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Magdalena Hoffmann ◆ Beziehungen als normative Quelle von Parteilichkeit?<br />

Im Vortrag soll die nonreduktionistische Begründung von Parteilichkeit seitens Samuel Scheffler<br />

und Niko Kolodny einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Beide teilen die Überzeugung,<br />

dass Beziehungen eine normative Quelle von Parteilichkeit und den daraus resultierenden speziellen<br />

Pflichten sind. Das heißt, dass nicht einzelne Interaktionen (z. B. Versprechen) innerhalb<br />

von Beziehungen Parteilichkeit begründen (wie es Reduktionisten behaupten), sondern dass eine<br />

Beziehung selbst über normative Kraft verfügt. Damit es sich aber bei der aus einer Beziehung<br />

entstandenen Parteilichkeit auch um legitime Parteilichkeit handelt, muss eine Beziehung noch<br />

eine Art Zusatzklausel erfüllen, und zwar muss man „zu deren Wertschätzung auch Grund haben“.<br />

Kolodny hat die Art und Weise der Wertschätzung mit Hilfe seines Konzepts von „resonance“<br />

noch konkretisiert: Die Geschichte einer Beziehung muss von Einzelbegegnungen geprägt sein,<br />

die in positiven Reaktionen (z. B. Vertrauen) ‚nachhallt‘. Gegen die behauptete normative Kraft<br />

von Beziehungen werden im Vortrag insbesondere zwei Einwände vorgebracht: 1) Es herrscht eine<br />

Konfusion bzgl. der normativen Argumentationslast: Gemäß der nonreduktionistischen Begründung<br />

ist die Beziehung die normative Quelle von Parteilichkeit. Es ist aber die Zusatzklausel der<br />

berechtigten Wertschätzung, die legitime Parteilichkeit garantieren soll. Damit scheint letztlich<br />

die Wertschätzung anstelle der Beziehung die zentrale Argumentationslast zu tragen. 2) Kolodnys<br />

Konzept von „resonance“ wird seiner Funktion als normative Erklärung legitimer Parteilichkeit<br />

nicht gerecht: Da es einen bloß reaktiven Charakter besitzt, kann es keinen Standard <strong>für</strong> Legitimität<br />

bereitstellen. Zusammenfassend drängt sich der Eindruck auf, dass eine Beziehung allein nicht<br />

über genügend Normativität verfügt, um eigenständig Parteilichkeit legitimieren zu können. ◆<br />

Herbert Hrachovec ◆ Spielend auf der Kommandozeile: ein Kind ist König<br />

Die Texte, mit welchen sich die Philosophie befasst, liegen in gedruckter Form vor. Sie werden<br />

gelesen, interpretiert und diskutiert; so führen sie zu neuen Texten. Ihre Qualitäten bleiben in<br />

digitalen Vermittlungsmedien erhalten. Diese Medien basieren ihrerseits auf Texten, nämlich dem<br />

Quellkode von Computerprogrammen, der Ausformulierung der Internetprotokolle und den Meta-<br />

Tags der Kennzeichnungssprachen. Derartige Sprachaufzeichnungen werden in einem anderen<br />

Sinn „gelesen“ bzw. „interpretiert“. Sie adressieren eine Maschine; sie werden als „Befehlssprachen“<br />

umgesetzt. Digitaler Code vermittelt zwischen Absichten und Körperbewegungen auf der einen Seite<br />

und physischen Effekten auf der anderen. In einem abgelegenen Winkel der Textproduktion hat sich<br />

eine hybride Schreibform ausgebildet, welche die herkömmliche Praxis des Lesens und die neuartige<br />

textuelle Digital-Mechanik verbindet. Interaktive Texte erzeugen Erzählungen auf dem Monitor,<br />

deren Inhalt sich durch Eingriffe der Leserinnen entwickelt und verändert. Ihnen liegt eine modellierte<br />

Welt zu Grunde, aus deren Möglichkeiten die Spielerin auswählt, um eine Handlung in Gang<br />

zu bringen. Aus der Interpretation einer kanonischen Vorlage wird die Exploration ihrer vorprogrammierten<br />

Virtualität. Platons Der Staat als interaktives Textadventure – diese Grenzüberschreitung<br />

war ein Jahresprojekt am Institut <strong>für</strong> Philosophie der Universität Wien. Das Ergebnis entsprach nicht<br />

den Erwartungen, mit denen das Unternehmen begonnen hatte. Wie ist es dazu gekommen? ◆<br />

57<br />

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