25.10.2012 Aufrufe

Verlag.Buchhandel.Service. - Österreichische Gesellschaft für ...

Verlag.Buchhandel.Service. - Österreichische Gesellschaft für ...

Verlag.Buchhandel.Service. - Österreichische Gesellschaft für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Torsten Hitz ◆ Philosophieren mit Migrantenkindern<br />

Angesichts der Herausforderungen des Zusammenlebens in multikulturellen <strong>Gesellschaft</strong>en wird<br />

in der deutschsprachigen Philosophiedidaktik seit einiger Zeit über mögliche Folgen der Migration<br />

<strong>für</strong> den Philosophieunterricht diskutiert. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Besonderheiten<br />

im Philosophieunterricht mit Migrantenkindern zu beachten sind. Bislang werden diese Besonderheiten<br />

nahezu ausschließlich als kulturelle aufgefasst. Der Vortrag geht dagegen von den bislang<br />

kaum beachteten sprachlichen Besonderheiten des Philosophierens mit Migrantenkindern aus. Er<br />

stützt sich einerseits auf die Sprechakttheorie und die Philosophie des Geistes, andererseits auf die<br />

Didaktik des Fachunterrichts mit Englisch als Arbeitssprache („bilingualer Unterricht“). Daraus wird<br />

eine sprachphilosophisch-bedarfsorientierte Methode <strong>für</strong> das Philosophieren mit Migrantenkindern<br />

entwickelt. Die geistigen Vollzüge des Philosophierens werden dabei als Sprechakte aufgefasst. Wie<br />

man die typischen Sprechakte des Philosophierens bedarfsorientiert vermitteln kann, wird an einem<br />

praktischen Unterrichtsbeispiel erläutert. Schließlich wird dargelegt, dass das Erlernen typisch philosophischer<br />

Sprechakte zugleich ein kulturelles Lernen ist. Der Vortrag beruht auf philosophischen<br />

Forschungen sowie auf praktischen Unterrichtsversuchen in einem Modellprogramm zur Förderung<br />

von Migrantenkindern an einem deutschen Gymnasium. Die Ergebnisse lassen sich auf Philosophieunterricht<br />

an allgemeinbildenden Schulen ebenso anwenden wie an berufsbildenden oder<br />

wirtschaftskundlichen Schulen, auf den Wahlpflichtunterricht mit besonders interessierten Schülern<br />

ebenso wie auf Ersatz- oder Alternativunterricht zu Religion. ◆<br />

H Martin Hoffmann ◆ Menschliche Individualität – ein Begriff auf der Grenze zwischen<br />

theoretischer und praktischer Philosophie<br />

Die Idee der Individualität ist <strong>für</strong> unser Selbstverständnis als Menschen wesentlich. Zwar wird<br />

der Begriff menschlicher Individualität selten explizit thematisiert; implizit aber ist er <strong>für</strong> viele<br />

Debatten sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Philosophie relevant. Da<strong>für</strong> seien<br />

zwei Beispiele angeführt: Die begrifflichen Grundlagen der „Anlage/Umwelt“-Kontroverse werden<br />

in der Philosophie der Biologie und der Philosophie der Psychologie immer wieder problematisiert.<br />

Dabei geht es insbesondere um die Frage, inwiefern die individuelle Ausprägung von mentalen<br />

und physischen Eigenschaften durch biologische Merkmale (Gene) und durch den Einfluss<br />

der Erziehung und soziale Prägung determiniert wird. In der praktischen Philosophie wird der<br />

politische Individualismus gegenwärtig intensiv diskutiert. Eine normative Kernfrage betrifft dabei<br />

die Reichweite legitimer staatlicher Intervention gegenüber dem einzelnen Individuum. Für diese<br />

und andere Debatten scheint somit eine Vorstellung von menschlicher Individualität von grundlegender<br />

Bedeutung zu sein. Im Vortrag wird versucht, einige inhaltliche Bestimmungen dieses<br />

Individualitätsbegriffs zu explizieren. Dabei wird zuerst gezeigt, dass es einen Begriff menschlicher<br />

Individualität gibt, der weder mit den in der Psychologie geläufigen Konzepten Persönlichkeit und<br />

Charakter, noch mit dem biologischen Begriff des menschlichen Individuums zusammenfällt, der<br />

aber gleichwohl <strong>für</strong> unser Selbstverständnis als Menschen wesentlich ist. In einem zweiten Schritt<br />

wird dann eine normative Bedeutungskomponente dieses Individualitätsbegriffs herausgearbeitet.<br />

Dabei handelt es sich nicht um eine Dimension moralischer Normativität, sondern vielmehr um<br />

eine normative Orientierung, die sich aus der teleologischen Vorstellung ergibt, dass menschliche<br />

Individuen ihre Anlagen entweder in guter oder gelungener Weise entfalten oder dieses Ziel auch<br />

verfehlen können. ◆<br />

56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!