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Michael Städtler ◆ Gewißheit und Normbegründung – Die Grenze zwischen<br />

Glauben und Wissen in historischer und in systematischer Perspektive<br />

In der neueren Diskussion um die Integration der Einzelnen in <strong>Gesellschaft</strong> und Staat wird immer<br />

wieder auf die normative Bedeutung religiöser Motive und Traditionen verwiesen. Offenbar wird<br />

dabei die Grenze zwischen religiöser und säkularer Begründung des Politischen als eine durch Übersetzung<br />

(im linguistischen oder im kognitiv-begrifflichen Sinn) überschreitbare wahrgenommen.<br />

Dahinter verbirgt sich aber das massive Problem der Begründung von Gewißheit als Glaube oder als<br />

Wissen: Wieweit man an rational begründete Inhalte glauben kann und wieweit man umgekehrt etwas<br />

wissen kann, das sich, gerade auch dem eigenen Verständnis nach, solchen Begründungen entzieht.<br />

Die Weise, wie diese Differenz entwickelt worden ist, kann Rückschlüsse auf die geschichtliche Bedingtheit<br />

und auf die politischen Funktionen des Verhältnisses von Glauben und Wissen erlauben.<br />

Daraus kann auch die Langlebigkeit dieses politischen Motivs verständlich werden. Der Ausgangspunkt<br />

dieser Problematik ist in der Aristoteles-Rezeption des 12. und 13. Jahrhunderts zu suchen.<br />

Die philosophische Überzeugungskraft der Aristotelischen Werke provoziert den Versuch, dieses<br />

nichtreligiöse Denken als mit den Glaubenswahrheiten vereinbar zu denken. Daß diese grundsätzlich<br />

auch mittels lumen naturale begründbar sein müßten, war dem neuplatonisch geprägten Denken des<br />

früheren Mittelalters nicht in der Schärfe zum Problem geworden. Mit der nominalistischen Wende<br />

indes wird es zum bestimmenden Problem neuzeitlicher Wissenschaft. Hiervon ausgehend ist kurz<br />

und beispielhaft zu zeigen, wie religiöse und säkulare Legitimationsformen in der Neuzeit verwoben,<br />

aber zugleich spannungsreich aufeinander bezogen sind, bis hin zu Kant und zu Hegel. Diese Autoren<br />

sind schließlich die Referenzgrößen der eingangs erwähnten neueren Diskussion. ◆<br />

Stephan Steiner ◆ Leo Strauss und die deutsche Philosophie in Amerika<br />

Mit dem Jahr 2003, dem Beginn des zweiten Irakkrieges, rückte der US-amerikanische Neokonservatismus<br />

als treibende Kraft hinter den neuen Kriegen des Westens in den Fokus öffentlichen<br />

Interesses. In den Mittelpunkt der Aufmerksamkeitsproduktion geriet dabei insbesondere<br />

der Name Leo Strauss. In den USA ist dieser als Gründer der wichtigsten Schule konservativer<br />

Kultur- und Liberalismuskritik kein Unbekannter, doch Europa hatte den in der Fremde berühmt<br />

gewordenen deutsch-jüdischen Emigranten nahezu vollständig vergessen. Bis heute geht sein<br />

Name hier im Wesentlichen nur als mythenumranktes Gespenst um. Anhand einer Analyse des<br />

Vortrages German Nihilism von 1941 soll Strauss’ Aneignung und Transformation konservativen<br />

Denkens skizziert werden. Diese Konstellation zeigt ihn in einem Grenzraum: im Übergang zwischen<br />

zwei Kontinenten blickt er von New York her auf die Erfahrungen der Weimarer Zeit zurück.<br />

Die Wiedereinbettung von Strauss in die radikalisierten Kontexte der Weimarer Republik – in jene<br />

jüdischen, philosophischen und politisch-theologischen Antimodernismen aller Couleur, deren<br />

Teil er war – soll ein präziseres Bild der Genese seines politischen Philosophierens ermöglichen.<br />

Erst auf dieser Grundlage ist eine begründete Beurteilung des Verhältnisses von Philosophie und<br />

Politik in Strauss’ Denken, sowie seiner Rolle innerhalb der kulturellen Konflikte der USA und<br />

des „Westens“ möglich. Im Vortrag wird diese ideenhistorische Transfergeschichte an den Grenzen<br />

Europas rekonstruiert und die These vertreten, dass der Emigrant Strauss eine spezifisch deutsche<br />

Kritik der Moderne nach Amerika brachte, die bis heute die Debatten prägt. ◆<br />

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