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Franz Zeder ◆ Skeptisches, literales und narratives Philosophieren im Philosophieunterricht<br />

Die Einführung von kompetenzorientierten Bildungsstandards lässt erwarten, dass sich der<br />

Philosophieunterricht von der problemorientierten Theorie- zur handlungsorientierten Praxiskompetenz<br />

und vom prozessorientierten skeptischen Nachfragen zum produkt- und ergebnisorientierten<br />

Lernen verändert. Den Trend verstärken die Neuen Medien. Mit dem Ankreuzen<br />

von Antworten in einer e-learning-kompatiblen Aufgabenstellung stünde allerdings jene subjektorientierte<br />

Offenheit zur Disposition, die bisher den Philosophieunterricht als einen Ort des<br />

Lernens außerhalb geschlossener Wissenssysteme ausgezeichnet hat. Die philosophische Bewusstseinsbildung<br />

der SchülerInnen war nicht das Ergebnis linearer Lernstrukturen, sondern entsprang<br />

dialogischen Lehr- und Lernverfahren, <strong>für</strong> die auch eine gewisse Wissenskompetenz des Lehrers<br />

Voraussetzung war. Eine weitere Schiene bildeten und bilden philosophische Texte, wobei auch in<br />

diesem Fall fraglich bleibt, ob deren Verständnis durch elektronische Lernplattformen erleichtert<br />

wird. Effizienter wären z.B. literale Unterrichtsverfahren sowie philosophisch gehaltvolle narrative<br />

Texte im Philosophieunterricht. Sowohl das intrapersonale Schreiben eigener Essays entlang philosophischer<br />

Zitate als auch die interdisziplinäre Implantierung literarischer Texte sollten jenes<br />

Kardinalproblem eines fremdinduzierten Unterrichts ein wenig entspannen, das aus der stets<br />

beklagten Unzugänglichkeit der philosophischen Fachsprache resultiert. ◆<br />

Christian Zelger ◆ Möglichkeiten und Grenzen eines<br />

kompetenzorientierten Philosophieunterrichts<br />

Im Unterschied zum traditionellen inhaltszentrierten Philosophieunterricht versucht der kompetenzorientierte<br />

Unterricht Schülern und Schülerinnen ausgewählte Methoden des Philosophierens<br />

beizubringen. Ausgehend von einem dreiteiligen Modell, das Philosophie a) als Inhalt, b) als Tätigkeit<br />

und c) als Haltung auffasst, werden spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten vorgestellt, die es dem Schüler<br />

schrittweise ermöglichen, philosophische Kompetenzen zu entwickeln. Während sich die Philosophie<br />

als Inhalt mit Denkern, Theorien, Strömungen, Disziplinen und Epochen auseinandersetzt und<br />

damit die inhaltliche Basis <strong>für</strong> eine philosophische Tätigkeit liefert, gilt es in einem zweiten Moment,<br />

klar definierte Fertigkeiten einzuüben und zu erlernen. Dazu gehören das Klären von Begriffen, das<br />

Formulieren von Argumenten (einschließlich das Vermeiden von Fehlschlüssen), das Erschließen von<br />

Inhalten (Text, Bild, Film, Musik, System), das Entwickeln von Gedanken und das Verfassen von philosophischen<br />

Essays als kreativer Akt. Jede einzelne der erwähnten Fertigkeiten baut bis zu einem gewissen<br />

Grad auf den vorherigen auf. Die philosophische Tätigkeit ruht auf der Philosophiegeschichte, indem<br />

aus ihr klassische Techniken und Methoden entlehnt werden, die losgelöst von oft erstarrten Systemen<br />

mächtige Werkzeuge des Philosophierens darstellen. Doch mit der Anwendung einzelner Fertigkeiten<br />

im philosophischen Kontext ist die philosophische Bildung nicht abgeschlossen. Im Unterschied zur<br />

Philosophie als Tätigkeit geht die Philosophie als Haltung noch einen Schritt weiter, indem im Schüler<br />

ein Bewusstsein <strong>für</strong> die Notwendigkeit der Philosophie geschaffen wird: Reflexion, Kritik, interdisziplinäres<br />

Denken, Konsequenz und schließlich Autonomie sind Momente der philosophischen Haltung,<br />

die weit über philosophiehistorische Kenntnisse und philosophische Fertigkeiten hinausgehen. Sie gilt<br />

es zu kultivieren. Der kompetenzorientierte Unterricht kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. ◆<br />

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