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Verlag.Buchhandel.Service. - Österreichische Gesellschaft für ...

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Charlotte Annerl ◆ Pascal als Kritiker der Lebenskunst<br />

Die aktuelle, von Foucault und Wilhelm Schmid angeregte Philosophie der Lebenskunst hat, so<br />

Otfried Höffe, „Konjunktur“. Ungeachtet ihrer Erfolge auf dem Buchmarkt sieht sie sich allerdings<br />

mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht den methodischen Kriterien philosophischer Analyse zu genügen.<br />

Der „gegenwärtigen Lebenskunsteuphorie“ (Wolfgang Kersting) sei daher eine Abfuhr zu<br />

erteilen. Auch aus Sicht Pascals verfehlt die Philosophie ihre Aufgabe, wenn sie den Anspruch erhebt,<br />

die Bemühungen des Einzelnen, „sein Leben einzurichten“, anzuleiten und durch „heroische“<br />

Appelle und einseitige Empfehlungen zu korrigieren. Denn dabei wird der Fehler begangen, die<br />

irritierenden Phänomene des modernen Glücksstrebens nicht als kulturelle Symptome, als Ausdruck<br />

grundlegender Unstimmigkeiten und Defekte, sondern bloß als Irrtum, Schwäche oder Unvernunft<br />

aufzufassen. Eine alternative, methodisch reflektierte „science des mœures“ könne hingegen sehr<br />

wohl ein die „Ursachen der Wirkungen“ freilegendes Verstehen leisten. Der erste Teil des Vortrags<br />

befasst sich mit Pascals Analyse der Paradoxien einer am Glück als allgemeinem Zweck orientierten<br />

sozialen Praxis. Pascal erläutert dabei, welche Formen des „Elends“ und welche Selbsttäuschungen<br />

die Bemühungen im Rahmen der alltäglich praktizierten Lebenskunst hervorbringen, diese Widersprüchlichkeiten<br />

abzumildern. In den prekären individuellen Strategien der Lebensgestaltung meint<br />

Pascal zudem, eine weitere, noch komplexere Problemstruktur zu erkennen, die sich nur durch die<br />

Einbeziehung einer geschichtlichen Dialektik erschließt, die jedoch strikt religiös interpretiert wird:<br />

Im Anschluss an diese Kritik erhebt sich erneut, gewissermaßen auf höherem Niveau, die Frage, ob<br />

dennoch auch <strong>für</strong> moderne <strong>Gesellschaft</strong>en die Hoffnung besteht, eine nicht zum Scheitern verurteilte<br />

Synthese von Glück und Ordnung zu erreichen. Pascals vage bleibender Antwort ist der zweite<br />

Teil des Vortrags gewidmet.◆<br />

Markus Arnold ◆ Die Erfahrung der Philosophen.<br />

Zum Konflikt zwischen philosophischen und<br />

wissenschaftlichen Erkenntnismodellen<br />

Nicht nur die Wissenschaften, sondern auch die klassische Philosophie hat Theorien ihrer eigenen<br />

Erfahrung und der sie ermöglichenden Methoden. Diese kreisten immer wieder um die Möglichkeit,<br />

in der eigenen inneren Gewissheit der „Vernunft“ Kriterien der Wahrheit zu finden. Legitimiert<br />

wird mit diesen Theorien unter anderem die Praxis des philosophischen Gesprächs als Ort der<br />

Wahrheitssuche und der philosophischen Forschung. Sowohl diese Forschungspraxis wie auch deren<br />

wissenschaftstheoretische Begründung wurden jedoch mit dem Entstehen der neuzeitlichen Wissenschaften<br />

zunehmend in Frage gestellt. Von historischen Beispielen ausgehend, wird der Vortrag<br />

Verbindungen zur zeitgenössischen Diskussion schlagen. Etwa zu den methodischen Schwierigkeiten<br />

interdisziplinärer Kooperationen zwischen Philosophie und den empirischen Wissenschaften, wie<br />

sie traditionell auch in dem Gegensatz Lebenswelt und Wissenschaft diskutiert werden. Denn um mit<br />

den Wissenschaften in einen fruchtbaren Dialog treten zu können, muss sich die Philosophie der<br />

wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen ihrer eigenen Methoden bewusster werden.◆<br />

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