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Anne Reichhold ◆ Körpergrenzen in der zweiten Person<br />

Die teilnehmende Perspektive der zweiten Person ist <strong>für</strong> einen ethischen Personbegriff zentral.<br />

Darwall arbeitet in „The Second Person Standpoint“ ein interpersonales Zurechnungs-, Erwartungs-,<br />

und Anerkennungsnetz zwischen Personen heraus, das ethischen Begriffen wie Würde,<br />

Achtung und Moralität zugrunde liegt (Darwall 2006). Gründe, die ihre Gültigkeit auf der Grundlage<br />

von interpersonalen Autoritätszuweisungen und Verantwortungsrelationen erhalten, nennt<br />

Darwall „second-personal“. Zweitpersonale Gründe beruhen auf einer Vorstellung von Interpersonalität,<br />

in der Personen andere Personen als Personen ansprechen, anerkennen und behandeln.<br />

Im Vortrag wird die Frage gestellt, wie der Plural von Personen und die Grenzen zwischen ihnen in<br />

Ansätzen der „zweiten Person“ konzipiert werden können. Darwall selbst interpretiert die Person<br />

in Anknüpfung an Kant als freies und rationales Glied im Reich der Zwecke. Für diese „zweite<br />

Person“ scheint die körperlich-biologische Natur des Menschen keine Rolle zu spielen. Wie aber<br />

kann in einer derartigen Konzeption der Plural und die Andersheit der Personen gedacht werden?<br />

Auf welcher Grundlage gibt es unterschiedliche Personen, die sich ansprechen, etwas voneinander<br />

fordern oder sich zur Rechenschaft ziehen? In ontologischen Kontexten wird der Plural von<br />

Personen im Sinne der Zählbarkeit interpretiert: Personen werden raumzeitlich individuiert und<br />

voneinander unterschieden (Strawson 1977). Der Körper im Sinne der Raumzeitlichkeit erlaubt<br />

hier die Unterscheidung, den Plural und die Individuation von Personen. Allerdings ist diese Form<br />

der raumzeitlichen Individuation nicht spezifisch <strong>für</strong> einen personalen Plural. Auch Gegenstände<br />

werden so individuiert. Der Plural der zweiten Person zeichnet sich aber durch eine teilnehmende<br />

Einstellung aus, in der einerseits deutlich Grenzen zwischen Personen gedacht werden, zugleich<br />

aber auch Anerkennungsrelationen, in denen alle Glieder der Relation als Personen bestimmt<br />

werden. Im Vortrag wird <strong>für</strong> die These argumentiert, dass der menschliche Körper nicht in seiner<br />

individuierenden Struktur der Raumzeitlichkeit, sondern in seiner praktisch-lebensweltlichen<br />

Struktur als Leib <strong>für</strong> den zweitpersonalen Plural der Teilnehmerperspektive konstitutiv ist.<br />

Unter Rückgriff auf Strawsons Analysen der Teilnehmerperspektive in „Freedom and Resentment“<br />

(Strawson 1974) wird die leibliche Struktur des zweitpersonalen Plurals der ontologisch relevanten<br />

Struktur des Körpers von Personen gegenüber gestellt. Der individuierbare Körper erweist<br />

sich aus zweitpersonaler Perspektive als abgeleitete Struktur personaler Körperlichkeit. Personen<br />

begegnen uns aus teilnehmender Perspektive als leibliche.<br />

Literatur: Darwall, Stephen: The Second-Person Standpoint: Morality, Respect, and Accountability. Cambridge<br />

2006 / Strawson, Peter: Individuals. London 1977 / Strawson, Peter: „Freedom and Resentment“ in:<br />

ders,: Freedom and Resentment and other essays. London/New York 1974, 1–25. ◆<br />

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