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R<br />
Sonja Rinofner-Kreidl ◆ On the Apparent Inconsistency<br />
of Husserl’s Phenomenology of Valuing<br />
Husserls frühe axiologische Studien, deren Zielsetzung von der Idee einer Analogie von Logik<br />
und Ethik geprägt ist, stehen im Ruf, mit gravierenden Unklarheiten behaftet zu sein. Im Fokus<br />
der Kritik steht die Unterscheidung objektivierender und nicht-objektivierender Akte. Diese wurde<br />
in der V. Logischen Untersuchung, aufbauend auf dem zuvor eingeführten Fundierungskonzept,<br />
erörtert und fand in der Folge Eingang in die werttheoretischen Schriften 1908 ff. Entgegen der<br />
mainstream-Auffassung, wonach die Ungereimtheiten von Husserls Wertlehre auf die Unterscheidung<br />
(nicht-)objektivierender Akte zurückgehen, wird die These vertreten, dass dies nicht der Fall<br />
ist, sofern diese Unterscheidung in einer methodisch ange-messenen Weise interpretiert wird. Die<br />
Schwierigkeiten gründen vielmehr darin, dass die Komplexität einer Intentionalanalyse von Gemütsakten<br />
und die methodischen Anforderungen, welche ein solches Vorhaben stellt, unterschätzt<br />
werden. Diese Komplexität lässt sich u. a. anhand dessen beschreiben, was ich im Rahmen einer<br />
phänomenologischen Bewusstseinsforschung generell als „Projektionsverbot“ bezeichnen möchte.<br />
Der erste Teil konzentriert sich auf die Frage, warum die Unterscheidung (nicht-)objektivierender<br />
Akte eine scheinbar aporetische Problemlage hervorruft. In diesem Abschnitt wird auch erwogen,<br />
inwiefern sich die Kritik an Husserls Wertlehre zur Behauptung einer ideologischen Tendenz im<br />
Hinblick auf den zugrunde liegenden Wissenschaftsbegriff zuspitzen könnte. Der zweite Teil verdeutlicht<br />
die Unschärfen und Unklarheiten der zuvor vorgelegten Problemexposition, um dann<br />
eine alternative Beschreibung der Struktur wertender Akte vorzuschlagen. Diese zeigt, dass die<br />
von Husserl ins Spiel gebrachten konstruktiven Annahmen nicht jene gemein¬hin angenommenen<br />
fatalen Konsequenzen haben. Im dritten Teil werden wir auf Basis des zuvor Ausgeführten<br />
zu Husserls Begriff der praktischen Vernunft Stellung nehmen. Dabei interessiert insbesondere,<br />
welche Konsequenzen die hier intendierte Stärkung der Analogiethese <strong>für</strong> das Verständnis dieses<br />
Begriffes hat. ◆<br />
Tina Röck ◆ Die Grenzen des Gegenwärtigen überschreiten<br />
Immer wieder wird der Metaphysik ihre Gebundenheit an das gegenwärtig Seiende vorgeworfen.<br />
Doch dieser metaphysische Bezug auf das statisch-präsente Sein ist keine metaphysische Notwendigkeit,<br />
sondern eine historisch gewachsene und kontingente Wirklichkeit. Eine andere Weise Metaphysik<br />
zu konzipieren stellt das Prozessdenken bzw. die Prozessontologie dar. Eine solche Metaphysik<br />
sieht sich dem Wandel und dem Vergänglichen verpflichtet und muss auf nichts Absolutes oder Ewiges<br />
verweisen. Doch diese Art von Metaphysik wird im Gegenwärtigen Diskurs meist kurzerhand vom<br />
Tisch gefegt und zwar mit dem Einwand, dass in der Prozessontologie eigentlich gar keine Veränderung<br />
möglich sei und die Prozessontologen sich somit selbst widersprechen, wenn sie sich als Denker<br />
der Veränderung verstehen. Dieser Einwand behauptet, dass es im Rahmen der Prozessontologie<br />
keine Veränderung geben kann, weil es in dieser Ontologie nichts Seiendes gibt, das sich verändert<br />
und der Begriff Veränderung ja ein solches Seiendes als Träger der Veränderung voraussetzt. Da<br />
sich die Prozessontologie selbst als eine Ontologie der konstanten Veränderung versteht, wird sie, so<br />
die Vertreter des Einwandes, zu einer widersprüchlichen oder auch einfach nur falschen Position.<br />
Diesen Einwand möchte ich im Rahmen meines Vortrages entkräften. ◆<br />
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