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Anne Sophie Spann ◆ Substanz, Relation oder beides:<br />
Augustinus und Heidegger zur Frage „Was sind Personen?“<br />
Was sind Personen? Die Antworten des abendländischen Denkens auf diese Frage lassen sich zwei<br />
Grundpositionen zuordnen, denen zwei weitgehend unabhängig voneinander verlaufende Traditionslinien<br />
entsprechen: Gemäß dem Relationsmodell (Cicero, Hobbes, Hegel) ist eine Person nichts anderes<br />
als eine Funktion ihrer Beziehung zu anderen Personen. Dagegen betrachtet das Substanzmodell<br />
(Aristoteles, Boethius, Descartes) die Person gerade als dasjenige, das sich unabhängig von Relationen<br />
und sonstigen akzidentellen Eigenschaften durchhält. Trotz der offenkundigen Gegensätzlichkeit beider<br />
Modelle finden sich in der Geschichte der philosophischen und theologischen Reflexion auf das<br />
Wesen von Personen vereinzelt Ansätze einer Vermittlung. Der Vortrag möchte zwei dieser interessanten<br />
Vermittlungsversuche vorstellen und kritisch beleuchten: den im Rahmen seiner Trinitätsspekulation<br />
entwickelten Personbegriff Augustinus‘ sowie Heideggers frühe fundamentalontologische Theorie des<br />
Daseins, die der Sache nach eine Philosophie der Person ist. Augsutinus stellt in der berühmten Formel<br />
„una essentia vel substantia, tres personae“ dem traditionellen Substanzbegriff einen relationalen<br />
Personbegriff zur Seite, der auf dem Postulat einer nichtakzidentellen Relationalität basiert. Allerdings<br />
verbleibt dieser neue Gedanke in einer dependenten Position; die Relationalität des Personseins von<br />
Personen berührt nicht deren Sein qua Substanz. Demgegenüber sucht Heidegger Substantialität ganz<br />
in Relationalität aufzulösen, was pointiert in der These „Das ‚Wesen‘ des Daseins liegt in seiner Existenz“<br />
zum Ausdruck kommt. Heideggers Dasein ist pure Relationalität, die freilich nicht nur zwangsläufig<br />
sich als Substanz mißversteht, sondern – qua Selbstbeziehung – gleichsam substanzhafte Züge trägt.<br />
Es ist zu fragen, inwieweit Augustinus’ und Heideggers Konzept der Person systematisch überzeugend<br />
zwischen Substanzmodell und Relationsmodell zu vermitteln vermögen. ◆<br />
S Friedrich Stadler ◆ Wissenschaftstheorie in Österreich im internationalen Vergleich –<br />
Eine kritische Bestandsaufnahme<br />
Nach der gewaltsamen Vertreibung und Zerstörung des Wiener Kreises vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
kam es nach 1945 trotz einer kurzen, aber gescheiterten Renaissance um Viktor Kraft erst relativ<br />
spät zu einer verzögerten Rückwirkung (vor allem über das <strong>Österreichische</strong> College/Forum Alpbach)<br />
einer transformierten, normativen und sprachanalytischen „Philosophy of Science“ in die Zweite<br />
Republik. Diese etablierte sich ab den 1960er Jahren außerhalb Wiens mit einschlägigen Lehrstühlen<br />
<strong>für</strong> (analytische) Wissenschaftstheorie und Grundlagenforschung in den übrigen Landeshauptstädten<br />
(Salzburg, Graz, Innsbuck, Linz). Dieser Prozess erfolgte vor allem unter dem Einfluß der Schule von<br />
Wolfgang Stegmüller in Deutschland, der in Österreich keine akademische Karriere erleben durfte. In<br />
den letzten beiden Dekaden ist eine verstärkte Wende zur Wiener wissenschaftsphilosophischen Tradition<br />
erkennbar, was im internationalen Vergleich (z. B. HOPOS, EPSA) rekonstruiert und kritisch<br />
bewertet wird. Der Vortrag schliesst an die ersten Berichte über die Entwicklung der Wissenschaftstheorie<br />
in Österreich seit 1945 an (G. Zecha 1970; G. Schurz und G. Dorn 1993) und untersucht<br />
die institutionellen Bedingungen und theoretischen Veränderungen der Philosophy of Science nach<br />
den „historical and sociological turns“ seit der Londoner Konferenz an der LSE mit Popper, Kuhn,<br />
Lakatos und Feyerabend im Jahre 1965. Dabei spielt die zentrale Frage eine Rolle, ob dadurch die<br />
dominierende disziplinäre Matrix von „Logik und Wissenschaftstheorie“ durch ein interdisziplinäres<br />
Forschungsfeld abgelöst wurde, das Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte (History<br />
and Philosophy of Science) gleichermaßen umfasst. Der Vortrag basiert auf Ergebnissen zweier von<br />
mir geleiteter FWF-Forschungsprojekte zur Geschichte der Wissenschaftstheorie sowie auf meinem<br />
Bericht zur Wissenschaftstheorie in Österreich seit 1991 <strong>für</strong> die „Zeitschrift <strong>für</strong> allgemeine Wissenschaftstheorie“<br />
(<strong>für</strong> 2011 in Vorbereitung). ◆<br />
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