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M<br />

Jacob Emmanuel Mabe ◆ Die Konvergenz von Mündlichkeit<br />

und Schriftlichkeit als Beispiel <strong>für</strong> kulturelle<br />

Grenzüberschreitung in der Weltphilosophie<br />

Sichtet man die vielfältigen Versuche der akademischen Philosophen, das Denken, das Leben,<br />

das Handeln, die Intelligenz, – kurz die geistige und materielle Existenz des Menschen – zu deuten,<br />

so gerät man zweifelsohne ins raue Fahrwasser nahezu unüberwindbarer Richtungsstreitigkeiten.<br />

Dabei zählen allerdings weniger universalistisch begründete Argumente als monokulturalistische,<br />

aufeinander prallende, Ansichten und Meinungen, die dazu verführen, manche Fragen des<br />

Wissens fast nur nach ethnozentrischen Schemen zu untersuchen. So wird beispielsweise die orale<br />

Geistigkeit nach wie vor unzureichend erforscht oder negativ bewertet, da man sie ausschließlich<br />

primitiven, ja esoterischen <strong>Gesellschaft</strong>en zuordnet. Die Degradierung des Mündlichen, die sich<br />

in der Literatur über Mythen, Kunst, <strong>Gesellschaft</strong>, Religion etc. niederschlägt, kommt indessen<br />

daher, dass sie generell aus der Perspektive der Literalität eruiert wird. Doch auch die Philosophen<br />

sind dieser „archaischen“ Tendenz weitgehend verhaftet, da sie nicht den Mut aufbringen, den<br />

Bann des akademischen Methodenkonventionalismus zu brechen, indem sie auch die Mündlichkeit<br />

als ein Diffusions- und Artikulationsmittel von Wissen anerkennen, das nicht im Widerspruch<br />

mit der Schriftlichkeit steht. Mit anderen Worten, beide Stile schließen sich nicht gegenseitig,<br />

sondern ergänzen vielmehr einander. Allgemein bezeichnet die Oralität eine Artikulationsform,<br />

bei der das gesprochene Wort, d.h. das Verbum als einziges Vehikel des Denkens dient, welches das<br />

Wissen zum Ausdruck bringt. Diejenige Denkform, der das Mundwort zugrunde liegt, bezeichne<br />

ich als Oralphilosophie. Die Literalität hingegen ist ein Diffusionssystem von Gedanken, das sich<br />

in der Regel skripturaler Instrumente (Schrift, Zeichen etc.) unter genauer Beachtung bestimmter<br />

methodologischer sowie konventionell formaler Schreibregeln (Satzbau, Grammatik, Zeichensetzung,<br />

Fachvokabular etc.) bedient. Die Denkform, die mit dem Schriftstil operiert, nenne ich<br />

Schriftphilosophie. Ausgehend von dieser Erkenntnis versucht die von mir als Konvergenzphilosophie<br />

bezeichnete Denkrichtung, Wege der Interaktion und Zusammenführung mündlicher und<br />

schriftlicher Artikulationsformen in der Überzeugung zu zeigen, dass dadurch ein authentisches<br />

Weltwissen entsprechend den Erwartungen der gesamten Kulturmenschheit erreicht werden kann.<br />

Daher versteht will dieses Konvergenzmoment als methodisches Prinzip der kulturellen Grenzüberschreitung<br />

in der Philosophie darstellen. ◆<br />

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