinzip <strong>für</strong> eine moralische und politische Abgrenzung verschiedener<br />

Generationen sorgt, garantieren das Suffizienzprinzip und das Ausgleichsprinzip gleichzeitig<br />

doch eine begrenzte Durchlässigkeit dieser Grenzen. Der intergenerationelle Libertarismus kann mit<br />

Hilfe eines moralischen Kontraktualismus begründet werden: Im Gegensatz zu den Prinzipien des<br />

intergenerationellen Egalitarismus können libertäre Prinzipien weder von heute lebenden Personen<br />

noch von zukünftigen Personen mit guten Gründen zurückgewiesen werden. ◆<br />

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