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Martin Lenz ◆ Sind nur sprachfähige Wesen rational?<br />
Über die Grenzen des „Raums der Gründe“<br />
Lange Zeit galt Sprache als Zeichen von Rationalität. Und noch immer wird Sprachfähigkeit gern<br />
als das zentrale Merkmal der anthropologischen Differenz, der Unterscheidung zwischen Mensch<br />
und Tier herangezogen. Wenn wir Tieren bestimmte Überzeugungen zuschreiben, so geschieht das<br />
daher oft unter einem Als-Ob-Vorbehalt. Obwohl die kognitive Ethologie beeindruckende Studien<br />
zu nicht-menschlichen Formen des Denkens vorgelegt hat, wird in der gegenwärtigen Philosophie<br />
des Geistes insbesondere im Anschluss an Davidson und Brandom wieder explizit die These vertreten,<br />
dass die Zugehörigkeit zu einer Sprachgemeinschaft eine wesentliche Bedingung des Denkens<br />
und insbesondere des Habens von Überzeugungen darstellt. Demnach sind nur sprachfähige Wesen<br />
wirklich im so genannten Raum der Gründe beheimatet. Der geplante Vortrag soll diesen Lingualismus<br />
mit einem Argument herausfordern, das von einem revidierten Überzeugungsbegriff ausgeht<br />
und schließlich darlegt, inwiefern unsere sprachlich artikulierten Überzeugungen in Kontinuität mit<br />
basaleren nicht-sprachabhängigen Überzeugungen zu sehen sind. ◆<br />
Susanne Lettow ◆ Philosophie als postdisziplinäre Form?<br />
Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert sind etablierte Grenzziehungen zwischen den Disziplinen<br />
und insbesondere die Grenze zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zunehmend in Frage<br />
gestellt worden. Auch <strong>für</strong> Philosophie bedeutet dies, dass sie ihren Status in einer sich verändernden<br />
Wissensordnung neu bestimmen muss - sowohl in Hinblick auf die Naturwissenschaften als auch in<br />
Hinblick auf die Sozial- und Kulturwissenschaften. Dabei ist diese Aufgabe nicht gänzlich neu, zeigt<br />
doch ein Rückblick auf das 19. Jahrhundert, dass im Prozess der Ausdifferenzierung der Wissenschaften<br />
immer wieder und auf unterschiedliche Weise versucht wurde, das spezifische Terrain der<br />
Philosophie zu umreißen. Nach einem kurzen historischen Rückblick auf einige solcher Versuche<br />
frage ich in meinem Beitrag nach Möglichkeiten, Philosophie als ‚postdisziplinäre‘ Formation zu<br />
begreifen. Dabei gehe ich insbesondere auf das Konzept der Postdisziplinarität ein, wie es u. a. der<br />
Wissenschaftstheoretiker Mario Biagioli verwendet. Zudem beziehe ich mich auf Debatten um Inter-,<br />
Trans- und Postdisziplinarität, die im Bereich der Gender Studies geführt werden. ◆<br />
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