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Martin Weichold ◆ Vom Geist zur <strong>Gesellschaft</strong><br />
In meinem Vortrag werde ich ein konkretes Beispiel da<strong>für</strong> vorstellen, dass Grenzüberschreitungen<br />
in der Philosophie möglich, sinnvoll und fruchtbar sind. Es soll gezeigt werden, wie eine Analyse<br />
innerhalb der Philosophie des Geistes ein Problem <strong>für</strong> die Grundlagen der Ethik ersichtlich werden<br />
lässt, welches mithilfe der Sozialphilosophie gelöst werden kann. Sowohl kognitionswissenschaftliche<br />
Evidenzen als auch die Debatten um Regelfolgen und Wissen-Wie legen nahe, menschliches Handeln<br />
nicht überintellektualistisch als ausschließlich rational kontrolliert und durch Gründe geleitet anzusehen.<br />
Vielmehr scheint menschliches Handeln auch eine spontane, intuitive und praktisch absorbierte<br />
Dimension aufzuweisen. Die kognitive Komponente eines solchen alltäglichen Handelns ist zwar bisher<br />
oft unthematisiert geblieben; sie kann aber, wie ich zeigen werde, mithilfe phänomenologischer<br />
Ressourcen positiv ausbuchstabiert werden. Dann jedoch stellt sich das Problem, wie Menschen <strong>für</strong><br />
ihr praktisch absorbiertes Handeln verantwortlich gemacht werden können. Denn der praktisch absorbiert<br />
Handelnde kann immerhin nicht mehr deshalb zur Verantwortung gezogen worden, weil er<br />
das Handeln im relevanten Sinne unter rationaler Kontrolle gehabt hat. Zur Lösung dieses Problems<br />
werde ich ein sozialexternalistisches Manöver in Wittgensteinischem Geiste vorschlagen: Die intersubjektive<br />
Praxis der Zuschreibung von Verantwortung und des Gebens von Gründen muss streng von<br />
der psychologischen Realität getrennt werden. Die Grenzen menschlichen Denkens thematisierend,<br />
schlage ich hier mithin das Ziehen einer neuen Grenze vor, wobei dieser Vorschlag selbst das Ergebnis<br />
davon ist, dass u.a. die folgenden Grenzen überschritten werden: 1) Die Grenzen zwischen der Philosophie<br />
des Geistes, der Handlungstheorie, den Grundlagen der Ethik und der Sozialphilosophie, 2)<br />
die Grenzen zwischen „Analytischer“ und „Kontinentaler“ Philosophie, und 3) die Grenzen zwischen<br />
Philosophie und (Kognitions-) Wissenschaft. ◆<br />
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